Heute: Das Lieblingsobst von Hauptsachesüß-Prinzessin Elke Wittich – die Brombeere. Beziehungsweise Brombeergelee
So eine wirkliche Super-Hausfrau war meine Mutter nie, den ganzen „Dinge selbermachen, Schleifchen drumherumwickeln und dann verschenken“-Kram fand sie allenfalls theoretisch interessant, aber vermutlich nicht mal das.
Eine Ausnahme aber war Brombeergelee, der wurde selbst gemacht (wahrscheinlich übrigens das einzige, was man aus Brombeeren machen kann, glaube ich jedenfalls).
Ein-, zweimal im Jahr war es soweit: Mama verkündete, dass wir gleich Brombeeren suchen gehen würden, und zwar im ein paar hundert Meter entfernten Wald.
Das versprach aufregend zu werden. Nach internationalen Maßstäben handelte es sich zwar um einen ziemlich lächerlichen kleinen Wald, aber er hatte alles, was kleine Kinder toll fanden. Neben vielen Bäumen und mutprobengerechten steilen Abhängen und einer Art Spielplatz ohne Geräte, aber dafür tollem, niemals gewechseltem Sand, gab es nämlich die Matratze.
Mutmaßlich Jahre bevor wir Kleinstadtkinder auf die Welt gekommen waren, hatte jemand auf einer nicht ohne weiteres einsehbaren kleinen Lichtung eine alte Matratze mit Sprungfedern entsorgt, auf der man super herumspringen konnte (es muss eine sehr gute Matratze geween sein, denn vor ein paar Jahren habe ich nachgeguckt, und obwohl der Wald nun vorschriftsmäßig begradigte, ordentliche Wege hat, liegt die Matratze immer noch da, was entweder bedeutet, dass keines der Kinder von damals in eine Waldaufräumer-Position bei der Stadtverwaltung gelangt ist oder aber dass keines später jemals überprüft hat, ob sie noch da war.
Jedenfalls, die Brombeeren. Sie wuchsen am Rand eines Weges, der über eine Art Rinnsaal führte, und sie mochten es dort sehr, denn sie wurden groß und dick und dunkelschwarz und süß, bis meine Mutter und ich vorbeikamen und sie aufaßen oder in kleine Eimerchen steckten.
Zu Hause machte meine Mutter dann zweifllos hochkomplizierte Dinge mit den Beeren, bei denen ich aber nie zuguckte, weil es viel spannender war, Harald von nebenan zu besuchen, der eine Ritterburg mit abnehmbarem Turm hatte, in den man Bösewichter sperren konnte, oder bei Bettina vorbeizuschauen und gemeinsam auszuprobieren, wie sehr man ihre Mutter nerven konnte, bevor sie lustige Wutausbrüche bekam.
Irgendwann kam man dann wieder nach Hause und auf dem Küchentisch standen viele kleine Gläschen voller Brombeergelee, der umwerfend gut schmeckte.
Wie man ihn macht, das weiß ich leider bis heute nicht.
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