Die vier Regeln von Kurbjuweits Mitte

von Prinzessin am Rande des Zusammenbruchs Ramona Ambs

Kurbjuweit mal wieder. Immer wieder Kurbjuweit.

Wir sind ja schon seit längerem Kummer von diesem Mann gewohnt. Nicht nur der Journalismus, nein auch die Literatur leidet unter den massiven omnipräsenten Kurbjuerweiterisierungen. Schlimm genug, dass nun seit Jahren Generationen von Schülern mit seinen grottenschlechten Buch Zweier ohne endgültig von der Literatur vertrieben werden, nein, jetzt versetzt er auch noch dem Spiegel den endgültigen Tritt in die Gossenpfütze. Um genau zu sein: in die rechte Mitte der Gossenpfütze. Kurbjuweit erklärt nämlich in seinem neusten Leitartikel mit dem Titel Herzlich Willkommen die AFD zur Partei der Mitte. Seine intellektuell faszinierende Begründung: „ Eine Partei, die in Baden-Würrtemberg 15, und in Sachsen-Anhalt 24 % holt, ist eine Partei der Mitte…“

Das ist niedlich. Und sowas von Kurbjuweit.

Ich dachte immer, es läge an den Parteiprogrammen und Inhalten, wo eine Partei verordnet wird. Aber Kurbjuweit hat eine neue Definition: Wer viele Prozente holt, der is Mitte. Aber sowas von.

Und „die Mitte“ so denkt Kurbjuweit weiter, „sollte grade in Demokratien breit sein“ und es sei doch erfreulich, dass „die AFD wegen der Flüchtlingskrise so viele Bürger zum Wählen mobilisieren konnte“. Ja. Wir freuen uns alle sehr.

Die AFD findet er auch eigentlich ganz lieb. Er unterteilt sie nämlich in Konservative, Entkoppelte und  Hassprediger. Die Letzteren dürfe man natürlich nicht sooo lieb haben, aber mit ein paar einfachen kurbjuweitschen Regeln lässt sich prima mit der AFD politisch flirten. Um genau zu sein, sind es vier Regeln. Aber wenn man die beachtet, steht der Integration der AFD ins Parteiengefüge der BRD nichts im Wege.

Die erste Regel lautet: Fragen. -Das sei subversiv.

Die zweite Regel lautet: Differenzieren. -Vermutlich ist das auch subversiv, aber das schreibt er diesmal nicht dazu.

Die dritte Regel ist etwas komplizierter. Er nennt sie werbende Abgrenzung, hat aber offenbar selbst nicht ganz verstanden, was das sein soll, was jedoch direkt und unverzüglich zur vierten Regel führt: rote Linien malen.

Das ist alles sehr subversiv und wahnsinnig intellektuell findet Kurbjuweit.
Mit seinen vier Regeln wird alles gut.

kubju

Für uns Prinzessinnen ist das nun natürlich noch ein bisschen schwieriger geworden mit der Journalismusrettung. Heute ist also ein schwarzer Tag für uns.
Aber verzagt nicht. Wir geben nicht auf. Morgen ist ein neuer rosa Tag!
Es kann ja eigentlich nur besser werden…

Dieser Eintrag wurde am 25. März 2016 veröffentlicht. 4 Kommentare

Max Kruse zur Prinzessin h.c. ernannt

Wir haben ein Herz für Wirre! Prinzessinnenreporter

Wir haben ein Herz für Wirre!
Prinzessinnenreporter

Hiermit ernennen wir Max Kruse zur Prinzessin ehrenhalber.
Zur Begründung:
1. Er weiß königlich zu feiern.
2. Er rettet den Journalismus auf seine Weise. Immerhin hat er dafür gesorgt, dass eine BILD-Journalistin die Welt nicht mit Photos ohne jeden Nachrichtenwert zumüllt.
3. Weil wir es können.

