Von Gastprinzessin Simon Ilger
Jürgen Todenhöfer, selbsternannter Islam-Experte und Ex-Busenfreund von Abu Bakr Al-Baghdadi – der ihn nach seinem hundsgemeinen Brief verstieß – prämierte seinen Film „Inside IS“ heute in der Essener Lichtburg. Vor gut gefüllten Rängen mussten die Zuschauer wenig Huldvolles ertragen.
Zu Beginn sagt Todenhöfer einige einleitende Worte. Einerseits, dass er sich für den hält, der Bush und Obama hinterher reist, um das aufzuräumen, was sie verursacht haben. Andererseits heitert er die Stimmung mit schmissigen Anekdoten über mit Handgranaten rumspielenden Terroristen auf.
Zum gut 45minütigen Film gibt es nicht sonderlich viel zu erzählen, grundlegend neue Erkenntnisse verschafft er nicht. Hauptsächlich sieht man Todenhöfer vor schwarzem Hintergrund, wie er Bilder kommentiert, die Todenhöfer beim IS zeigen. Außer dem Schütteln von Händen irgendwelcher vermummter und bzw. oder bärtiger Männer und den immer wiederkehrenden gleichen Fragen an den deutschen Christian Emde (Abu Qatada) passiert nicht sonderlich viel.
Spannender war da die anschließende Fragerunde an Todenhöfer. Zu wirklich kritischen Fragen kam es nicht, insgesamt bestand ein gewisser antiamerikanischer Grundkonsens im Auditorium. Hin und wieder brach auch offener Antiamerikanismus heraus, z.B. als seitens eines Zuschauers proklamiert wurde, es gäbe „keine guten Amerikaner“. Die Antwort auf nahezu jede Frage seitens der Zuschauer führt Todenhöfer früher oder später zu seinem Lieblingsthema. Für ihn ist der Westen, bzw. eigentlich die USA schuld am IS. Ohne Bush hätte es keinen IS gegeben und besiegt werden kann der IS auch nur durch die Sunniten oder waren es die Schiiten oder die Kurden. Auf keinen Fall jedoch durch die Amerikaner. Todenhöfer behauptet der IS mache halt nur das, was die Amerikaner vorher bereits getan hätten und würde sich nur gegen den westlichen Terrorismus wehren. Sein Gespräch mit Abu Qatada, welches keine 45 Minuten zuvor lief, vergisst er geflissentlich: Abu Qatada faselt darin von Eroberungsplänen in Europa und nicht von Rache für irgendwelche Luftangriffe. Eine Lösung hat er auch direkt parat: man muss miteinander reden. Eine große Friedenskonferenz für den Nahen und mittleren Osten, davon träumt Todenhöfer. Alle müssen an einen Tisch: der IS, die Baath-Partei und alle kleine syrischen Rebellengruppen. Ob die USA auch mitspielen dürfen, verrät er nicht.
Leider vergisst Todenhöfer, dass diese Sache mit dem Reden jetzt nicht so das Ding des IS ist. In Paris – woran natürlich auch die Amis Schuld sind – hätte man vielleicht auch einfach mal fragen sollen: „Hey, ihr ISler, mögt ihr das mit dem Abknallen vielleicht sein lassen?“. Hätte bestimmt geholfen. Todenhöfer bleibt seinem Weltbild treu und wo Antiamerikanismus ist, kann Antisemitismus nicht weit sein. Während Todenhöfer gerade fabuliert, dass die Amerikaner ja niemals Städte befreien, sondern immer nur zerstören – exakt 72 Jahre nach dem D-Day – und „Verhandeln statt Bomben“ fordert ruft jemand aus dem Auditorium „Gilt auch für Israel!“. Todenhöfer wiederholt dies mit einem süffisanten Lächeln: „Gilt auch für Israel!“.
72 Jahre nach dem Beginn der Befreiung Europas von Deutschland nutzt Todenhöfer eine große Bühne um seinem kruden Antiamerikanismus freien Lauf zu lassen und sein IS-Propagandafilm zu promoten. Da hätte ich mir heute Abend lieber die Wiederholung von Daniela Katzenbergers Hochzeit ansehen sollen. Da wäre zum einem deutlich huldvoller und zum anderen sehr viel erträglicher gewesen.