Ein Gedicht zum Monatswechsel von unserem Hofpoeten Robert Friedrich von Cube
Ich war heute früh in der Stadt
Um zu sehen, was der Wochenmarkt hat
Ich schaute genauer beim Lauch
Und Blumenkohl suchte ich auch
Und dann sah ich da drüben
Zwischen Möhren und Rüben
Bei den Grünspargelspitzen
Etwas glitzern und blitzen
Etwas leuchten und blinken
und es fing an zu stinken
Zu flackern, zu beben
und plötzlich zu schweben
Doch – puff – war es weg
Und es blieb nur der Schreck
*
Ich sah mich dann um nach den andern
Die über den Wochenmarkt wandern
Der Spargel lag jetzt in Trümmern
Bloß schien das hier keinen zu kümmern
Um mich der Brodem von Schwefel
Und sündiges Knistern von Frevel
Ich hörte ein Fluchen
Verstärkte mein Suchen
Durchwühlte die Möhren
Und hörte ein Röhren
Ein Schelten und Schimpfen
Ein Gott Ver-un-glimpfen
Ein Sich-Zerfleischen
Ein Brüllen und Kreischen
Zetern und Greinen
Bellen und Weinen
Und denke: Zum Teufel –
Ein Teufel!
*
Ein kleiner mit Hörnern und Schwanz
Vollführt da vor Wut einen Tanz
Rumpelstilzt zornig herum
Beugt alle zehn Fingerchen krumm
Guckt mich an und flüstert mir zu:
„Ein störender Zeuge bist du“
„Vergiss besser mein Missgeschick
Oder breche dir gleich das Genick“
„Ich fresse dich auf
Und ich spring auf dich drauf“
„Ich schlag dich zu Brei
Und ich hau dich entzwei“
„Ich hack dich kaputt
Und zermahl dich zu Schutt“
„Ich brech dir die Knochen
Ich werde dich kochen“
„Zerstückeln, zerfetzen
in Säure zersetzen“
Da schlug ich ihn um
Und er war wieder stumm
*
Ich machte gleich großen Rabatz
Und schrie übern Wochenmarktplatz
Ich rief alle Leute zu mir
Und verwies auf das teuflische Tier
Mit Gesten und Rufen
beschrieb ich die Hufen
Den Schwanz und die Klauen
Die Männer und Frauen
Die kamen gerannt
Mit Phone in der Hand
Zu sehen, wer da schreit
Zum Filmen bereit
Und ich brüllte: Zum Teufel –
der Teufel?
*
Das Wesen war fort ohne Spur
Dabei schrie ich noch in einer Tour
Der Spargel war wieder intakt
Als ein Herr mich am Handgelenk packt
Und mich fragt: „Was ist denn hier los?
Gibt es einen Gesetzesverstoß?“
„Ich weiß, es ist wirklich geschehen
Ich hab einen Teufel gesehen!“
Auf mir ruhen dreißig Paar Augen
Ich kann das jetzt selbst nicht mehr glauben
Mein Gesicht wird schamesvoll rot
Am liebsten wäre ich tot
Will im Boden versinken
Mich sofort betrinken
Doch muss ich es wagen
Jetzt etwas zu sagen
Erläutern, begründen
wenn sie es verstünden
Dann wär ich erlöst
Und dann stößt
*
Mein Blick auf die Datumsanzeige
Sodass ich nun nicht länger schweige
Ich räusper mich laut
bis mich jeder anschaut
Bis keiner mehr stört
Und einjeder mich hört
Bis alle mich sehen
sie sollen verstehen
Sie glotzen und stieren
Lauschen und gieren
Es ist jetzt ganz still
Und ich flüstere leise:
„April, April“
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