Archiv | November 2015

Schwerster royaler Tadel für Lutz Bachmann

Screen Shot 2015-10-04 at 7.21.36 PMVon „Team Lügenpresse“-Gründerin Elke Wittich

Da rettet man unermüdlich Woche für Woche den Journalismus, unter anderem vor genau den Horden der Finsternis, die ebenfalls Woche für Woche unter lautem „Lügenpresse!“-Geblöke Fotografen, Journalisten und Fernsehteams tätlich angreifen, und dann das: Ausgerechnet Lutz Bachmann ist Besitzer eines Presseausweises und nutzt mutmaßlich alle damit verbundenen Vorteile genüßlich aus. Wir halten fest:

 

 

 

  1. Das ist insgesamt so knalltütig, dass uns die Worte fehlen.
  2. Naja, fast.
  3. Denn ein erschlichener Presseausweis passt im Grunde ja prima zu diesen Veranstaltungen. Bei denen wird schließlich vor allem dagegen protestiert, dass man selber nicht im totalen Luxus lebt und alle, die man nicht leiden kann, nicht in absolutem Elend dahinvegetieren.
  4. Und weil wir so viel Spaß daran haben, das Evidente noch einmal auszusprechen, halten wir fest: Lutz Bachmann ist ein Heuchler.
  5. Und wir Prinzessinnenreporter als offizielle Ausrüster des Teams Lügenpresse haben außerdem die schöneren T-Shirts, aber darum geht es ja eigentlich gar nicht, sondern darum:
  6. Wir erteilen hiermit die Höchststrafe, nämlich den schwersten royalen Tadel für Lutz Bachmann, inklusive lebenslangem Erdbeertörtchenverbot und Ausgelachtwerden. Ha!
Dieser Eintrag wurde am 13. November 2015 veröffentlicht. 1 Kommentar

Leitfaden zum Umgang mit säumigen Autoren

w6Von PR♕-Redakteurin Marit Hofmann (aus fadenscheinigen Gründen zwei Monate nach dem vereinbartem Termin verfaßt)

Für ein angenehmes Arbeitsverhältnis muss die Auftraggeberin zunächst herausfinden, zu welchem Abgabe-Typ (Mischformen möglich) ein neuer Autor gehört. Um das Wertesystem eines neuen Autors inklusive seiner Einstellung zu guten alten Dingen wie Arbeitsdisziplin zu testen, geht man so vor: Man setzt ihm einen (sehr frühen, sicher ist sicher) Abgabetermin und wartet ab, was passiert.

Langjährige Erfahrung ergab folgende Kategorisierung:


1) Der gewissenhafte frühe Vogel (ja, auch den gibt es, leider rar) wird weit vor dem Termin einen bereits mehrfach korrekturgelesenen, perfekt formatierten Text inklusive Vorschlägen für Überschrift und Illustration einreichen, nicht ohne sich für seine Überpünktlichkeit auch noch zu entschuldigen: „Dann hab ich’s vom Tisch.“ Gern behauptet der Gewifrüvo vorher, er wisse nicht genau, ob er den Termin wirklich schaffe – eine Aussage, die man bei ihm im Gegensatz zu allen anderen Abgabetypen nicht ernst nehmen muß. Wunderbar, das nächste Mal können wir dem Gewifrüvo sogar die wirkliche Deadline verraten – er wird sie verlässlich unterschreiten.


2) Auch auf diesen Felsen können Sie bauen: Den Text der Punktgenauen findet man auf die Minute des vereinbarten Termins im Postfach – es sei denn, sie hat Schnupfen, Dann kann es – „sorry, hoffentlich bringt Dich das nicht in Schwierigkeiten!“ – schon mal 20 Minuten später werden.


3) Der Ichlassmichdochnichthetzen ruft einem Tag vor Abgabe an, um mehr Zeit rauszuschlagen. Einstiegsfrage des Ilamidonihe: „Wann soll ich eigentlich noch mal abgeben? – Schon morgen?! Kann ich nicht noch das Wochenende haben? Morgen krieg ich nämlich Besuch, und ich hab das Buch/die Platte/den Film/das Thema noch gar nicht gelesen/gehört/gesehen/erfunden (Zutreffendes bitte ankreuzen).


