70. Geburtstag des Staates Israel – Festakt in Nürnberg


Gastprinzessin Gerhard K. Nagel und Fotoprinzessin Heinrich Kolb waren für uns in Nürnberg beim Festakt zum 70. Israel-Geburtstag.

Am 14. Mai 1948 endete das britische Mandat über den nahöstlichen Landstrich Palästina. Am Nachmittag des gleichen Tages verlas David Ben Gurion im Stadtmuseum von Tel Aviv die Unabhängigkeitserklärung. In vielen deutschen Städten wird in diesen Tagen mit Veranstaltungen an dieses Ereignis erinnert, so auch in Nürnberg. Wobei sich in Nürnberg die Besonderheit ergibt, dass die Stadt, neben der Israelitischen Kultusgemeinde (IKGN) und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Nürnberg-Mittelfranken (DIG) Mitveranstalter des Festaktes war. Den etwa 400 geladenen Gästen im Musiksaal des Gebäudes der Nürnberger Symphoniker, in der Kongresshalle – die zum Areal gehörte, in dem die Nationalsozialisten ihre Reichsparteitage abhielten – wurde ein reichhaltiges Programm aus Ansprachen, musikalischen Beiträgen (Nürnberger Symphoniker, Kinderchor der IKGN und Junger Chor der Musikschule Nürnberg) und israelischen Volkstänzen geboten. Die kulturellen Parts fanden ihren Platz zu Beginn des Festaktes, zwischen den Ansprachen und zum Ausklang.

Die Ansprachen sind im Artikel nicht vollständig, sondern in wesentlichen Auszügen wiedergegeben.

Eröffnet wurde der Festakt mit der der israelischen (Hatikwa) und der deutschen Nationalhymne.

Nürnberger Symphoniker, Kinderchor der IKGN und Junger Chor der Musikschule Nurnberg beim Auftakt der Veranstaltung (Hymnen)


Die Begrüßungsansprache hielt der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly, der die Gäste, darunter Generalkonsulin Sandra Simovich, Staatsminister Joachim Herrmann, Präsidentin der IKG München/Oberbayern, Charlotte Knobloch, Frau Gertrud Steinl, Gerechte unter den Völkern, die Bundestagsabgeordneten Michael Frieser, Christian Schmidt und Sebastian Brehm, die Landtagsabgeordneten Karl Freller, Angelika Weickert und Arif Tasdelen sowie eine große Zahl weiterer Prominenz und die Vertreter der Religionsgemeinschaften, darunter auch die Vertreter der muslimischen Gemeinde, willkommen hieß.

Oberbürgermeister Maly skizzierte in seiner Ansprache den langen Weg, der zurückgelegt werden musste, bis, wie Willy Brandt es 1973 in Israel formulierte, normale Beziehungen mit besonderem Charakter zwischen beiden Ländern, Deutschland und Israel, möglich wurden. Der entscheidende Schritt in diesem Prozess – nach den sanften Annäherungen unter Konrad Adenauer – sei vermutlich , so hob er hervor – die Aufhebung der Verjährungsfrist für NS-Verbrechen gewesen. Noch in der Amtsperiode von Bundeskanzler Ludwig Erhard. kam es in der Folge zur Aufnahme voller und normaler diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Nach vielen Zwischenschritten konnte dann im Jahr 2008 Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Knesset sprechen: OB Maly: Sie formulierte dort „den, wie ich finde, …..für uns bis heute gültigen Satz, dass die Sicherheit und damit die Eigenstaatlichkeit Israels sei Teil der deutschen Staatsräson und für uns Deutsche niemals verhandelbar. Man sieht, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel manchmal viele Jahre, manchmal viele Jahrzehnte gebraucht hätten, um sich zu entwickeln. Heute mag vieles entspannter wirken, manches ist es nicht.“