Max Kruse darf sich übrigens natürlich fürderhin „eine der letzten Bastionen gegen die Horden der Finsternis“ nennen. Und das ist viel mehr wert als Nationalspieler sein.

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (41)

Wer das liest, lebt länger: Günther Willen mit einem seiner Bestseller

Wer das liest, lebt länger: Günther Willen mit einem seiner Bestseller

Ausgefüllt von Günther Willen

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

Günther Willen (Jg. 1954). Mit der „Münsterländischen Tageszeitung“ groß geworden. War freier Werbetexter in Hamburg und fester Redakteur beim Humormagazin „Kowalski“, lebt und arbeitet seit 1994 als Autor und Bibliothekar in Oldenburg i.O. Letzte Buchveröffentlichung: „Füße hoch, das Niveau steigt“ (Heyne 2013).


1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Ach, ich konnte mir Namen noch nie gut merken, hatte aber schon immer eine Schwäche für originelle Anzeigen in Zeitschriften oder Zeitungen, und wenn mir eine Werbung besonders gut gefiel oder verblüffte, dann habe ich das Blatt gedreht, um zu schauen, welcher Agenturname da am Rande steht. Die erste Werbung in den Printmedien, die mich begeisterte, war die Jägermeister-Reklame, die von der Düsseldorfer Agentur GGK in den Siebzigern ausklamüsert wurde („Ich trinke Jägermeister, weil …“). Und ich dachte, das will ich auch mal machen, Werbetexter und so.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
Ganz klar: „Lottozahlen immer blöder!“ – War mal eine balkendicke Schlagzeile in der „Bildzeitung“ auf Seite eins, wahrscheinlich 80er Jahre. Fand ich einfach elektrisierend; hab leider vergessen, welche Gewinnzahlen damals bei 6 aus 49 gezogen worden sind, wahrscheinlich 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder so ähnlich. Jedenfalls war „Lottozahlen immer blöder!“ auch der Arbeitstitel meines Buches über Umfragen und wissenschaftliche Studienergebnisse (Ami-Forscher!), wofür ich jahrelang Zeitungsmeldungen gesammelte hatte, doch am Ende trug das Lexikon für alle Lebenslagen den schlichten Titel „Wer das liest, lebt länger“ (Scherz Verlag 2003). Genau.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
War noch nie auf einer Pressekonferenz. Ist damit eigentlich Häppchenjournalismus gemeint?

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Mit Bezahlschranken oder wenn Magazine plötzlich „Barbara“ heißen.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Auf die drei Tenöre: Ross Thomas, Hunter S. Thompson, Horst Tomayer.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Ich ziehe es vor, mir in diesem Fall eine Meinung zu versagen. Und außerdem: Wer schreibt denn noch mit einem Stift?

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Es ist offensichtlich: Schreiben (Autor) und Lesen (Bibliothekar) ist genau mein Ding. Aber Zitronenfalter wäre auch ein schöner Beruf.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Homer Simpson („Das Internet? Gibt’s diesen Blödsinn immer noch?“)

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?
Aufklärerisch wie „The Guardian“, unabhängig wie „Der Postillon“, aktuell wie „Das Altpapier“, sachlich-elegant wie die „NZZ“ und lustig wie „Welt im Spiegel“ (WimS). Kurz: Eine Mischung aus Tiger und Ente. Vorbild für Aufmachung und Layout wäre das tolle Berliner Fanzine „Ich und mein Staubsauger“, das es Mitte bis Ende der 80er gab. Ach ja: Die kostenlose Zeitung würde „Revolverblatt“ heißen.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Weiß der Himmel, aber ich tippe auf „konkret“. Hatte erst Gottschalk gelesen, aber dass Thea Gottschalk schreiben können sollte, übersteigt meine Vorstellungskraft. Puh, Glück gehabt.