4) Den creative Retardierern indes muß man hoch anrechnen, daß sich ihre Kreativität zwar (zunächst) nicht in dem bestellten Text, dafür aber in originellen Entschuldigungen niederschlägt: „Du glaubst nicht, was mir passiert ist, eine Silvesterrakete hat meine Schreibhand getroffen – und das mitten im Sommer!“, „Mein Dackel hat meinen USB-Stick gefressen, und ich muß jetzt warten, bis er wieder raus …“ Doch auch mit ihnen kann man sich, wenn man den Retardis ein wenig auf die Sprünge hilft bzw. die Alternative in Aussicht stellt (ich sage nur: Erdbeerminen), am Ende doch noch auf eine akzeptable Frist einigen ebenso wie mit


5) den Tränendrüsedrückern: „Meine Freundin hat mich heute verlassen“, „Mein Meerschweinchen ist gestorben“ – Hier ist die Redakteurin als Therapeutin gefragt. Die Deadline wird zur Nebensache, die man allerdings als gute Ablenkung von Liebeskummer und Malaisen aller Art verkaufen kann.


6) Die Hardcore-Princess sagt, wenn man ihr Thema und Abgabetermin nennt, sofort mit einem „na klar, kein Problem“ zu. Von ihr hörst du nie wieder etwas, solange du nicht nachfragst. Dann kommt ein „Oh, vergessen. Bis wann hab ich Zeit?“ Und sie wird in rasanten Tempo einen atemberaubenden Text hinlegen. Der Hacopri braucht man nur Deadlines, die nicht über 3 Stunden hinausgehen zu geben. Sie braucht nun mal das Adrenalin.


7) Der radikale Hinhalter hat im ungünstigsten Fall irgendwie (Spyware?) die wahre ultimative Todeslinie herausgefunden, die aber für keine Redaktion dieser Welt einzuhalten wäre, wenn sich alle Autoren so benähmen wie der Radihiha: „Hier, ich hab schon den Vorspann fertig. Rest kommt morgen. Ich schwör!“ Morgen kommt: nichts. Hier hilft nur, wenn überhaupt etwas hilft, 24-Stunden-Mail- und -Telefonterror, und, so leid es mir tut, Überwachung via soziale Netzwerke („Wie bitte, Du willst heute an der Party der glücklichen Prokrastinierer teilnehmen? Setz Dich gefälligst an den Schreibtisch!“)


8) Der DÜK (Deckeübernkopf), auch Godot genannt: Meldet sich nicht, antwortet nicht auf Nachfragen, ist unbekannt verzogen. Conclusio: Wir müssen den Autor ab- bzw. den Text selbst schreiben. Dem DÜK verdanken wir einige unvermutete Kreativitätsschübe.


Fazit: Mit allen Autorentypen läßt sich wunderbar arbeiten, man muß sie nur zu nehmen wissen – und klitzekleine Nervenzusammenbrüche einkalkulieren.

Dieser Eintrag wurde am 11. November 2015 veröffentlicht. 8 Kommentare

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (34)

12231529_10206492291758362_1830674615_nAusgefüllt von Stefan Laurin. Er schreibt für die Welt, Welt am Sonntag, die Jüdische Allgemeine, Kress, K.West und die Jungle World über Wirtschaft und Politik. Als Hobby betreibt er das Blog Ruhrbarone.

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Das war in den 80ern Hellmuth Karasek. Ich erinnere mich an die Kritik eines Filmes mit Robert de Niro, die wir uns nach dem Abi am Baggersee gegenseitig vorgelesen haben, weil sie so unglaublich lustig war.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
Weekly World News: „Elvis lebt!“

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Unglücklicherweise habe ich eine Zeit lang auch den Sportteil des Stadtmagazins Marabo betreut. Auf einer Pressekonferenz bei Schalke 04 hatte ich den Namen von Ebbe Sand vergessen, als ich Rudi Assauer eine Frage nach Ebbe Sand stellte. Ich stammelte etwas von „der Däne.“

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Durch staatliche Gelder. Journalismus hat nur Wert, wenn er unabhängig ist. Der Staat und die Politik stehen auf der einen Seite, wir auf der anderen.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Mit Hunter S. Thompson im Himmel zu trinken wäre bestimmt ein schönes Erlebnis. Zumal ich davon ausgehe, dass man dort keinen Kater bekommt und die Preise moderat sein werden.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Niemandem. Jeder soll schreiben was er will, solange ich nicht gezwungen werde es zu lesen.