Entspannter sei möglicherweise das gegenseitige Verhältnis der jungen Generation beider Länder. Es gäbe eine Studie der Konrad Adenauer Stiftung, in der junge israelische und deutsche Staatsbürger zu diesem Thema befragt wurden. Diese Untersuchung zeige ein Paradoxon von emotionaler Ambivalenz, formuliere die Konrad Adenauer-Stiftung. Junge Israelis sehen Deutschland überwiegend positiv. Zwar werde mit Deutschland immer noch die Assoziation zur nationalsozialistischen Zeit verbunden, aber es gäbe bei den Menschen im Land eine neue Generation, wie man bei Reisen nach Deutschland erfahren könne. Junge Deutsche hätten genau so viel Sympathie gegenüber den jungen Israelis, aber sie äußerten vielfach Skepsis in Bezug auf Israel. Diese werde nicht mit der Vergangenheit begründet, die wird eher ausgeblendet sondern primär vor dem Hintergrund aktueller Konflikte im Nahen Osten. Das speise dann auch die Skepsis.

OB Maly: „Trotz allem ist zu bemerken, dass gerade die jungen Leute heute Brücken bauen und wahrscheinlich sehr viel leichter bauen können, als es uns, in unserer Generation……..und den früheren Generationen gelungen ist. Die Dinge, die uns nicht entspannt lassen können und auch nie entspannt lassen sein dürfen, seien (aber) die immer wieder auftauchenden Erscheinungen von Antisemitismus.“

Es gäbe bei uns in Deutschland, aber auch in Westeuropa – wie das Beispiel Frankreich bestürzend deutlich mache – eine ganze Reihe von Quellen des Antisemitismus. Antisemitische Grundeinstellungen können über viele Jahrzehnte hinweg stabil gemessen werden. An denen habe sich schon mancher abgearbeitet habe, ohne es wirklich fundamentale Änderungen erreichen zu können.

Der Antisemitismus komme von rechts, aber auch von links. Maly führte in diesem Zusammenhang als Beispiel die BDS-Bewegung auf. Es gäbe auch religiös-fanatischen Antisemitismus, der uns genauso umtreiben müsse, wie alle anderen Formen dieser gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.

Oberbürgermeister Maly: „Eines ist also in Deutschland nach wie vor gefragt: Haltung. Eine besondere Haltung gegenüber den Juden in aller Welt, gegenüber den jüdischen Gemeinden, die bei uns hier ihr Alltagsleben mit uns zusammen leben und dies möglichst entspannt und ohne Besonderheiten tun sollen. Vielleicht erleben wir ja den Tag ja doch noch, wo das Polizeiauto nicht dort (GKN: vor den jüdischen Einrichtungen) stehen muss. Das ist dann……der letzte Schritt zur Normalität. Und es muss……bei uns auch immer und wahrscheinlich immer wieder das Thema der deutschen Schuld und der deutschen Verantwortung thematisiert werden. Ich will Richard von Weizsäcker zitieren, der in seiner beachtenswerten Rede vom Mai 1985 formuliert hat……: ‚Der ganz überwiegende Teil der heutigen Bevölkerung war zur damaligen Zeit entweder im Kindesalter oder noch gar nicht geboren. Sie können nicht eine eigene Schuld bekennen für Taten, die sie gar nicht begangen haben. Kein fühlender Mensch erwartet von ihnen ein Büßerhemd zu tragen, nur weil sie Deutsche sind. Aber die Vorfahren, unsere Vorfahren, haben uns eine schwere Erbschaft hinterlassen. Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von den Folgen betroffen und für sie in Haftung genommen. Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen, das kann man gar nicht. Sie lässt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren. Das jüdische Volk erinnert sich und wird sich immer erinnern. Wir suchen als Menschen Versöhnung. Gerade deshalb müssen wir verstehen, dass es Versöhnung ohne ein Erinnern gar nicht geben kann. Die Erfahrung millionenfachen Todes ist ein Teil des Innern jedes Juden in der Welt. Nicht nur deshalb, weil Menschen ein solches Grauen nicht vergessen können. Für uns kommt es auf ein Mahnmal des Denkens und Fühlens in unserem eigenen Inneren an.‘ Soweit Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985.

