Anmerkungen von Ironiedetector-Prinzessin Jürgen Kasek
Eine Welle der Solidarität zieht durchs Land. Eine Journalistin twittert „Nazis Raus“ und auf eine offensichtliche Fangfrage, nämlich der, wer denn diese Nazis seien, antwortete sie kurz und keck und eindeutig ironisch: „Alle, die nicht die Grünen wählen.“
Was folgt ist der erwartbare Shitstorm jener, die schon immer wußten, dass die Presse nicht objektiv ist und eine große Verschwörung im Gange ist. Aber auch andere, die die Ironie sehr wohl sehen, fangen an, diese Reaktion in Frage zu stellen – mit der Wertung darf die das? Darf die Presse sich so positionieren?
Es sei daran erinnert, was man nicht oft genug wiederholen kann: „Nazis Raus“, sollte der Grundkonsens einer Gesellschaft sein, die in Abkehr des Nationalsozialismus entstanden ist. Dass es überhaupt eine Diskussion über eine demokratische Selbstverständlichkeit gibt, ist gerade zu verstörend und weist auf einen Mangel an Kenntnissen der Geschichte des Grundgesetzes und dieses Landes hin.
Abgesehen davon kann man darüber diskutieren, ob die Parole „Nazis Raus“ sinnhaft ist und die Frage aufmachen wohin sie denn sollen. Man kann es aber auch nur als metaphorische Parole interpretieren, die das Selbstverständliche zusammenfasst. Parolen sind kurz, prägnant und, nun ja, verkürzt.
Was folgt ist jedenfalls eine Welle der Solidarität und viele, viele Menschen twittern, posten und tun das Selbstverständliche und schreiben aus Solidarität „Nazis Raus.“
Alles gut und schön. Es ist eine seltsame Zeit, das es erst Aufreger braucht um Selbstverständlichkeiten zu äußern. Und an all jene, die sich mit „Nazis Raus“ nicht gemein machen können oder wollen weil es ja eine „linke Parole“ sei, sei entgegenrufen: „Wirklich?“.
Um zu dieser Schlussfolgerung zu kommen muss der eigene Rechtsruck im Kopf aber schon sehr weit vorangeschritten seien. Im Übrigen vielleicht dann doch mal das Grundgesetz lesen und ein wenig im Geschichtsbuch blättern. Beste Grüße an dieser Stelle übrigens an den NOFV und den SFV, Kenner wissen warum.
Noch schöner als das ostentative Zeigen von plakativer Solidarität wäre übrigens wenn all jene, die jetzt fleißig „Nazis Raus“ schreiben, sich dann auch daran erinnern wenn es mal wirklich darauf ankommt.
Wenn mal wieder Nationalsozialistische Parolen gerufen werden, Menschen angegriffen werden und der Ungeist des Faschismus durch das Land zieht. Und wenn Menschen dagegen auf die Straße gehen und laut widersprechen. Aber dann schweigen viele wieder lieber weil man sich mit aktiven „Antifaschisten“ auch nicht gemein machen will. Ein bisschen Bigotterie gehört halt auch dazu, oder?
Es ist nicht schwer sich zu äußern, wenn das alle tun aber Solidarität ist eine Haltung, die sich im täglichen Leben zeigt. Übrigens Wahlen sind zwar ein demokratischer Akt aber Demokratie endet nicht bei Wahlen.
Und an dieser Stelle kann man genau daran erinnern.
Deswegen schreibt nicht nur „Nazis Raus“ sondern erfüllt diese Parole mit Leben. Lebt Demokratie jeden Tag, widersprecht Faschisten wo ihr sie trefft, verteidigt die Menschenrechte weil das wäre dann ja wirklich mal solidarisch, jenseits des Sofa/Internet Aktivismus.
Und wenn das alle tun, die jetzt die Schönheit der Solidarität und die Freude am Symbolismus entdecken und zwar auch abseits von Aufregern dann wäre wirklich mal was gekonnt.
Und das wäre doch auch schön, oder?
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„Eine Journalistin twittert ‚Nazis Raus‘ und auf eine offensichtliche Fangfrage, nämlich der, wer denn diese Nazis seien, antwortete sie kurz und keck und eindeutig ironisch: ‚Alle, die nicht die Grünen wählen.‘“
Der Satz drückt ebenso treffend wie ironisch aus, dass die Bezeichnung „Nazi“ sich von der ursprünglichen Bedeutung völlig gelöst hat und heute nur noch dazu dient, den Diskussionsgegner zu entmenschlichen.