Elefantenrunde

Nebenbei auch unser Kommentar zur Wahl  Flickr-Photo: Sadequl Hussain / Passion Images, 2012

Nebenbei auch unser Kommentar zur Wahl
Flickr-Photo: Sadequl Hussain / Passion Images, 2012

Von PR♕-Filmkritikkritiker Fritz Tietz

Lange habe er sich nicht mehr so geekelt wie bei der Elefantenszene des neuen Sacha-Baron-Cohen-Films „Der Spion und sein Bruder“, erklärte der Autor Frédéric Schwilden in einem Beitrag für die „Welt“. Er sei deshalb zusammen mit seiner Begleiterin Julia rausgegangen aus der Pressevorführung, nicht ohne zugleich registrieren zu müssen, wie sich das übrige Publikum mehrheitlich schier ausschütten wollte vor Lachen angesichts dieser für ihn und Julia so unerträglichen Szene. „Ich glaube,“ glaubte Schwilden hinterher, „wer bei so einem Film lacht, kann kein Mensch sein.“

Ich habe den Film auch gesehen. Und gehörte bei der Elefantenszene zu den Lachern. Wie auch meine Julia zu den Lacherinnen gehörte. Ja, sie lachte nicht nur einfach. Sie lachte, bis sie wackelte, und ich dachte, gleich wird sie von ihrem Wackellachen aus dem Kinosessel gerüttelt, und sie rutscht in den Fußraum runter, wo sie dann, hilflos zwischen Popcornresten und leeren Flaschen liegend, weiterhin so doll lachen muss, dass sie nicht wieder hochkommt, und folglich – das erfinde ich jetzt – den ausgerechnet in unserer Reihe sitzenden und aus dem Kino fliehenden Herrn Schwilden und seiner Julia den Fluchtweg versperrte. Ich aber kann ihr vor Lachen nicht beistehen und nicht aufhelfen, so dass Schwilden und seine Julia wieder umdrehen mussten, um ihr Fluchtglück am anderen Ende der Sitzreihe zu versuchen, und so hat meine Julia möglicherweise dafür gesorgt, dass Schwilden in seinem Artikel warnt: „Wer darüber lacht, hat absolut kein ästhetisches Empfinden. Wer darüber lacht, lacht auch über Mario Barth. Der wirkliche Angriff auf die Werte unserer Gesellschaft geht von Menschen aus, die über so was lachen.“

Über so was lachen? Für alle, die besagte Elefantenszene noch nicht kennen: Zu sehen ist darin, wie sich den Grimbsy-Brüdern Nobby und Sebastian auf der Flucht vor irgendwelchen Verfolgern inmitten einer afrikanischen Einöde überraschend die Vagina einer zufällig dort herumstehenden Elefantin als Versteck anbietet. Tatsächlich können sie so ihre Nachsteller austricksen. Als dann aber die Brüder die Elefantenkuh wieder verlassen wollen, passiert’s: Ein sichtlich erregter Elefantenbulle rückt mit seinem elefantös erigierten Glied an und …

Was, um Pimmels willen, denn daran komisch sein soll? Okay, es ist nur der armselige Versuch einer andeutenden Beschreibung von etwas, das man unbedingt gesehen haben sollte. Nur so wird man die Großartigkeit dieser Szene ermessen können. Nur so kann man auch verstehen, warum Menschen dabei so ablachen müssen wie in diesem Clip (ab Minute 2’10“) zu sehen. Nur so kann man schließlich begreifen, dass der Regisseur Louis Leterrier mit der Elefantenszene Filmgeschichte geschrieben hat und sie fortan in einer Reihe stehen wird mit bedeutenden Momenten wie dem die Treppen hinunterrollenden Kinderwagen in „Panzerkreuzer Potemkin“, dem Duschvorhang in Hitchcocks „Psycho“, der in den Pranken King Kongs zappelnden weißen Ann, dem nach Hause telefonierenden ET …

Nur einer hat diese Dimension nicht erkannt. Frédéric Schwilden. Dümmer kann es wohl kaum laufen, wenn sich ausgerechnet ein Totalreporter (Schwildens Twittername) einmal an einer Filmkritik versucht.