Von Weizsäcker mache deutlich, dass, wenn Deutsche und Israelis sich über die aktuelle Politik auseinandersetzen, es aus dem gleichen Ereignis zwei unterschiedliche Lehren gäbe. Die Wertung der Deutschen sei, dass wir nach dem Zweiten Weltkrieg nie wieder Täter werden wollen und die Wertung der Israelis sei, dass sie nie wieder Opfer sein wollen. Wenn man das durchdringe und verstehe, dann verstehe man auch, dass der Blick auf aktuelle politische Ereignisse gelegentlich unterschiedlich ausfalle. Die Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland sei die Eigenstaatlichkeit des Staates Israel. Das hieße aber nicht, dass man immer mit allem einverstanden sein müsse, aber es heißt in jedem Fall, dass das über allem steht.

Es gibt gute Gründe, diesen Nationalfeiertag zusammen zu feiern……Das Mahnmal des Denkens und Fühlens soll in unserem Innern errichtet und heute vielleicht ein wenig abgekehrt und poliert werden, damit es uns auch die Kraft gibt für die Haltung, die auch in Zukunft gefragt sei: Für ein möglichst normales Verhältnis mit besonderem Charakter zu den jüdischen Gemeinden in Deutschland. Für ein klares Bekenntnis zum jüdischen Alltagsleben in unserem Land.

Sandra Simovich, Generalkonsulin des Staates Israel wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass der Staat Israel, der ein Gründungsprojekt von Überlebenden Juden aus Europa und nordafrikanischen Juden, die aufgrund des radikalen Nationalismus in der arabischen und islamischen Welt fliehen mussten, ist. Mit der Gründung Israels haben beide Gruppen eine erweiterte Identität gewonnen in einem Staat, der allen seinen Einwohnern vollständige Gleichheit und politische Rechte, ungeachtet ihrer Religion, Herkunft oder des Geschlechts garantiere.
Das Land sei auch Teil einer jeden jüdischen Identität, aller Juden in der Welt. Israel brauche die Unterstützung und auch die Kritik der jüdischen Institutionen weltweit.
Sie wies auf die rasante Entwicklung Israels während der letzten 70 Jahre hin. Simovich: „Ein überwiegend landwirtschaftliches Land hat sich zu einer Hightech-Nation entwickelt. Kleine Dörfer sind zu Metropolen geworden. Die Wüste hat sich in eine blühende Landschaft verwandelt. Die Wirtschaft boomt und die Kultur des Landes wird von zahlreichen Einflüssen aus aller Welt bereichert. Israel sei und bleibe weltweit ein Spitzenreiter in Wissenschaft und Technologie. Israel ist DIE Startup-Nation. In 2017 brachten israelische Startups über 5 Millionen Dollar Investmentkapital auf. Im ersten Quartal 2018 sind es bereits 1 Milliarde Dollar. Leider aber lebt unsere Gesellschaft in permanenter Bedrohung durch Krieg und fundamentalistischen Terrorismus. Dennoch – und dies ist ein elementarer Bestandteil unserer jüdischen DNA, unserer Geschichte als verfolgtes Volk – engagiert sich Israel humanitär zu Gunsten Bedürftiger. Obwohl Israel offiziell im Kriegszustand mit Syrien ist, wurden in den letzten Jahren tausende verletzte syrische Bürgerkriegsopfer in Israelischen Krankenhäusern kostenlos behandelt, Menschen, die in ihrer Heimat dem Tode geweiht wären. Israelische Ärzte, Schwestern und Pfleger leisten ihren Beitrag, um das Leiden im Nachbarland zu mindern. Ein humanitärer Einsatz, der dazu führen kann, das starre Feindbild Israel aufzubrechen und Vorurteile abzubauen.“

Sandra Simovich, Generalkonsulin bei ihrer Ansprache


Sandra Simovich betonte, dass sich die Menschen in Israel nach Frieden sehnen, insbesondere mit den palästinensischen Nachbarn. Sie warten sehnsüchtig auf den Tag, an dem die Ressourcen des Landes allein zur Förderung der Innovation in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Bildung gewidmet werden können, anstatt für den Kampf gegen den Terrorismus.

