Revolution, Baby! (4)

Eine Gastprinzessinnenserie von Sibylle Berg

Folge 4: Die Gruppe TOP B3rlin (Theorie. Organisation. Praxis) stellt sich vor

Das alte System ist am Ende. Prost!

Je deutlicher wird, dass die Erde eine begrenzte Ressource ist, die sich mit der Funktionsweise: Wachstum oder Krise nicht verträgt, erfasst der Wahnsinn des Untergangs  Aktionäre, KapitalistInnen, PolitikerInnen und die Massen.

Alle suchen nach Auswegen, ihr Leben, ihr Vermögen, ihre Ideen zu retten, ohne alte Gewohnheiten aufzugeben. Aber. Das wird nicht funktionieren. Weder ist die Bereitschaft der erschöpften Massen vorhanden, den Irrsinn des Wachstums, die Entkoppelung von Gewinn und realem Gegenwert weiterzutragen.

Noch kann selbst der dumpfste Shareholder verleugnen, dass der eingeschlagene Weg in Katastrophen enden wird. Und zwar bald. Es ist keine Zeit mehr für kleine Schritte, kleine Erfolge, kleine Ergebnisse, die ein bisschen Gerechtigkeit, ein wenig Klimaschutz bringen könnten. Es braucht einen radikalen Schritt in eine neue Zeitrechnung. Das System, das den Kapitalismus ablösen wird, scheint im Moment eine Mischung aus Überwachungsautokratie und Neofeudalismus zu sein.

Linke Ideen beziehen sich auf alte Systeme, die auch immer an kapitalistischer Intervention oder schlicht an der Unverträglichkeit von Mensch und Macht scheiterten.

Es braucht vollkommen neue Pläne, die über die Träume von friedlichen Sharing Communitys hinausgehen.

Ich habe Autorinnen und Aktivistinnen gefragt, was Ihnen zum Thema Revolution einfällt. Einige habe ich in einem Magazin, das ich mit dem Künstler Claus Richter herausgebe, versammelt.

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Es kamen erfreulicherweise so viele Texte, dass wir die Möglichkeit haben, an dieser Stelle einige exklusiv zu veröffentlichen. Als Anregung. Für die Vernetzung. Zum Weiterdenken.

Nicht aufgeben!

Sibylle Berg


Folge 4: Die Gruppe TOP B3rlin (Theorie. Organisation. Praxis) stellt sich vor 

TOP B3rlin (Theorie. Organisation. Praxis) ist die kommunistische Gruppe gegen alles Böse. Wir kennen seit 13 Jahren nur ein Ziel: Eine antiautoritäre, rätedemokratische Gesellschaft, in der das Privateigentum an Produktionsmitteln abgeschafft ist. Die Ökonomie sollte der Bedürfnisbefriedigung aller dienen und nicht der wenigen. Eine solche Gesellschaft nennen wir Kommunismus. Was wir von unserer aktuellen Gesellschaft halten, wurde schon von tausend Stimmen geschrien, ob bei „Blockupy“ oder den Protesten gegen G20: Staat! Nation! Kapital! Scheiße! 

Unsere politische Arbeit ist Abwehr- und Suchbewegung zugleich: Sie besteht aus dem Versuch zu verhindern, dass alles noch schlimmer wird, und dem Versuch, über die bloße Verteidigung hinaus wieder eine konkrete Utopie zu entwerfen. Dafür vernetzen wir uns in den internationalen Bündnissen „…ums Ganze“ und „Beyond Europe“ und kämpfen mit der Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“ gegen den neuen Faschismus, den Nationalismus der Mitte und das europäische Grenzregime; unter dem Motto „Feminism is Class War“ treten wir für eine Gesellschaft ein, in der nicht nur die Produktion, sondern auch Care-Arbeit vergesellschaftet ist; gemeinsam mit Mietinitiativen kämpfen wir für Städte, in denen das Wohnen einmal nicht mehr warenförmig sein wird; mit den Kampagnen „Make Amazon Pay“ und „Counter Campus“ kritisieren wir die Arbeits- und Lebensbedingungen im digitalen Kapitalismus (und freuten uns darüber, dass Google seine „Campus“-Eröffnung in Kreuzberg wegen Protesten abblies).  

Unser praktischer Vorschlag: Antifaschismus, Feminismus, Klassen- und Klimapolitik verbinden, Schweinesystem Kapitalismus überwinden und das gute Leben für alle errichten.

Bis zur Umsetzung unseres Journalismusfinanzierungsdekrets kann unsere Arbeit mittels eines einfachen Klicks auf den „Spenden“-Knopf gleich oben rechts unterstützt werden.

Dieser Beitrag wurde am 16. August 2021 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare

3 Gedanken zu „Revolution, Baby! (4)

  1. Unser praktischer Vorschlag: Antifaschismus, Feminismus, Klassen- und Klimapolitik verbinden, Schweinesystem Kapitalismus überwinden und das gute Leben für alle errichten.