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Jagdflieger. Die Berufseinstellung ist ja vergleichbar. Flugzeug meiner Wahl wäre eine Lockheed P-38. Ich fand die doppelten Leitwerkträger immer schon sehr beeindruckend.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?

Tom Wolfe. Er hat das Schreiben von Generationen von Journalisten geprägt, scheint viel Humor zu haben und ich mag alle seine Bücher – sowohl die Reportagen als auch die Romane. Außerdem habe ich noch nie jemanden gesprochen, der Gamaschen trägt.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst? Und wie würde sie heißen?

Eine Mischung aus Bild und Jungle World.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Ich glaube Gott wäre heute beim Fernsehen. RTL – irgendwas mit sehr großer Reichweite. In der Bibel ist ja nur ein kurzer Text von ihm: Die zehn Gebote. Schreiben ist offenbar nicht seine große Leidenschaft.

Auf die Lügenpresse

Wenn es nicht beim Geschrei bleibt – Chronik der Angriffe auf Journalisten in der letzten Woche (plus ein etwas älterer Fall, der bislang eher unbeachtet blieb), zusammengestellt von Elke Wittich

Ende Oktober
Bielefeld
Der Fotograf Uwe Schmale entdeckt einen mit einem Hakenkreuz versehenen Drohbrief in seinem Briefkasten – der Staatsschutz ermittelt. Schmale hatte einen Bielefeld-Kalender herausgegeben, dessen Erlös wird jeweils zur Hälfte an den örtlichen Kinderfonds und an den Flüchtlingsfonds der Stiftung Solidarität gespendet. „Fällt Dir nichts Besseres ein als mit deinem Kalender Geld für Asylanten zu sammeln?“ heißt es unter anderem in dem Drohbrief, der mit einem Verweis auf den Messerangriff endet, bei dem die Kölner Politikerin Henriette Reker schwer verletzt wurde. Einen Bericht über den Fall gibt es hier.


2. 11. 2015

Berlin
Wie erst an diesem Tag bekannt wird, wurde Helmut Schümann bereits am 30. 10. im Berliner Stadtteil Charlottenburg von einem Unbekannten zuerst als Tagesspiegel-Autor identifiziert und dann als „linke Drecksau“ beleidigt und geschlagen. Der Tagesspiegel berichtet über den Fall.

Dresden

Am Rande der Pegida-Demo wird ein Fotograf von einem älteren Mann bis zu seinem Auto verfolgt, gefilmt und mit Reizgas attackiert. Die Dresdner Polizei veröffentlicht etwas später eine Personenbeschreibung des mutmaßlichen Täters, die hier zu finden ist.

Berlin
Während einer NPD-Demo gegen ein Flüchtlingsheim in Johannisthal wird das Videoteam der Tageszeitung „Die Welt“ von mindestens zwei Teilnehmern angegriffen. Martin Heller, Videochef der Welt, zeigt auf Twitter, dass der Attacke massive Hetze gegen „die Lügenpresse“ vom Lautsprecherwagen der Demo aus vorausging, zu sehen hier. Die Welt veröffentlicht ein Video des Angriffs: http://www.welt.de/politik/article148365295/Hier-greift-ein-NPD-Anhaenger-unser-Kamerateam-an.html.
Auch Andreas Kopietz von der „Berliner Zeitung“ wird von Demo-Teilnehmern angegriffen, wie er live auf Twitter berichtet.

7. 11. 2015
Berlin
Während der AfD-Demo in Berlin wird der Autor und Fotograf Khalil Rostamkhani von Anhängern der Partei beschimpft und attackiert. Rostamkhani, unter anderem Ehrenmitglied von PEN Kanada und USA, schildert etwas später in einem Facebook-Posting ausführlich, wie er von AfDlern beleidigt und bedrängt wurde.
Heute Show-Comedian Ralf Kabelka (ZDF) wird während der AfD-Demo ebenfalls bedrängt – er war bei der „Karnevalsveranstaltung“, wie er die Kundgebung anscheinend bezeichnet hatte, als Clown verkleidet mitgelaufen, was einigen Teilnehmern ganz und gar nicht gefiel, wie unter anderem dieses Video zeigt: AfDler versus Clown(Triggerwarnung: Enthält sehr engagiertes Lügenpresse!-Geschrei)

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Leidartikel-Philologendebatte!

