Sonnengesang

Von Sonnenkönig Sebastian Bartoschek

Deutschland stöhnt. Deutschland ächzt unter einem heißen Sommer. Deutschland haßt die Sonne. Deutschland ekelt sich vor seinem eigenem Schweiß. Die Grünen Deutschlands haben die Apokalypse aufgerufen. Ich bin nicht Deutschland. Ich liebe den Sommer.

Diese Wochen sind die besten für mich seit langer Zeit. Endlich wache ich morgens auf, den Sonnenschein im Gesicht, keine Wolke am Himmel. Strahlendes Blau erfüllt den gesamten Horizont.

Wenn ich aufwache, habe ich eine Nacht hinter mir gehabt, in der ich einfach daliegen konnte. Ohne Angst, dass in der nächtlichen Kälte meine Füße erfrieren oder dass ich mir etwas verziehe, weil meine Schultern nicht von der Wärme der Decke bedacht werden. Es ist jetzt nachts einfach warm – ich kann mich in meine Decke kuscheln, muss es aber nicht, kann auf Bauch, Rücken und Seite schlafen – ganz nach Lust und Laune.

Morgens dann gehe ich auf den Balkon. Und denke mir: wie geil ist das denn bitte? Überall auf dem Innenhof sattes Grün und helle Farben, keine Braun- und Grautöne. Die Sonne zieht ihre Halbbahn und freut sich, genau wie ich darauf, dass wir uns den ganzen Tag sehen. Mehrfach am Tag sehe ich nach, ob sie wirklich noch von da oben unverwolkt strahlt. Während Hunderte, ja Tausende, ihr voll Zorn entgegenschauen, lächle ich ihr jedes Mal zu – und ich glaube, sie lächelt zurück. So wie die gute Sonne in Kinderbildern, die ein Lächeln hat.

Man braucht sich derzeit auch keine unnötigen Fragen dazu anhören, wieso man Eis essen will, oder wieso man täglich Grillen könnte oder zumindest Grillgut in der Pfanne brät. Ich kann essen, was ich gerne esse. Und morgens starte ich nun mit einem guten Stück Bacon oder einem Minutensteak, oder was auch immer. Während ich es mir brate, erhellen die Sonnenstrahlen meine Bratpfanne.

Aber nicht nur das Essen ist jetzt, im Sommer, besser. Ich habe ja oft ein Problem damit, dass ich zu wenig trinke. Aber nicht jetzt. Jetzt trinke ich viel und gerne und Kaltes und Bier. Es macht Spaß, kalte Flüssigkeit die Kehle runterlaufen zu lassen, weil man merkt, wie warmbegeistert der Körper im Sommer ist.

Klar, ich schwitze mehr. Und? Schwitzen ist Kopfsache. Es gibt Deos, Bodysprays, und dank Sommer die unhinterfragte Möglichkeit sich zwei- oder dreimal am Tag frisch zu machen, auch mal ein zweites Shirt oder Polo am Tag anzuziehen. Normalerweise werde ich da als Mann seltsam für angeschaut, aber nicht jetzt, weil Sommer ist.

Oft fahre ich Auto. Es gibt nichts Besseres als im Sommer Auto zu fahren, wenn das Licht wunderbare Spiele in den Feldern, den Häusern, den Kraftwerken spielt. Wenn ein einzelner Baum auf einem Feld in verschiedenen Facettten, wie in einer Bollywood-Produktion hinter einem Kaleidoskop, funkelt.

Und erst die Kinder. Denkt denn niemand an die Kinder? Es ist Poolzeit, Planschbeckenzeit, Wasserpistolenzeit, Ohne-T-Shirt-Zeit. Überall erfreutes Lachen, Spaßhaben. Das kalte Zittern ist vorbei, das Im-Haus-Sitzen, das Warten-auf-besseres-Wetter.

Es kann auch gar nicht zu warm werden. Mein Asthma ist beruhigt, meine Nackenverspannung ist weg – und wenn nicht, halte ich einfach nur kurz meinen Nacken in die Sonne. Manchmal stehe ich auch nur so auf der Straße und spüre, wie die Hitze meinen Köper umspült, und freue mich dann, einfach nur dastehend, dass es ein weiterer Tag ist, an dem die Welt klar ist, der Tag definiert.

Hoffentlich geht das noch lange so.

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