    Klimapolitik, wie kleingeistig! Und wer kümmert sich um den Kontinentaldrift? Die Plattentektonik ist eine Gewissensfrage!

  2. „TOP B3rlin (Theorie. Organisation. Praxis) ist die kommunistische Gruppe gegen alles Böse“ ? Also auch gegen den Kommunismus, weil demokratielos, manipuliertes Rechtssystem, alle Eigeninitiative dem kollektiven Gemeinsinn untergeordnet, zu dem hernach immer versucht wird herauszufinden, wer nach dem Motto „… hat immer recht“ deerartigen „Gemeinsinn“ erfunden, formuliert, verdreht und „durchgesetzt“ hat?

    „Wir kennen seit 13 Jahren nur ein Ziel: Eine antiautoritäre, rätedemokratische Gesellschaft, in der das Privateigentum an Produktionsmitteln abgeschafft ist. Die Ökonomie sollte der Bedürfnisbefriedigung aller dienen und nicht der wenigen. Eine solche Gesellschaft nennen wir Kommunismus.“ – So?
    Unter Kommunismus verstehe ich einige (!) andere Narrative:
    – Das Staatsgebilde ohne Privateigentum an Produktionsmitteln, das 1989 kläglich unterging und nicht mal mehr Insolvenz anmelden konnte
    (also „Produktionsmittel nicht in Privathand“ hatte wohl nicht gereicht?)
    – oder Antiautoritäres, also letztlich anarchisches Leben ohne Staatsgewalt und damit ohne Justiz, Polizei, „Dienste“, Ministerien, Grenzen, Armee, Geselschaftsschutz wie Feuerwehr, Techn. Hilfswerk, Gesundheitssystem, Rente usw, usw ?
    Nun, das Antiautoritäre, hat ja wohl bisher in der welt nix zustade gebracht und sich bereits in den ersten Anfängen wieder fix verdrückt, das dann ja wohl auch kaum kommunistisches „Gutes“ verbreitet hat ?
    – Ja: „Die Ökonomie sollte der Bedürfnisbefriedigung aller dienen und nicht der wenigen.“ – mit Rätedemokratie, die heute dies und morgen etwas völlig anderes beschliessen kann – wenn sie denn demokratisch ist?
    Wer legt da fest, was wie wem dient, gut oder schlecht ist, in jedem Rat ein anderer stimmgewaltiger Sachfremder?
    – Kommunismus ist zunächst vor allem anderen die Eleminierung von Demokratie, da diese den Kommunismus von jeglichen Autoritäten und persönlichen Freiheiten befreien müsste, weil sonst Kommunismus nicht funktioniert – oder eben keine Demokratie ist.
    – Kommunismus war bisher überall auf der Welt (!) ein Narrativ vom zukünftig besseren Leben bei gegenwärtigter Beschränkung und daher mit Kriegskommunistischer Praxis zur Einführung, worunter etliche auch „Revolution“ verstanden …
    Weihnachtsmärchen und Religionen aller Art machen das auch

    und dann:
    „Antifaschismus, Feminismus, Klassen- und Klimapolitik verbinden, „- das braucht man in einer gesunden Gesellschaft nicht zu „verbinden“, da in einer gesunden Gesellschaft das alles längst systemisch verbunden ist – sofern sich nicht einzelne Elemente daraus verselbständigen und eigene Wege gehen.
    Ausserdem fehlt da etwas in der Aufzählung: „Schweinesystem Kapitalismus“, denn gegen ihn ist nichts dieser Themenfelder ordentlich fassbar, und das „überwinden“ ist derart diffus, dass man sich fragt, wie das „Überwinden“ erfolgen soll und was das „schafft“ als „gutes Leben für alle“.
    Ob da das „Überwinden“ nicht nur das „bundesrepublikanische Alibi“ als Schutzbegriff vor Vorwürfen der Verfassungsuntreue ist?

    Wie wäre es damit: Alle „Ismen“ (als i.d.R. übertrieben praktizierte und verschrobene Abklatschversuche von meist unbrauchbaren Ideologien permanent im Gespräch zu halten, das zwänge viele „andersdenkende“ miteinander zu reden und neu zu formulieren, anstatt zu spalten, zu polarisieren und konstruktive Lösungen immer wieder zu verhindern.
    Wie sagen doch die Kommunisten dieser Welt, ja sogar auch Olaf Scholz und Herr Laschet oder eine Frau Merkel usw. immer wieder:
    GEMEINSAM, geh-mein-sam, nur gemeinsam geht es bei grossen Veränderungen…

    Ach so:
    Was ist denn böse? oder „das Böse“, oder „Alles Böse“?
    Wer bestimmt das? Ist diese Formulierung „Gegen alles Böse“ nicht eindeutig ein Relikt aus der Welt der Märchenbücher unserer Kinder? Wie sich kluge politisch aktive junge Leute mit diesem diffusen Märchenduktus schmücken können, ist mir ein Rätsel, es deutet auf reichlich niedliche Unreife hin.