Leidartikel- Philologendebatte: Anpassung an unsere Grundwerte erforderlich!

Liebe Mädchen, liebe junge Frauen!

mit Entsetzen vernahmen wir Prinzessinnenreporter den Aufruf des Philologenverbandes an Euch, die Beine zu verschließen, wenn ihr attraktiven muslimischen Männern begegnet. Sexuelle Abenteuer, mit einem dieser Immigranten sollt Ihr unbedingt vermeiden, steht da

Das schockiert uns natürlich sehr und wir möchten uns deshalb mit einem Leidartikel dem Problem annehmen.

Leider sind junge Menschen noch immer schutzlos den Mitgliedern des Philologenverbandes ausgeliefert. Eine Invasion von Philologen strömt als Lehrer in die Schulen,  weil sie hier ideale Aufnahmebedingungen vorfinden oder vorzufinden glauben. Ohne Zweifel ist es unsere humane Pflicht, Menschen, die wie auch immer in diesen Beruf abgedriftet sind, zu beschäftigen und versuchen zu integrieren. Dennoch sehen wir große Schwierigkeiten, denn grade männliche Lehrer fallen doch immer wieder mit unangenehmen Äußerungen auf.

Manchmal gelingt es, sie in andere Berufe zu vermitteln.

So zum Beispiel Björn Höcke, der mittlerweile nicht mehr als Lehrer arbeitet, sondern  seine Deutschlandfahnen-Neurose als Sesselpolsterer ausleben kann. Aber es können ja nun nicht alle zu Günther Jauch gehen. Legt man unsere ethischen und moralischen Vorstellungen an, würden viele Lehrer,- und insbesondere die Philologen, erstmal eine Umschulung benötigen. Denn viele glauben, dass sie in deutschen Schulen ihre Wertevorstellungen vermitteln und ausleben können. Gerade in Gymnasien ist es an der Tagesordnung, dass Kinder beschimpft und sogar gedemütigt werden!
Wir müssen unmissverständlich klarmachen, dass diejenigen, die als Lehrer daher kommen, sich unseren Grundwerten anzupassen haben und nicht umgekehrt!

Vor allem das Zusammenrotten der Lehrer, in pädagogischen Parallelgesellschaften, gilt es zu verhindern! Denn dort verlieren sie völlig den Bezug zur Realität!

Ja, wir brauchen Philologen, aber die richtigen Philologen, also ein Gesetz muss endlich in Kraft treten, dass dieses Problem endlich umfassend zu lösen hilft. Auch und gerade Lehrer müssen sich unseren Grundwerten anpassen- und nicht umgekehrt!

Deshalb hoffen wir, dass möglichst viele Mädchen möglichst viel Spaß haben bei sexuellen Abenteuern mit fremden Männern! Lebt alles aus, was Ihr wollt- und tut es intensiv und laut!
Nur durch diese harte Konfrontationstherapie ist entwicklungsresistenten Lehrern beizukommen!

Ramona Ambs, Prinzessin für sexuelle und philologische Angelegenheiten

 

krone

Dieser Eintrag wurde am 7. November 2015 veröffentlicht. 1 Kommentar

Abo-Kündigung mit Stil

kroneEin Musterschreiben von unserem Demokratie-Beauftragten Benjamin Weissinger

Guter Journalismus fängt beim Leser an – das ist ein Prinzessinnenmantra. Zurecht. Das beinhaltet natürlich nicht nur die Förderung von gutem Journalismus wie dem von PR, sondern auch die freundliche, aber bestimmte Zurückweisung von schlechtem Journalismus. Manchmal hilft da nur die Kündigung des Abonnements einer Zeitung. Doch nicht immer haben entsprechend aufmerksame Leser Zeit und Lust, an einem angemessenen Kündigungsschreiben zu feilen. Deshalb habe ich mich entschlossen, hier Abhilfe zu schaffen. Es folgt ein Muster für Kündigungen – zur freien Verfügung. XY kann hier je nach Fall und Anlass durch konkrete Namen und Inhalte ausgetauscht werden. Denn: Qualitätsjournalismus braucht Qualitäts-Abo-Kündigungen!