Royaler Tadel für Sachsen-Anhalt

tadel Aus gegebenem Anlass (AfD) erteilen wir Prinzessinnenreporter, die letzte Bastion vor den Horden der Finsternis, einen schweren Tadel an das Bundesland Sachsen-Anhalt, dessen stimmberechtigte Einwohner bis morgen außerdem 100 mal „Wenn Trottelparteien auf dem Stimmzettel stehen, heißt das noch lange nicht, dass ich sie auch wählen muss“ schreiben.
Zusätzlich zu dem schweren Tadel und der Strafarbeit ergeht außerdem ein royales Erdbeerkuchen-Verbot für die Dauer der nächsten Legislaturperiode.

Weitere schwere Tadel gehen nach Rheinland-Pfalz und Baden-Würtemberg.

We are not amused.

Stellvertretend für alle Prinzessinnenreporter: Elke Wittich

Dieser Eintrag wurde am 13. März 2016 veröffentlicht. 1 Kommentar

Rita Knobel-Ulrich – Reich durch Hartz-IV-Bezieher-Bashing

Rita Knobel-Ulrich beim Sich-Empören (Bildschirmfoto)

Die Jeanne d’Arc des Sozialrassismus beim Sich-Empören (Bildschirmfoto)

 

Ein Gastbeitrag von TV-Stammtischbeobachter Edler von Schwermuth (mit Stammsitz in der wagrisch-holsteinischen Grafenecke)

 

Da war sie wieder, eine der maßgeblichen Empörerinnen im deutschen Fernsehen bei Frau Illners Stammtisch neulich, um mit viel körperlichem Einsatz und erhobenen Zeigefingern zu sagen, wo´s längs geht mit der Flüchtlingsverarbeitung: Rita Knobel-Ulrich, die draufgängerische Fernsehdame, die unter immer noch ungeklärten Umständen 1996 ihren Redakteursposten beim NDR beendete und zur Belohnung als freie Autorin vielfältig und einträglich zum Wohlgefallen nicht nur der genannten Anstalt fortan produziert. Einen Namen machte sie sich insbesondere als ausgewiesene und selbsternannte Expertin fürs Arbeitslosentum unter besonderer Berücksichtigung der Faulpelzer- und Rumlungerei in sozialen Hängematten.

Folgende Feststellung machte die Knobel-Ulrich 2008 beim ARD-Gelage „Anne Will“ berühmt, ließ sie kometenhaft zur TV-Expertin für soziale Fragen aufsteigen:

Es gibt bei uns in Deutschland niemanden, der hungern muss, der frieren muss. Und jeder hat ein Dach über dem Kopf. Das sind also im Prinzip schon mal die Grundbedürfnisse abgedeckt … Hartz IV alimentiert doch ganz gut die Menschen … Vater, Mutter, zwei Kinder bekommen 325 Euro pro Erwachsenen, 147 Euro pro Kind plus Wohnung plus Heizung plus Kind, plus Krankenversicherung. Das sind ca. 2000 Euro pro Monat. Das muss man erst mal verdienen!

Das fiel auf viel Wohlgefallen im Talkshow-Zirkus, führte bis heute zu diversen Auftritten bei „Hart aber Herzig“ oder Anne Will oder Maischberger oder Illner und nicht zu vergessen Jauch, wo die Expertin dieses und jenes Schmarotzertum energisch anprangert.