Sie führte weiter aus: „Selbstverständlich darf die israelische Politik kritisiert werden. Wir sind eine lebendige Demokratie und als solche wollen und müssen wir lebendige Diskussionen und Debatten führen. Es gibt immer Dinge zu verbessern in jedem System, in jedem Staat. Gerade deshalb möchten wir, wie jedes andere Land kritisiert werden. Nicht weniger und nicht mehr. …Antisemitismus und BDS-Kampagnen werden einen interkulturellen und wissenschaftlichen Dialog mit Israel nicht verhindern.“

Angesichts des erlebten Grauens wollte der junge Staat Israel anfänglich mit Deutschland und den Deutschen nichts zu tun haben. Seitdem haben aber beide Länder sehr erfolgreich einen gemeinsamen Weg zurückgelegt und Israel wolle diesen Weg weiter gehen.

Joachim Herrmann, Bayrischer Staatsminister des Innern betonte in seiner Ansprache, dass erstens die unverbrüchliche Solidarität mit dem Staat Israel kein verhandelbarer Bestandteil unseres deutschen Wertekanons ist. Das gälte heute und auch in Zukunft. Und zweitens: Wer ein Ende unserer Holocaust- Gedenkkultur fordere, der habe aus der deutschen Geschichte offenbar nicht nur nichts gelernt, der sei auch auf einem völlig falschen Pfad in die Zukunft. Solchen Tendenzen müssen wir uns klar entgegenstellen.

Dass jüdisches Leben in unseren bayrischen Städten und Gemeinden heute wieder blühe und gedeihe, sei ist wirklich ein kostbares und historisch nicht selbstverständliches Geschenk, für welches wir zutiefst dankbar sind. An die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Frau Knobloch gerichtet, sagte er: „Es ist eine Auszeichnung für unser Land,……dass ich in den letzten Jahren wiederholt bei Veranstaltungen aus ihrem Mund ihr klares Bekenntnis gehört habe – und viele von uns kennen ihr ganz persönliches Schicksal – ihr klares Bekenntnis, dass sie heute wieder uneingeschränkt sagen, sie sind in Bayern daheim. Das ist ihre Heimat.“
Joachim Herrmann weiter: Um so mehr dürfen wir nicht zulassen, “dass Antisemitismus von rechts- und linksextremer ……oder islamistischer Seite wieder versucht, sich salonfähig zu machen. Wir dürfen nicht zulassen, dass auch muslimische Migranten Hass gegen Juden ungehindert mit in unser Land bringen. Das ist nicht typisch für Muslime in unserem Land, aber es ist sehr offenkundig, dass in den letzten Jahren,……einige, die neu in unser Land gekommen sind,……solches Gedankengut mitbringen. Wir dürfen nicht zulassen, dass jüdische Kinder an deutschen Schulen immer wieder bedroht und drangsaliert werden. Und deshalb muss auch da unser Credo klar lauten: Null Toleranz gegenüber fanatischer Intoleranz. Antisemitismus darf in unserem Land keinen Millimeter Platz haben. Wer unsere jüdischen Mitbürger bedroht, der stellt sich gegen Demokratie und Freiheit insgesamt, der bedroht uns alle.…..Das müssen wir solche Leute auch spüren lassen. In Bayern versuchen wir alles Menschenmögliche zu tun, damit unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sich sicher und zuhause fühlen……das will ich deutlich sagen, im Namen der bayrischen Staatsregierung und der Politik in Bayern. Ich sage es……auch im Namen unserer Polizei und aller Sicherheitsbehörden.“