Ehemals verehrte Damen und Herren der XY-Redaktion,

hiermit kündige ich mein Abonnement Ihrer Zeitung zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Zu den Gründen will ich nicht länger schweigen, Sie müssen das alles lesen.

Lange Zeit hielt ich Ihr Blatt für eine gute Zeitung. Sie war nicht zu dick und nicht zu dünn, hatte solide Kreuzworträtsel (Lokalzeitung)/ein ordentliches Feuilleton (größere Zeitung), interessante Bilder und einen guten Sportteil, auch wenn ich mich schon vor einiger Zeit mit Ihrer Sportredaktion bezüglich der linken Ergebnis- und Terminspalte und der farblichen Gestaltung der Bundesligatabelle überworfen hatte. Aber damit konnte ich leben. Dann aber hatte ich rein interessehalber begonnen, einige Artikel zu lesen und war entsetzt, schockiert. Ich kann überhaupt nicht sagen, dass die Darstellungen von Sachverhalten immer meiner Sichtweise entsprachen, was ich bis dato angenommen hatte.

Die Weltlage ist sehr angespannt. Um die zahllosen Probleme zu lösen, bedarf es einer klaren Linie. Es kann nicht sein, dass jeden Tag etwas anderes in der Zeitung steht. Die Auswahl der Themen sollte eine bestimmte, klare Stoßrichtung erkennbar werden lassen. In meinem Fall geht es um das Thema XY. ES IST EINE ABSOLUTE UNVERSCHÄMTHEIT, WAS SIE DA ZULETZT VERANSTALTET HABEN.

Ferner missfallen mir Ihre Kommentare und Glossen. Erstere sind immer sehr subjektiv, über letztere kann und will ich nicht lachen. Humor ist Glückssache in diesem Land. Wenn doch mal etwas zum Schmunzeln dabei ist, dann deshalb, weil es sich da um UNFREIWILLIGE KOMIK handelt.

Ein Wort noch zu Ihren Werbeanzeigen und -beilagen. Es geht ja offensichtlich nurnoch darum, soviel Werbung wie möglich unterzubringen. Mich interessieren diese ganzen werbliche Angebote NICHT DIE BOHNE. Sicher war hier und da auch mal etwas beworben, was ganz gut ist, aber das hatte ich längst. SCHWACH!

Heute geht es ja nurnoch um Kommerz und das Geld bestimmt den Inhalt. Da informiere ich mich doch lieber auf diversen Online-Seiten, die mir Freunde in sozialen Netzwerken zuspielen. Die sind zumeist auf meine Sichtweise zugeschnitten und finden entsprechenden Anklang, auch mal Lob.

In diesen schwierigen Zeiten stellt natürlich auch die Ersparnis, die sich aus der Kündigung ergibt, eine Rolle. Das will ich garnicht leugnen. Wäre die Zeitung etwas günstiger und hätte man hin und wieder eine Aufmerksamkeit erhalten, hätte das zwar grundsätzlich nichts an meinen Argumenten geändert, aber das wollte ich nur mal am Rande betonen.

Sie sehen also, ich habe mir meine Entscheidung nicht leicht gemacht. Es ist einfach traurig, was aus Ihnen geworden ist. Schade. Ich erwarte ein sofortiges Bestätigungsschreiben.

Trotz allem mit Gruß, XY

Dieser Eintrag wurde am 5. November 2015 veröffentlicht. 1 Kommentar

Das aktuelle Aufhänger-Dekret

Aktuelle Aufhänger sind ein Grundübel. Sie sehen oft nicht gut aus, weil jeder sie durchgekaut hat und sie stehen außerdem überall im Weg rum. Daher ergeht nun ein „aktueller Aufhäger“-Dekret von
lieber schö
n als aktuell-Prinzessin Elke Wittich

1. Mit der Redakteurs-Frage nach dem „aktuellen Aufhänger“ beginnt ein Teufelskreis, der die Rettung des Journalismus nur unnötig erschwert.

2. Weil sie von mangelndem Redakeurs-Selbstbewusstsein zeugt. Und womöglich von einer Chefredaktion, die daran Schuld ist. Weil sie zB vergessen hat, dass das Hauptmerkmal einer wichtigen Story oder Geschichte nicht „sie ist so wunderbar aktuell“ ist, sondern „sie ist wichtig, weil“, „sie ist einfach interessant“ und, natürlich, auch: „wir haben sie zuerst“.