  3. Nachschlag:
    Antirassismus setzt allein als Begriff die scheinbar existierende Rassevorstellung der Faschisten und Nazis auch im sozialen Bereich fort und trägt sie immer weiter in die existierende Gesellschaft, wo es doch erwiesenermassen keine (Menschen)Rasse (Zuchterfolg menschlicher Züchtung, mehr ist Rasse nicht, nie gewesen) gibt.
    Die Behauptung eines Rassismus transportiert damit (zwar negativ gemeint aber dennoch real) faschistischen Rassenwahn als scheinbar reale Theorie und Praxis in unsere Gesellschaft zurücik statt ihn zu ersticken.

    Und bitte was sind Klassen genau, ideologiebefreit? Klassen sind Sozial-Rassen im Verständnis der o.g. Rassenideologien: „das „bessere“ ist stärker und gewinnt“, bedeutet: Klassenkampf ist letztlich wie (sozialer) Rassenkampf und gesellschaftsspaltend, ohne mehr als das verrichten zu können. Aufgrund der Vorstellung, es gäbe „gute“ und „böse“ Klassen, wobei letztere zu bekämpfen seien, handelt es sich defacto um eine soziale „Auslese“ mit entsprechend spaltender Diskriminierung, die andere Wege („gemeinsam“) versperrt.
    Vergleicht man amerikanisch „race“ mit einem deutschen Begriff, so wäre das der der sozialen Gruppe, also der „Klasse“ und nicht der der Rasse.
    Antirassismus amerikanisch heisst also deutsch richtig Diskriminierung und Selektierung von sozialen Gruppen, damit auch von Klassen, letztlich auch der Klasse der „Vermögenden“ und „Produktionsmittel Besitzenden“, der „Kapitalisten“ – womit eine Demokratie bereits durch diese Ausgrenzung unmöglich würde.
    Demokratie ist weder schlecht noch gut sondern lediglich die Methode, (vor allem soziale) Unterschiede und strittige Sachverhalte gesamtgesellschaftlich zum AUSGLEICH zu führen, zu befrieden, nur dazu „erfunden“ und nicht mehr – aber auch nicht weniger, und damit unverzichtbar für jede Gesellschaft, die dauerhaft geordnet (systemisch) gesund existieren möchte durch Praktizierung von Gleichberechtigungen ALLER Art unter ALLEN Menschen.
    Aufgrund der über 60 differenzierenden Vorstellungen von Feminismus (für Frauen mit Gebärmutter, für solche ohne Gebärmutter, für „erlernte“ (nur soziale) Frauen, für solche mit Alleinherrschaftsanspruch über alle Geschlechter, für „integrierte“ und integrierende und für separatistische Frauenbewegungen usw. usw.) verwende ich den verfälschenden Begriff Feminismus nicht mehr, er verkleistert die ausserordentlichen und störenden Spannungen in und zwischen den Frauenbewegungen derart, dass er extrem unproduktiv gegenüber der Öffntlichkeit wird und dem eigentlichen ursprünglichen Anliegen von Frauenbewegungen, den Geschlechtern (und zwar allen !) zu gleichberechtigter Daseinsweise zu verhelfen, nur noch schadet, als blanke Ideologie mit deren Zwängen.
    Das erinnert an den sozialen und politischen Vergleich von Rasse und Klasse (s.o.).
    Fehlt noch der Antisemitismus. Da ist das einfacher: Solange wie niemand auf dieser Welt einen „Semitismus“ erklären kann, solange kann auch niemand den diesbezüglichen Gegenpart „Antisemitismus“ erklären. Wer es dennoch meint zu können, konstruiert (!!) und stärkt in bester Absicht bereits die Gegenkräfte zu dem, was er eigentlich vrhindern möchte.
    Semitisch ist allein ein Begriff aus der Sprachforschung und geht weit über den kleinen Sprachbereich z.B. jüdischer Sprache hinaus, so dass mit Antisemitismus auch alle weiteren Sprachgruppen (arabisch u.v.a.m.) einbezogen werden, was damit keinen erfüllbaren Sinn mehr ergibt.
    Das erinnert an „race“ und „Rasse“, beide male wird das nationalsozialistische Gedankengut seiner Rassentheorien mit DEREN Begriffsverständnissen (also Rasse als reaL EXISTIERENDE biologische Kategorie) permanent in der gesamten Gesellschaft SO in Erinnerung gehalten, so dass gesellschaftlich Spannungsbeseitigungen immer unmöglicher werden.

    Es empfiehlt sich für eine junge politische Denkrichtung, die „Gutes“ (Kommunismus) für die Gesellschaft denken möchte, sich dabei komplett von den alten schädlichen Denkmustern, Narrativen und Begriffsgebäuden aus den Versuchen und Fehlschlägen der Vergangenheit zu trennen und eigene zu schaffen, die auch von Andersdenkenden so verstanden werden können, wie sie gemeint sind.
    Erfahrungen und Erkenntnsse von Altvorderern sind stets willkommen, ihre Verirrungen, Unwissenheit und Fehler nicht.

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