Bezüglich des Verhältnisses beider Länder sagte Herrmann: Die deutsch-israelische Freundschaft, braucht unser aller Einsatz. Wir alle tragen Verantwortung für ein friedliches und respektvolles Miteinander. Wir müssen uns mit vereinten Kräften weiter stark machen für ein menschliches Bayern ohne Hass und Gewalt, für Völkerverständigung und für Freundschaft zwischen den Nationen. Damit jüdisches Leben bei uns auch in Zukunft blüht und gedeiht und damit die bayrisch-israelische Freundschaft weiter wächst, zum Wohle Bayerns und auch zum Wohle Israels.

Charlotte Knobloch, Präsidentin der IKG München und Oberbayern, bedankte sich an Herrn Herrmann gewandt für seine Klarheit und seinen konsequenten Kampf gegen Extremismus aller Art.

Charlotte Knobloch


Sie führte aus, dass uns nicht nur die ungeheuerliche Geschichte von Gräuel und Grausamkeit eine. Uns einen gemeinsame Werte und Ziele in der Gegenwart, als demokratische Staaten. Als solche seien wir auf dieser Welt wieder öfter und stärker gefordert und herausgefordert. Unsere Gesellschaften, unsere Freiheitlichkeit, unsere Demokratie müssen sich bewähren, nach innen und nach außen.

Charlotte Knobloch: „Gemeinsam müssen wir den technologischen Fortschritt nutzen, vorantreiben und bewältigen. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Digitalisierung, Globalisierung, Geschichts- und Gegenwartsbewusstsein, Tradition und Religion. Alle diese Einflussbereiche und Impulse werden nicht nur immer weniger trennscharf, sondern verändern sich schneller und unvorhersehbarer. Politisch, wie zivilisatorisch stehen wir vor ungeahnten Herausforderungen und deskriptiven Wandlungsprozessen. Um so mehr gilt es gemeinsam den destruktiven Kräften im Innern und von außen zu widerstehen und sie entschlossen kompromisslos zu bekämpfen, in Solidarität, in Freundschaft, in Partnerschaft und gegenseitiger Empathie.“

Frau Knobloch machte auch im Rahmen dieser Veranstaltung deutlich, dass sie trotz der dunklen Vergangenheit, als deutsche Jüdin ihrer Heimat, Deutschland, Bayern, München, treu geblieben sei. Der jüdische Staat spiele in ihrem Leben ebenso eine große Rolle. Nicht allein, weil ihre Enkel und Urenkel dort leben, sondern weil sie bis zum heutigen Tag in ihrem Herzen spüre, wie es sich anfühlte, als sie, die Überlebenden im Jahr 1948 auf den Straßen in München hörten, dass von David Ben Gurion die Unabhängigkeit Israels ausgerufen und die Staatsgründung – dieser Traum – Realität geworden sei. Es sei eine der ergreifendsten Radioübertragungen gewesen, die sie in ihrem Leben hörte. Zu wissen, dass nun das jüdische Volk, das über Jahrtausende verfolgt, vertrieben, vernichtet wurde, jenen Schutz- und Zufluchtsort habe, der ihrer Großmutter und sechs Millionen anderen ermordeter jüdischer Menschen verwehrt gewesen sei, mache sie bis heute glücklich.