Weil Empörerin Knobel-Ulrich einen Doktor-Titel trägt, kann sie auch schreiben, wie der im Redline-Verlag erschienene Titel „Reich durch Hartz IV“ belegt. Bei Amazogibt´s dazu unter anderem diese Kundenmeinung:

Ich geb`s zu … auf dieses Buch bin ich beim Zapping durch die TV-Programme gestoßen. Bei der Fernsehfürstin und gelernten Talk-Lady Maischberger platzte ich in folgende Szene: Eine rotgefärbte Dame in reiferen Jahren hieb verbal mit der Emsigkeit einer pickenden Meise auf einen Talkgast ein. Sie gab in etwa folgendes von sich: „Sie leben auf meine Kosten, also haben sie sich gefälligst um Arbeit zu bemühen.“ Die rotgefärbte Dame entpuppte sich als die Autorin dieses Buches; der Gescholtene hatte die Rolle des „Hartz 4 – Watschenmannes“ inne. Ist Ihnen – lieber Leser – nicht auch schon einmal aufgefallen, dass in den Medien immer „Hartzer“ auftauchen, die frei und offen bekennen „keinen Bock“ zu haben und selten bis niemals einen ALG-II-Bezieher, der ohne Verschulden seine Arbeit verloren hat und sich seitdem auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr etablieren konnte? Letzterer dürfte den überwiegenden Anteil der ALG II Bezieher ausmachen … Während die rotgefärbte Dame schwadronierte, hielt Frau Maischberger in regelmäßigen Abständen das vorliegende Buch in die Höhe. Also… eine Werbeveranstaltung finanziert aus der Rundfunk-Zwangsabgabe. Anprangern kann jeder … mich interessieren also die Lösungsansätze, die Frau Knobel-Ulrich zur Behebung der Zustände vorschlägt (Auswahl): Verschärfung der Zumutbarkeitskriterien … (hier beweist Frau Knobel-Ulrich, dass sie von Vertragsrecht nicht die geringste Ahnung hat …); der Bezug von ALG II soll zeitlich begrenzt werden (Schön!!! Und dann??? Ist denn hierdurch gewährleistet, dass alle ALG-II-Bezieher hierdurch in Lohn und Brot kommen, oder müssen wir dann in den Randgebieten große Zeltlager errichten, in denen die „Hartzer“ vegetieren?); mehr Sanktionen (Wenn ich recht informiert bin, werden pro Jahr etwa 1 Mio. Sanktionen gegen ALG-II-Bezieher verhängt …) .
Frau Knobel-Ulrich vertritt eine protestantisch-neoliberale Auffassung: Wer arbeiten will, findet Arbeit, und wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Arbeitslose sind i.d.R. Drückeberger, die sie aus ihren Steuern finanziert.
Zum Schluss noch eine Anmerkung: Auch Arbeitslose zahlen sämtliche Steuern, bis auf die Einkommenssteuer. Es wäre doch einmal interessant, herauszufinden, welcher Anteil des ALG II auf direktem oder indirektem Wege wieder in die Staatskasse fließt …
Frau Knobel-Ulrich: Sie sind gefragt! Ist allerdings keine so interessante Recherche, wie mit dem Mikro durch die Lande zu ziehen!

Dem widerspricht lovely Rita:

Der Reporter klärt auf, wo etwas unklar ist, deckt auf, wo etwas verborgen ist, legt den Finger in die Wunde, beschreibt, rührt an, bringt Menschen in Bewegung.“

Und zieht als „Jeanne d’Arc des Sozialrassismus“ (siehe hier oder dortin Volkes Namen weiter geschäftstüchtig durch die Lande, mit Kamera und Mikrofon Übeln auf der Spur, das einem übel werden kann.

Als Stargast geadelt von nationalen Fernseh-Stammtischen sollte die notorisch besserwisserische Knobel-Ulrich zu guter Letzt die Merkel ablösen und in Deutschland endlich aufräumen!

Darauf die Bach-Kantate „Ihr werdet weinen und heulen“ (BWV 103) – zum Wohle oder Prost!

Dieser Eintrag wurde am 12. März 2016 veröffentlicht. 2 Kommentare

Wahlempfehlung

erdbeeren
nach langer und eindringlicher Debatte im Prinzessinnen-Headquarter (kurz: PR♕HQ) über die Vor und Nachteile diverser Torten und Kuchen sind wir zu einem Ergebnis gelangt: 

Wählt Erdbeerkuchen! 

