Rosa und die Zivilisation – VI.

Von Ägypten, den Impressionisten, der Renaissance und der zivilisatorischen Bedeutung des Rosa – in der royalen Familie der Farben eine kleine Prinzessin.

Sechster Teil einer zivilsierten Serie von Lord Harald Nicolas Stazol

Auf Wunsch einer Leserin ziehn wir die zivilisatorische Bedeutung der Farbe Rosa vor. Zunächst: Noch in der Renaissance war es als „kleineres Rot“ eine männliche Farbe, wie in den Gewandungen von Jesusabbildungen, eine Raphael-Madonna etwa in den Uffizien -oder war es im Louvre? –, noch manches Mal ersichtlich ist.

Wann man begann, Mädchen von Babystrampler bis Ballkleid in jenes Rosa zu hüllen? Zurückerobert haben sich die Herren der Schöpfung, wie ich an anderer Stelle schrieb (Mut zur Farbe!), den Ton im rosa Oberhemd von Thomas Pink –  in Deutschland zu Unrecht geschmäht, aber davon war ebenfalls an anderer Stelle schon die Rede.

Da ist das unvergleichliche rosa Licht auf Bali, in Kuta Beach, wo sich für den Ästheten eine Chauffage mit dem Fahrdienst des „Bali Hilton“ empfiehlt, geschmackvollerweise in Hellblau, allerdings mit einem lorbeer-bekränzten H auf der Tür, und dann durch die engen Strassen durch Kuta, wo die australischen Surf-Boys knackig-halbnackt an der Fensterscheibe entlangposen, so nah, dass man sie berühren könnte – aber nun bin ich wohl bei der Niederschrift dieser Zeilen ein ganz klein wenig errötet …

Nun, da die Sonne in Nähe des Äquators ja sehr schnell in den Fluten versinkt, ist sie erst rosé, dann blut-, schließlich glutrot. Da sind die Gipfel der Rocky Mountains, der Ayers Rock und der „Rosengarten“ in den Südtiroler Alpen – es ist, als ob auch die Götter diese Farbe liebten.

Es gibt wundervolle Gemälde, in denen diese leichteste aller Farben – vielleicht im Range gleich dem Zartgelb – brilliert. Zwar trugen die Jungen Himmelblau, aber da sind die Ballerinen von Degas in rosa Tüll, und eine seiner Statuen steht in einer Rotunde  des Musée d´Orsay, eine anmutige Bronze, „Petite Danseuse de quatorze ans“ (auch „Grande Danseuse habillée“, 1879-1881) – und ihr duftiges Baumwolltütü plissiert nach all der Zeit in zartestem Rosa wie eines der Pastelle von Watteau, die man vor Licht schützen muss im Schatten der Treppenhäuser von Versailles und deren größter Feind ausgerechnet das Glas ist, das sie eigentlich schützen soll – die Statik des Glases zieht die winzigen Hauche von Kreide an … „Sur la Plage“ von Paul Gaugin schließlich hat nun rechter Hand eine Taitianerin sitzen, flächig in edlem Rosa, in Öl auf Leinwand, gemalt 1891.

So mag das Purpur die Farbe der Könige und Blau die Königin der Farben sein – und Gelb die Farbe des Kaisers: In der royalen Familie der Farben ist Rosa eine kleine Prinzessin.

Zu Geburtstagen der Prinzessinnen hat der Zeremonienmeister den Himmel rosa zu färben (Foto: Fritz Tietz)

Und nun, wie versprochen, in das Tal der Könige zu Luxor, wo ich der Ausgrabung eines Königsgrabes beiwohnte., dem KV 5 – King´s Valley 5, das weitestläufige Königsgrab mit schon jetzt mehr als 20 Kammern, erbaut wohl für die Ramessidensöhne. Die Ausgrabung dort leite Prof. Dr. Kent Weeks von den Universitäten Chicago und Cairo – dort also sah ich das Rosa des Alten Ägypten, das manche Hieroglyphen schmückte.

to be contd.

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