3. Wer nach dem „aktuellen Aufhänger“ fragt, meint damit nämlich oft: „Öh, auf Spiegel Online ist das aber grad kein Thema“.

4. In der Praxis sieht das so aus: Man bietet ein nicht aktuelles, weil nicht auf Spiegel Online erschienenes Thema an. Das umgehend abgelehnt wird, weil es nicht aktuell, also nicht auf Spiegel Online erschienen ist.
Drei Tage später – bei SpOn wurde das Thema schließlich nun doch behandelt – bekommt man im günstigsten Fall die Mitteilung, dass man den nunmehr brandaktuellen Text doch machen soll. Im ungünstigsten Fall hat sich der Redakteur dazu entscheiden, eine dpa-Meldung mit vielen Verweisen auf das, was Spiegel Online berichtete, zu nehmen, weil aktuell und Klickzahlen.

5. Das ist doch alles hochgradiger Bullshit.

6. Den großen Medien hinterherzuhecheln, statt ein bisschen Arroganz zu zeigen und eigene Themen zu setzen, ist nicht wirklich guter Journalismus und schon gar nicht tolles Redakteurssein. Es ist lahm, feige, langweilig und billig.

7. Lasst das!


8. Auf die zweite lästige Redakteursfrage, nämlich „Wo ist denn da der Deutschland-Bezug?“ kommen wir zu einem späteren Zeitpunkt zurück…
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Dieser Eintrag wurde am 4. November 2015 veröffentlicht. 2 Kommentare

Die Wohnung des Herrn Martenstein

von kann-Gejammer-nicht-mehr-ertragen-Prinzessin Ramona Ambs

Wir müssen uns Herrn Martenstein als glücklichen Menschen vorstellen.
Er verdient ganz arg viel Geld, schreibt, auch als Unbeteiligter, zum Thema Intelligenz und hat niedliche Kinder. Es geht ihm sogar so gut, dass er bereits vor zwölf Jahren, nach Sichtung all seiner Festgeldkonten & Versicherungen verkündet hat:

„… ich (habe) mir überlegt, was wir zum Leben brauchen. Also, was unverzichtbar ist. Wohnung, Essen, bisschen Urlaub, Gartengeräte, Computerspiele fürs Kind. Dann habe ich diese Summe genommen, die wir zum Leben brauchen, und habe davon die Summe abgezogen, die das Kapital mir bringt, wenn ich es in aller Ruhe verfrühstücke, bei einer vorausgesetzten Lebensdauer von noch 540 Monaten. Die Differenz zwischen den beiden Summen ist das Geld, welches ich unbedingt, auf Biegen und Brechen, verdienen muss. Es ist überraschend wenig. Ich könnte ohne weiteres als Parkplatzwächter oder Kartenabreißer arbeiten. Nein, noch besser: als Bademeister.“

Und man ist geneigt zu sagen: tu es doch! Bitte! Tu es! Aber natürlich tut er es nicht.
Stattdessen erklärt er, dass er es sich leisten kann ein privilegiertes Leben als arrogantes PIIIEP zu leben:
„Ich nehme nur noch Arbeiten an, die mir mit hoher Wahrscheinlichkeit Spaß machen werden. Alles andere lehne ich kommentarlos ab. Arbeiten, die mir Spaß machen, erledige ich ohne Mühe, gut und zügig, ich spüre das kaum. Ich pflege nur noch sozialen Kontakt mit Leuten, die ich interessant finde. Wenn mich jemand langweilt, stehe ich auf, verabschiede mich höflich und gehe.“

Das ist natürlich echt lässig.

Und natürlich ist es auch echt lässig, seine eigene Zunft für korrupt zu erklären.
-Das ist sowas wie „Lügenpresse“ schreien in akademisch.

Konkret klingt das bei ihm so:

“Ich gebe mir keinerlei Mühe mehr, emotional beteiligt zu erscheinen. Der heutige Journalismus ist zu weiten Teilen sowieso korrupt, das ist jedenfalls meine Meinung. Manchmal gehe ich tagsüber einfach für zwei, drei Stunden in ein Café und lese Short Stories. Das hätte ich früher nie getan. Wenn ich in das Büro zurückkomme, lösche ich zum Spaß alle E-Mails, ungelesen. Wenn es wichtig ist, kommt sowieso eine zweite Mail.“

Jaaa, der Mann ist echt cool.