Dieser Eintrag wurde am 12. März 2016 veröffentlicht. 3 Kommentare

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (39)

Links: Felix Schwadorf

Links: Felix Schwadorf

Ausgefüllt von Felix Schwadorf
Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.
Felix Schwadorf ist Sportjournalist


1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Die Welt des Journalismus lernte ich erst kennen, als ich Abonnent des Fussball-Magazins Kicker wurde. Ich war damals vielleicht acht Jahre alt. Bei mir zuhause gab es ausser Reklamezettel keine sonstigen Druckerzeugnisse. Ich las den Kicker komplett und mit größter Ehrfurcht von vorne bis hinten. Es war die Welt der reinen Wahrheit und absoluten Korrektheit. Also der komplette Gegensatz zu der Realität um mich herum mit ihren sadistischen Lehrern und neurotischen Eltern. Und den doofen anderen Kindern.
Die größte Freude war natürlich das „Tabellenstudium“. Wie konnte man mit einem negativen Torverhältnis trotzdem Zweiter sein? Die schlechteste Heimmannschaft ist die zweitbeste Auswärtsmannschaft. Verrückt, aber so stand es geschrieben! Auf der letzten Seite des Kickers gab es ein extra abgesetztes Kommentar-Kästchen. „Karl-Heinz Heimann dreht den Scheinwerfer.“ Sogar mit einem Foto von Karl-Heinz Heimann! Dieser Mann musste so unglaublich wichtig und weise sein, dachte ich mir, dass es ihm erlaubt war, ganz zum Schluß noch einmal seine „eigene Meinung“ zum Fußball-Geschehen der Woche abzugeben. Heimann legte gerne „den Finger in die Wunde“, aber nie „mit erhobenem Zeigefinger“, aber dafür immer mit „Gänsefüßchen“. Jahrzehntelang blickte er mir entgegen, große Derrick-Tränensäcke hinter dicken Brillengläsern und mit einer Miene staubtrockenster Humorlosigkeit. Wenn der Kicker die Bibel war, so war Karl-Heinz Heimann der Papst. Mein Problem: Ich konnte seine Artikel einfach nicht lesen. Sie kamen aus einer fremden Welt. Es hatte immer etwas mit Moral, Anstand und guten Sitten zu tun, leicht weinerlich im Tonfall, und für mich intuitiv abstoßend. So wollte ich meine Kicker-Lektüre nicht beenden. Dennoch habe ich Karl-Heinz, der insgesamt 58 Jahre für den Kicker tätig war, davon 20 Jahre als Chefredakteur und 19 Jahre als Herausgeber viel, vielleicht alles zu verdanken. Das jahrelange obsessive Kicker-Verschlingen war, wie sich später heraus stellte, die Grundausbildung für meine Arbeit als Sportreporter.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?

