Im Rahmen unserer Themenwoche „Allerlei spekulativer Blödsinn“ beschäftigen wir Prinzessinnenreporter, die letzte Bastion vor den Horden der Finsternis, uns heute mit den Auswirkungen einer Atombomben-Explosion auf den Onlinejournalismus.
Ein Nachspürerklärreportagenstück von Elke Wittich
10:00 Uhr: DPA-Eilmeldung „Berlin: Vermutliche Atombombe möglicherweise explodiert“
10:01 Uhr: Auf Twitter wird das Hashtag #BerlinAtom erfunden
10:02 Uhr: Mehrere Onlinepublikationen starten eine Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung von Themenwochen, Nachspürreportagen und Erklärstücken zum Thema Atombomben. Und Berlin.
10:03 Uhr: Erste Social Media-User verlangen Livestreams aus Berlins. Es sei mal wieder typisch, dass die etablierten Medien es nicht für nötig hielten, mehr als nur Agenturberichte zu liefern, lautet der allgemeine Tenor.
10:05 Uhr: Eine Onlinepetition mit dem Titel „ARD und ZDF: Livestreams von der Atombomben-Explosion in Berlin jetzt!“ wird gestartet.
10:06 Uhr: Das Twitter-Hashtag #Merkelschweigt trendet erneut.
10:07 Uhr: Erste Blogger stellen die Frage „Cui bono?“ beziehungsweise „Qui bono?“
10:08 Uhr: Die Livestream-Petition erreicht 100.000 Unterschriften.
10:09 Uhr: Ein getwitterter Augenzeugenbericht inklusive Fotos wird mehr als 25.000 Mal geteilt.
10:12 Uhr: Ein User stellt fest, dass der angebliche Augenzeuge aus Wanne-Eickel stammt, wo er grad eine Stunde zuvor noch ein Selfie vorm Drei-Männer-Eck gepostet hat. Und dass das angebliche Vor Ort-Foto ein nachkoloriertes Bild aus Hiroshima ist. Sein entsprechender Tweet wird 15 Mal geteilt.
10:13 Uhr: Erste Blogger beginnen mit dem Erstellen einer „Speaker- und Speakerinnen-Liste Atombombe“, in der Personen gesammelt werden, die „sehr gern auf Eurer Veranstaltung zum Thema sprechen wollen“.
10:14 Uhr: Die wegen einer Party im Berliner Headquarter versammelten Prinzessinnenreporter werden telefonisch geweckt. Eine kurze Inspektionstour durch Kreuzberg ergibt: Alles ruhig. Keine Atombombe, in Neukölln wurde nur mal kurz geböllert. Und das Schweigen der Berliner lag nur daran, dass alle noch schlafen, ist ja auch noch früh.
10:15 Uhr: Der Onlinejournalismus wurde für diesen Tag erfolgreich gerettet. Die Prinzessinnenreporter gehen wieder ins Bett.
10:16 Uhr: Auf Twitter ist man kurz beschämt. Bei DPA auch. Anschließend wird bei Twitter über ein Komma gezankt.
Huldreiche Prinzessin Elke – you made my day! Seid bedankt dafür!