Und er hats gut. Er hats geschaft. Er muss sich nicht mehr mit langweiligen Menschen abgeben. Er muss sich für nichts mehr rechtfertigen, er schreibt nur noch, was ihm Spaß macht.

Und dabei sitzt er in seiner Wohnung und fühlt sich gut.

Er hat sicher eine coole Wohnung.

Schließlich ist er erst kürzlich eingezogen.

Vermutlich ist sie auch gut eingerichtet.

Nicht nur Billy und sonst so Ikeazeugs drin. Da stehen maßgeschneiderte Wandschränke! Also richtig gute Sachen. Is ja klar. Und natürlich überlegt man sich dann auch, wen man in seine Wohnung lässt. Man will ja klug sein. Für Martenstein steht jedenfalls fest, wen er nicht in seiner Wohnung haben will: hundertausende Flüchtlinge.

Er schreibt: „Das, was Angela Merkel gerade mit Deutschland anstellt, würde kein Mensch mit seiner Wohnung tun. Selbst der gutmütigste Mensch der Welt würde sich doch, bevor er Gäste aufnimmt, die Frage stellen, wie groß die Wohnung ist, wie viele Gäste er aufnehmen kann, wie viele Mitbewohner seine Brieftasche und seine Nerven verkraften können und wer die neue Bewohner überhaupt sind.“

Ja, es muss schlimm sein, wenn man eine schöne Wohnung hat und dann Flüchtlinge ins Land kommen. Man bekommt Alpträume: Man sieht wilde, dunkle Flüchtlingskinder am eigenen teuren Kronleuchter schaukeln, man sieht matschige Schuhe im Treppenhaus, man sieht den leergefressenen Kühlschrank und überhaupt: vielleicht sind diese Leute ja langweilig oder man muss emotionale Beteiligung heucheln. Wo man sich das doch grade abgewöhnt hat. Es ist ein Elend.
Der arme Herr Martenstein! Die schöne Wohnung!
Aber vielleicht erbarmt sich mal ein Kollege von der Lügenpresse, also der korrupten Zunft in seiner unmittelbaren Umgebung, und erklärt dem Herrn Martenstein, dass seine Wohnung nicht akut gefährdet ist. Und das selbst eine Millionen Flüchtlinge für ein Volk von achtzig Millionen Menschen nicht sooo viel sind. Sowas weiß man ja aber auch eigentlich, wenn man klug ist, und nicht nur drüber schreibt…

Dieser Eintrag wurde am 3. November 2015 veröffentlicht. 14 Kommentare

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (33)

Würde unter besonderen Umständen die Amtsgeschäfte den Prinzessinnenreportern überlassen: Alex Feuerherdt

Würde unter besonderen Umständen die Amtsgeschäfte den Prinzessinnenreportern überlassen: Alex Feuerherdt

Ausgefüllt von Alex Feuerherdt

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

 

 

Alex Feuerherdt schreibt für die Jüdische Allgemeine, konkret, Tagesspiegel und Jungle World und ist Betreiber und Autor des Blogs „Lizas Welt“. Seine thematischen Schwerpunkte sind Fußball, der Nahostkonflikt und Antisemitismus.