„Wollt Ihr das totale Beige?“ SZ-Magazin
Über den Modegeschmack Deutscher Rentner.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Bei Pressekonferenzen fühlt man sich immer ein bißchen wie in der Schule. Man soll zwar Fragen stellen, aber diese Fragen sollen geschickt und stilvoll vorgetragen werden. Auch darf man sich nicht verhaspeln oder versprechen, denn sonst gilt man sofort als unseriös. Wenn man wirklich etwas Neues wissen will, weiß man nie, ob die Kollegen dies nicht schon wissen und man sich dadurch lächerlich macht. Kurz: Pressekonferenzen sind an sich schon peinliche Veranstaltungen.
Der Trick besteht nun darin, möglichst früh vor der Pressekonferenz zu erscheinen. Einerseits kann man dann meistens noch lecker vom Buffett naschen, andererseits die Kollegen aushorchen, bzw. mit ihnen den Stand der Dinge abgleichen. Die unvermeidlichen „Kollegen“ (um mit Karl-Heinz Heimann zu sprechen) von der BILD-Zeitung sind natürlich auch schon da, vielmehr, sie lungern und lauern. Um bei Springer Sportreporter zu werden braucht man eigentlich nur eine ganz spezielle Art von Schmierigkeit und ein durch und durch negatives Menschenbild. Die Bildleute sind immer nur pro forma auf Pressekonferenzen, denn sie wissen eigentlich schon vorher alles. Ihr Wissen verdanken sie einer abgefeimten Erpressertechnik, die darin besteht, das Privatleben von Fußballern und Funktionären auszuspionieren. Man weiß im Grunde alles über den Lover eines homosexuellen Nationalspielers oder über die Lieblingsdomina eines Vereinsmanagers. Damit dies nicht an die Öffentlichkeit kommt, verlangen die Springertypen im Gegenzug Exklusiv-Informationen. Die sie dann auch in aller Regel bekommen.
So ist fast jede Pressekonferenz im Grunde nur die Parodie einer Pressekonferenz, d. h. alles, was dort gesagt wird, ist entweder überflüssig oder einfach nicht ernst zu nehmen.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Habe ich da eine Diskussion verpasst? Ist denn der Journalismus so rettungsbedürftig?

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?

Im Himmel wären ja nur die guten, und da würde ich mich auf alle freuen. Ich habe immer großen Respekt vor Menschen, die eine Meinung klar ausdrücken können und das auch wollen. Gleichzeitig verschreckt es mich auch. Das liegt vielleicht daran, dass ich mich nicht für den Klügsten halte. Dafür habe ich eine gute Spielintelligenz und bin sehr kopfballstark. Aber bei Konflikten will ich lieber kuscheln. Es wäre schön, wenn ich im Himmel an meinen Defiziten arbeiten könnte.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Das segensreiche Recht der freien Meinungsäußerung bringt es ja mit sich, dass auch viele Blödmänner und Blödfrauen zu Wort kommen dürfen. Ich bin da nicht so streng. Und es ist ja auch sehr unübersichtlich. Allerdings können die Blöden auch sehr gefährlich sein und schlimme Meinungen vertreten, die andere Blöde dann wieder nachplappern. Das scheint momentan sogar im Trend zu liegen. Ich halte aber nichts davon, jemandem den Stift weg zu nehmen. Man sollte ihn eher weg zaubern. Oder gleich in den Arsch rammen…

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Ich kann mir jeden Beruf vorstellen, für den man nicht zu früh aufstehen und nicht zu lange arbeiten muss. Aber sinnvoll sollte er sein. Verbrecherjäger wollte ich immer gerne sein. Und auch Gedankenleser. Diktator oder König wären auch geeignete Berufe für mich. Am liebsten aber Fußball-Profi.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?

Je länger ich diesen Fragebogen ausfülle, desto stärker wird das Gefühl, langsam größenwahnsinnig zu werden. So viele Wunsch- und Traumvorstellungen! Ich würde natürlich die schönsten und interessantesten Menschen interviewen wollen. Danach gehen wir essen und werden sauintim. Und wir bleiben bis zum Lebensende beste Freunde.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?

Ich war schon als Grundschüler Chefredakteur meiner eigenen Zeitung, genannt „Das Tratschblättchen.“ Mein Klassenkamerad Jürgen Standke brachte zeitgleich „Die Laber-Zeitung“ heraus. Wir schrieben und bastelten abends je eine Titelseite und steckten sie uns dann morgens gegenseitig in den Briefkasten. Wir waren die ersten Blogger der Welt. Das Konzept einer täglichen „Eine-Seite-Tageszeitung“ überzeugt mich noch heute. Man müßte nicht so viel lesen und wäre trotzdem top informiert. Allerdings nur über wirklich betörende und seeleneinschneidende Dinge. Es sollte eine Zeitung sein, die einen dabei unterstützt und fördert, ein liebenswerter und gutherziger Mensch zu sein.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Gott sollte erst einmal eine völlig überarbeite und vor allem selbst verfasste Version der Bibel heraus geben. Eine Art Director’s Cut. „So war es wirklich.“ Den Koran könnte er sich auch gleich vornehmen. Unter Berücksichtigung der neuen Fakten, können die Menschen dann entscheiden, ob sie weiterhin religiös sein wollen. Falls sich heraus stellt, dass Frau Gott eine gute Type ist, dann darf sie gerne in führender Position bei meiner Zeitung schreiben.