Charlotte Knobloch: „In der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel heißt es, ich zitiere: ‚es ist das natürliche Recht des jüdischen Volkes ein Leben, wie jedes andere Volk in einem eigenen souveränen Staat zu führen.‘ Es ist derselbe sehnliche Wunsch nach Normalität, den auch die deutsche jüdische Gemeinschaft teilt. Bis heute wird Israel von seinen Feinden latent und akut existentiell bedroht. Die Auslöschung Israels ist das erklärte Ziel des Iran, der Hisbollah, der Hamas,……(von) etlichen islamistischen Terrorgruppen, sowie der mit ihnen solidarischen Regime. Während Saudi Arabien seine Strategie ändert, profiliert sich der türkische Präsident mit antisemitischem Gebaren.“

Dass die völlig zu Unrecht glorifizierten, in Wahrheit antisemitisch besetzten Vereinten Nationen, deren Menschenrechtsrat gegen Israel fast so viele Resolutionen erlassen habe, wie gegen sämtliche anderen Staaten zusammen, sich nicht an die Seite Israels stelle sei nachvollziehbar. Aber was ist mit Europa? Dass Israel mit der europäischen Union oft vergeblich treue Freunde und Fürsprecher suchen müsse, sei ihres Erachtens eine Schande. Israel habe Freunde: Die deutsche Bundesregierung, die Länder und allen voran Bayern.

Nur der jüdische Staat sei es, dessen Existenzrecht und souveränes Handeln regelrecht in Frage stünden und debattiert würden. Nur für Israel gibt es einen Begriff, wie „Israelkritik“, der nun auch Einzug in den Duden gefunden habe. Wie kein anderer Staat sieht sich der jüdische und demokratische Staat Israel bis in die höchsten politischen und gesellschaftlichen Ebenen mit einem Übermaß an belehrenden Anmaßungen, irrationalen Anschuldigungen und haltloser Agitation konfrontiert. Es sei unsere Pflicht diese Ungerechtigkeit in Politik und Gesellschaft zu bekämpfen. Die Solidarität und das Einstehen nicht nur für die Sicherheit Israels, sondern auch für Fairness und Empathie für den jüdischen Staat sei nicht allein Aufgabe der jüdischen Gemeinden in der Diaspora. Sie sei Aufgabe ihrer Heimatländer und ist unsere Pflicht als Demokratinnen und Demokraten, und auch als Menschen. Diese Verantwortung erwachse nicht aus der Vergangenheit, sie erwachse aus unseren heutigen freiheitlich-demokratischen Prinzipien und Überzeugungen.

Charlotte Knobloch wies darauf hin: „Wir schulden nicht nur Israel diese Loyalität und Freundschaft, wir schulden sie auch uns, unseren Werten, unserem Selbstverständnis als freie Welt.“

Person 1: Richard Bartsch, Bezirkstagspräsident Mitelfranken, Dr. Thomas Bauer, Regierungspräsident Mittelfranken, Bernd Küspert, Verfassungsgerichtshofpräsident, Dr. Oskar Schneider, Ehrenbürger der Stadt Nürnberg, Gabriel Grabowski vom Vorstand der IKGN, Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der IKGN, Sandra Simovich, Generalkonsulin, Petra Maly, Frau des OB Maly, Ulrich Maly, OB von Nürnberg, Charlotte Knobloch, IKG München und Oberbayern, Joachim Herrmann, bayrischer Innenminister, Andre Freud, Geschäftsführer der IKGN, Hellmut Königshaus, DIG-Präsident, Gertrud Steinl, Gerechte unter den Völkern, Christian Schmidt, MdB, Ex-Landwirtschaftsminister

Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der IKG Nürnberg schildert „Am 10. August 1938, also vor fast genau 80 Jahren stand ein fünfzehnjähriger junger Jude am Hans Sachs Platz inmitten einer großen jubelnden Menge von Naziunterstützern und sah zu, wie der Verbrecher Streicher den Befehl gab, die Hauptsynagoge abzureißen. Dieser jüdische Junge hat es im August 1939 gerade noch geschafft, ins Heilige Land, nach Eretz Israel zu fliehen. Er war einer von 17 Bewerbern für ein Ausreisezertifikat. Er war der Einzige, der die dieses Zertifikat erhielt. Alle anderen – und das haben wir recherchiert – wurden ermordet. Sie ahnen es bereits – Menschen, die Nürnberg kennen, die unsere Familie kennen – dieser jüdische Junge war mein seliger Vater. Meine Schwester und ich haben unsere Existenz diesem glücklichen Ereignis und dem Zufall zu verdanken. Die heutige Veranstaltung hier in diesem geschichtsträchtigen Raum, hat eine bekannte Symbolkraft und bekräftigt die Worte eines engen Freundes unserer Familie, des kürzlich verstorbenen Ehrenbürgers der Stadt Nürnberg, Bruno Schnell. Im Vorwort eines Buches von Siegfried Zelnhöfer über das Reichsparteitagsgelände schrieb er, ich zitiere ‚Nürnberg hat sich spätestens im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts mit seinem Anteil an dem verhängnisvollen Marsch in den Abgrund so intensiv, konsequent und kontinuierlich auseinandergesetzt, wie kaum eine andere deutsche Stadt.'“ Jo-Achim Hamburger forderte die Anwesenden auf, in diesem Sinne weiter zu machen, einzutreten für Toleranz, Demokratie und Freiheit und gegen den neuen und alten Antisemitismus, gegen Ausgrenzung, Hass, Homophobie und Rassismus.

André Freud, Vorsitzender der DIG Nürnberg-Mittelfranken bedankte sich bei allen Rednern des Festaktes. Nichts sage mehr, als dass der Festakt in diesem Gebäude stattfinde. Nichts sage mehr aus, über die Änderung, die Nürnberg erfahren habe. Nichts sage mehr aus, über die Freunde, die Israel heute habe.
Freud gab den Gästen der Veranstaltung einen Rat mit auf ihrem Weg: „Nichts von den Reden wirkt soviel, wie wen jemand eine Reise nach Israel macht. Wir freuen uns, dass man jetzt direkt aus Nürnberg nach Israel kann. (GKN: Es gibt neuerdings eine direkte Flugverbindung von Nürnberg nach Tel Aviv.) Und ich möchte allen Menschen, die noch nie dort waren, raten: Machen sie eine Reise dorthin. Das wirkt mehr, als jedes Buch, als jede Rede, als jedes Ereignis, wenn man sich selbst vor Ort ansieht, was ist Israel, wofür steht es. Und ich glaube die wichtigsten Sachen, die man einfach dort sehen und erleben kann sind Demokratie, Rechtsstaat und Freiheit. Das sind die Grundlagen von allem, wofür sich Menschen miteinander einsetzen sollten und wir freuen uns sehr, dass sie das hier und heute mit uns tun.“

Er bedankte nachdrücklich sich bei Einad Laor Atik, der künstlerischen Leiterin der Dance Group Givatayim Siehe zum künstlerischen Wirken der Tanzgruppe ein Beispiel (das nicht in Zusammenhang mit dem Festakt steht: https://www.youtube.com/watch? und v=soyQUAA8O-w)
Genug davon. Wir danken natürlich auch Herrn Lucius A. Hemmer.von den Nürnberger Symphonikern. Unserer ganz besonderer Dank gilt auch noch Einat Laor Atik, der Choreographin der Tanzgruppe aus Givatayim. Sie sehen jetzt noch einige Minuten Tänze unserer Tanzgruppe aus Givatayim und danach bitten wir sie alle zum Empfang in den Serenadenhof.

Nürnberger Symphoniker und Givatayim Dance Grou

Im Anschluss an den Festakt im Musiksaal der Nürnberger Symphoniker gab es, einen Empfang im angrenzenden Serenadenhof unter freiem Himmel, bei strahlendem Sonnenschein. Neben Getränken wurden u.a. auch koschere Speisen gereicht.

Serenadenhof


Die Gäste des Festaktes nutzen die Gelegenheit, um ausgiebige Gespräche zu führen, alte Kontakte zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen.


Joachim Herrmann, Ulrich Maly, Christian Schmidt.

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