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Das dürfte Ende der 1970er Jahre gewesen sein. Da war ich noch ein kleiner Junge, habe aber schon den »Kicker« gelesen, in dem Karl-Heinz Heimann regelmäßig den »Scheinwerfer« drehte. Heimann war seinerzeit der Chefredakteur der Zeitschrift, später wurde er Herausgeber. Ich habe sein Blatt damals verschlungen, und für mich war nicht zuletzt seiner Kolumnen wegen klar, dass ich später unbedingt Sportjournalist werden will. 1983 habe ich ihn im Rahmen der ARD-Quizsendung »Alles oder nichts«, bei der ich mit 14 Jahren mal Kandidat war, persönlich kennenlernen dürfen. Das Thema der Sendung lautete »20 Jahre Fußball-Bundesliga«, Heimann saß in der Jury. Als sich anschließend alle in einem Münchner Restaurant zusammenfanden – die Kandidaten, der Moderator Max Schautzer, die Ehrengäste Sepp Maier und Helmut Schön, die Entourage des Bayerischen Rundfunks –, nahm ich all meinen Mut zusammen und bat ihn um Tipps zu meinem Berufswunsch. Als wir irgendwann beim Thema Fremdsprachen ankamen, sagte er: »Junge, wenn du kannst, lern Russisch!« Das habe ich dann auch brav getan, erst in der Schule, später an der Uni. Irgendwann fand ich seinen »Scheinwerfer« zwar nicht mehr so strahlend hell, aber der Mann wird mir unvergessen bleiben.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
»Israel droht mit Selbstverteidigung«, eine Überschrift des »Focus« im Januar 2006. Nichts hat das gesamte Elend der deutschen Nahostberichterstattung jemals besser deutlich gemacht. Wenn sich die Juden respektive ihr Staat nicht einfach vernichten lassen wollen, ist das also eine Drohung. »Israelkritik« in a Nutshell. Ein paar Jahre später, Ende 2012, titelte dieselbe Zeitschrift: »Weiter Raketen auf Israel, aber Waffenruhe hält vorerst«. Gebrochen wird sie nämlich nur, wenn der jüdische Staat sich wehrt, nach dem Motto: »It all started when he hit me back.«

 
3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Ich selbst meide Pressekonferenzen, so gut es geht. Wenn ich aber Tilo Jung Fragen an die Bundesregierung stellen sehe, empfinde ich das, was man seit einiger Zeit »Fremdscham« nennt. Demonstrative Naivität als Geschäftskonzept, so viel Infantilisierung von Journalismus ertrage ich einfach nicht.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Durch Fragen, wie er gerettet werden kann. Und damit verbundene Rettungskonzepte.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Auf Walther Bensemann, den »Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte«, wie der Titel seiner ganz vorzüglichen, von Bernd-M. Beyer verfassten und beim Verlag Die Werkstatt erschienenen Biografie lautet. Der nämliche Verlag hat auch Bensemanns beste Glossen im Buch »Der König aller Sports« wiederveröffentlicht. Meisterwerke der Schreibkunst sind das.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Jakob Augstein. Egal, worüber er gerade schreibt – am Ende sind immer Israel und die USA schuld. Seinen Platz in den vom Simon Wiesenthal Center erstellten »Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs« hat er sich 2012 deshalb auch redlich verdient. Und dass ihn seinerzeit das Gros der deutschen Medienlandschaft vom sehr berechtigten Vorwurf, dem Antisemitismus zu frönen, freigesprochen hat, spricht Bände. Hemmungen braucht der Mann deshalb auch nicht zu kennen. Angesichts des Pogrompöbels von Heidenau & Co. beispielsweise empfahl er kürzlich: »Die Leute im Osten sollten sich in die Demonstrationen gegen die Banken einreihen – nicht in die gegen Ausländer«. Dann werde aus »Wir sind das Pack« auch wieder »Wir sind das Volk«. So spricht ein nationaler Sozialist.

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Ich habe eine Ausbildung als Buchhändler und viele Jahre mit großer Freude in diesem Bereich gearbeitet. Vielleicht will ich nach dem Untergang des Journalismus ja auch wieder dorthin zurück, wer weiß.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Bixente Lizarazu habe ich immer sowohl für seine dynamische Eleganz auf dem Fußballplatz als auch für seine kosmopolitische Klugheit abseits des Rasens bewundert. Und finde es wunderbar, dass und wie er sein Leben nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn als Fußballer genießt. Wenn er zum Interview gebeten wird – was immer noch regelmäßig geschieht –, sagt er außerdem höchst vernünftige Dinge und salbadert nicht herum. Mit ihm ein Gespräch führen zu können – das wäre famos.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst? Und wie würde sie heißen?
»Nieder mit der Monarchie!« würde sie heißen. Ich würde mich dann selbst abschaffen und die Amtsgeschäfte den Prinzessinnenreportern überlassen. So viel Dialektik muss sein.

 
10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Gott schreibt nicht, sie lässt schreiben. Und sieht, dass es nicht gut ist. Womöglich sind Journalisten also doch nicht die Krone der Schöpfung.