Keine Globuli-Bilder mehr, nirgendwo

12823313_10201674574062360_3206735368762441081_oAn die Medienkollegen, die so gerne über Homöopathie schreiben. Und verkacken. Ein Rant von Gastprinzessin Sebastian Bartoschek
Es reicht! Macht euren Job vernünftig. Ich bin es soooooo satt, jeden Artikel zum Thema Homöopathie wahlweise mit einem Globuli, einer Glasflasche oder einer Glasflasche voller Globuli bebildert zu sehen. Nein, Homöopathie funktioniert nicht. Pinguine können nicht fliegen, und die Erde ist keine verdammte Scheibe. Aber das heisst nicht, dass ihr eure Artikel einfach so dahinrotzen könnt.
Ihr wollt doch, dass eure Artikel interessant aussehen (wenn sie schon mitunter strunzenlangweilig geschrieben sind)? Eben. Also tut verdammt noch zumindest so, als würdet ihr Leser erreichen wollen. Aber Ihr habt doch so viele Fakten recherchiert, so viele Studien gelesen, so gute O-Töne gesammelt, dass der Artikel sachlich für sich selber spricht? Am Arsch. Das klappte vielleicht in eurer Schülerzeitung – und selbst da war es gelogen. Wenn ihr Journalisten sein wollt, dann ist es eure Pflicht, Inhalt und Form ansprechend zu machen. Und es ist nicht ansprechend immer und immer und immer und immer und immer wieder dieselben Fotos zu sehen.
Eure Leser sagen euch aber, sie brauchen keine vernünftigen Fotos, sie seien am Inhalt interessiert? Das stimmt erstens nicht, und zweitens erreichst du dann eh nur die, die bereits deiner Meinung sind. Preaching to the converted. Und wenn ihr meint, dass die Fotos wirklich irrelevant sind, nehmt doch mal ‘ne Kinderleiche, oder ‘ne nackte Frau. Dann werdet ihr merken, wie sehr die Fotos beachtet werden.
Ihr vertreibt eure Artikel über die Sozialen Medien. Da wird geklickt, was interessiert. Gebt euch doch einfach mal 10 Minuten Recherche, ach kommt, 5 Minuten reichen. Dann seht ihr, was zieht: Menschen wollen Menschen sehen. Oder Katzen. Oder nackte Haut. Oder Hunde. Oder Menschen. Oder irgendwas, was sie nicht kennen. Aber eben nicht immer wieder Zucker in Kugelform. Verstehse?
Und nein, es zieht auch nicht, dass ihr keine Kohle für Fotos habt. Es gibt Unmengen von Fotos für lau im Netz – es gibt ganze Suchmaschinen voll. Das Problem liegt aber woanders: ihr seid schlicht zu faul, euch zu überlegen, welches Bild funktionieren könnte, geschweige denn, dass ihr selbst Fotos machen würdet.
Wer Homöopathie-Artikel mit Globuli bebildert, der nimmt auch Menschen mit Skimasken als Symbolfoto für Hackergeschichten. Oder Polizeiautos mit eingeschaltetem Blaulicht für Geschichten zu Kriminalität. Und Nazithemen werden mit Springerstiefeln bebildert.
Werdet professionell. Oder tut zumindest so.

Dieser Eintrag wurde am 8. März 2016 veröffentlicht. 2 Kommentare