Arschkrebs oder Penisamputation?

Glaubt dem Erzbischof gar nichts: Unser Zeremoniemeister Fritz Tietz

Würde gern Lorenz Caffier abholen: Zeremoniemeister Fritz Tietz

Eine royale Empfehlung unseres Hofzeremonienmeisters Fritz Tietz

Auf „die Menschen zugehen“, mit ihnen reden, sie „abholen“. Kaum etwas wird von deutschen Spitzenpolitikern häufiger versprochen, nichts weniger beherzigt – sieht man mal von den albernen, weil bloß für die Kamera inszenierten Begegnungen mit ausgewählten Wählern zu Wahlkampfzeiten ab.

Nicht so Lorenz Caffier, der als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern zu den höchsten politischen Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland gehört. Der 62jährige und trotz eines ihn grässlich entstellenden Oberlippenausschlags allseits beliebte Schnauzbartpolitiker hat nämlich bewiesen, dass er nicht einmal zu nachtschlafender Zeit davor zurückzuckt, die Menschen direkt in ihren Wohnungen zu besuchen, mit ihnen zu sprechen und sie samt ihren Sorgen und Nöten von dort abzuholen.

In der ARD-Reportage „Protokoll einer Abschiebung“ von Hauke Wendler ist das eindrucksvoll dokumentiert und gut zu sehen: wie der mit Käppi und Turnschuhen angenehm lässig gewandete Minister mitten in der Nacht im kleinen Dienstwagen bei den Menschen vorfährt und ohne zu zögern ihr Treppenhaus betritt. Gut, das Öffnen ihrer Wohnungstür überlässt er seinen Begleitern: ein knapp eindutzendstarkes Aufgebot fett uniformierter Schutzmänner, die die um drei Uhr morgens seltsamerweise tief und fest schlafenden Menschen mit einem lustigen Klingelstreich und einem launig gerufenen „Machen Sie mal auf, hier ist die Polizei!“ aus den Federn holen. Aber das Gespräch mit ihnen, das sucht dann Minister Lorenz Caffier höchstselbst. Und man kann hören, was er ihnen da, im Flur stehend, sagt. Und man kann sehen, wie er sich in seiner großen Gesprächsbereitschaft kein bisschen daran stört, dass seine Gesprächspartner lediglich Unterwäsche tragen. Und sie offenkundig nur wenig bis Bahnhof verstehen von dem, was er ihnen mitzuteilen hat. Denn die Menschen sind Albaner. Und Caffier ist Deutscher. Und so spricht er nun mal Deutsch, wie sich das aber auch gehört in einer von einer albanischen Familie bewohnten Wohnung.

Dank einer zufällig herumstehenden Dolmetscherin wird den albanischen Menschen am Ende aber doch klar, dass der Minister und seine schrankartig dimensionierten Freunde mit den treuherzigen Schäferhundegesichtern nicht nur zum Palavern gekommen sind. Sondern um sie samt ihren Sorgen und Siebensachen abzuholen: zu einer vergnüglichen Busfahrt nämlich auf Staatskosten und einer Flugreise ab in den Süden. Und dass sie deshalb jetzt mal besser ganz schnell in die Puschen kommen sollten, wie ihnen der Minister und seine Freunde freundlich vorschlagen. Doch wie reagieren darauf die? Statt Caffiers Vorschlag zu folgen und ihm und seinem Reisekommando für den nächtlichen Einsatz zu danken, beschweren sich die Menschen bloß darüber. Wagen es gar, am Zeitpunkt und der Art des hohen Besuchs herumzukritteln. Kann man es da dem Minister verübeln, wenn er jetzt das Gespräch mit den Menschen beendet und sich sichtlich enttäuscht über ihre Uneinsichtig- und Undankbarkeit genervt abwendet?

Es soll Leute geben, die, nachdem sie Lorenz Caffiers Auftritt in erwähnter Reportage gesehen hatten, ihm und seinen Begleitern spontan einen sowohl Dick- wie auch Dünn- und Zwölffingerdarm langsam zersetzenden Arschkrebs an den Hals Po wünschten. Abgesehen von der Frage, ob nicht eine schmerzhafte Dauererektion mit anschließender Penisamputation eine viel härtere Strafe wäre, ist eine so üble Reaktion wohl kaum das, was welche wie Caffier und seine Freunde, die hier lediglich bundesdeutsches Recht und Gesetz um- und durchsetzten, verdient haben. Oder?

Entscheiden Sie selbst. „Protokoll einer Abschiebung“ ist in einer 45minütigen Fassung zur Zeit in der ARD-Mediathek abrufbar. Eine 90minütige Langfassung kommt ab 1. Juni unter dem Titel „Deportation Class“ in die Kinos.

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Dieser Beitrag wurde am 25. April 2017 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare

2 Gedanken zu „Arschkrebs oder Penisamputation?

  1. “ Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Hat Herr Caffier etwa das GG nicht gelesen? Ist er nicht auf die Verfassung vereidigt worden, als man den Forstingenieur in sein Amt eingeführt hat? Aber vielleicht ist neuerdings die Rechtsstaatlichkeit wieder nicht mit der Würde des Menschen vereinbar.

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