Archiv | Juni 2015

Lyrische Ernte 4

Der nächste Beitrag im royalen Gedichtwettbewerb kommt von Kay Sokolowsky, der die Jury zudem mit diesem Anschreiben (nicht ganz erfolglos) zu manipulieren versucht:

Liebe Marit,
ich würde ja ZU gern der Gedichtkönig bei Prinz.Reporter.de sein! – Vorläufig kann ich jedoch nur der Entenmann sein. Aber das paßt zu eurem Wettbewerb – meine Lauschangriffe auf die Erpel am Schack-See sind nicht bloß Momentaufnahmen der modernen Zeit, sondern qua ihrer Quäkerei Beiträge zu einer Lyrik, auf die sich am Ende alles reimt. Bitte hier gucken und prämieren:
http://www.kaysokolowsky.de/die-freibadsaison-ist…/

Warum aber schicke ich diese lautmalereiverliebte, eher bürgerliche Skizze ein zum Prinz.-Wettbewerb? Weil die Stockente die Königin der Wasserwelt ist? Weil ein häßliches Entlein nur ein bißchen Rosa braucht, um ein herrlicher Ganter zu werden? Weil ich noch drei weitere Episoden in petto habe! Wie auch immer: Dies ist für euch und für mich die totale WIN-WIN-SITUATION!

Sonst geht’s mir aber gut:
Kay

Dieser Eintrag wurde am 20. Juni 2015 veröffentlicht. 3 Kommentare

Das Benimm-Dekret

Prinzessinnen benehmen sich von Natur aus gut. Sie sind höflich, haben geputzte Nasen und gute Manieren. Manchmal sind sie sogar pünktlich. Meist sind sie auch friedliebend und zärtlich. Allerdings muss man bisweilen bei der Journalismusrettung etwas garstiger vorgehen. Dann kommen auch Degen, Nagelfeile oder Schuhabsätze zum Einsatz. Unser Zeremonienmeister nutzt sogar die große Gartenschaufel, wenns drauf ankommt. Und Prinzessin Elke hat schon mal mit Pfeil und Bogen hantiert! -Das scheinen jedoch einige Untertanen verwirrend zu finden und glauben nun ihrerseits, mit allerlei Unding herumfuchteln zu können, und sich durch unpassende Äußerungen, seltsame Anzeigen oder lautes virtuelles Krakeelen in Szene setzen zu müssen. -Welch ein Irrtum!
Daher ergeht folgendes Dekret:

§1 Die allgemeinen Benimmregeln für Untertanen, als da wären: saubere Hände, großartige Schuhe, und zurückhaltendes Auftreten, sind unabdingbare Vorraussetzung, um überhaupt mit dem journalistischen Adel in Kontakt zu treten.

§2 Man äußert sich nur, wenn man gefragt wird.

§3 Und auch dann nur höflich und freundlich.

§4 Schimpfwörter sind verboten.

§5 Beleidigungen und beleidigt sein ebenfalls.

§6 siehe Paragraph fünf und Dollar sieben.

$7 Nur Angehörige des journalistischen Adels sind befugt Waffen einzusetzen.

§8 Juristische Waffen sind unter unserer Würde und daher grundsätzlich für alle verboten.

§9 Fingernägel sind entweder geputzt oder rosa.

§10 Glitzer begleite alle Deine Worte!

-Das Dekret tritt rückwirkend in Kraft und gilt bis auf ewig.
Erweiterungen nicht ausgeschlossen.

Lyrische Ernte 3

Noch immer eingeschnappt: Prinz Kasimir

Noch immer eingeschnappt: Prinz Kasimir

Nach dem gestrigen Eklat um Prinz Kasimirs überraschenden Rücktritt aus der Jury des Prinzessinnenreporter-Gedichtwettbewerbs hofft die restliche Jury, den etwas empfindlichen Kater versöhnlich zu stimmen – und veröffentlicht heute seinen mit Krallen verteidigten Favoriten: den Beitrag zu unserem royalen Gedichtwettbewerb von Lady Catterly.

Werter Prinz Kasimir,
als Katzenjournalistin wende ich mich an Sie mit meinen lyrischen Zeilen, die mir spontan aus der Pfote flossen, als ich den Aufruf zu Ihrem Gedichtwettbewerb sah. Ich hoffe, Sie verstehen meine Zeilen richtig.

Ihre Lady Catterly

 


Als Felltiger mit Schwanz und Adel
Sind Sie empfänglich für den Tadel
Mein Herz ist schwer
mein Napf ist leer
voll fett ist nur der Zeitungsstadel

Ich schreibe es mit meiner Tatz
die Presse ist doch für die Katz
so wie derzeit es grau und trist
im Netz, in Print zu lesen ist
dazu die Journalistenhatz!

Als sei der arme Schreiberling
ein garstig übler Widerling
gesteuert von geheimen Mächten
soll er die Leut mit Worten knechten
tönt’s aus so manchem Wunderling …

Zur Rettung schwang sich mancher Ritter
bisher – doch das Ergebnis bitter
ist, egal, wohin man schaut
nur Rüben oder Kraut
Reporter – ohne Glitter!

Ein Jammer ist’s im Netz, in Print
gar retten muss man ihn geschwind
den Journalismus edler Art
dafür liegt ein Rezept parat
ganz rosa ist es, pfeift der Wind

Und Glitzer hat es – ja, fürwahr
rosa ist so wunderbar
Prinzessinnen und ihr Getier
die retten unsere Presse hier!
Ein Märchen ist es, aber wahr!

Die PR♕-Gedichtwettbewerbsjury und ich

kasiEine Erklärung von Prinzessinnenreporter Kasimir

Ich wünsche der Prinzessinnenreporter-Gedichtwettbewerbsjury viel Glück, aber ich werde nicht mehr dabei sein. Ich bereue es nicht, mitgemacht zu haben, und ich finde es nach wie vor richtig auszuprobieren, ob unsere Untertanen journalismuskritische Gedichte schreiben können. Der Wettbewerb war und ist ein richtiger Versuch — aber für mich ist er nicht geglückt.

Der größte einzelne Fehler war meiner Meinung nach, dass Leo nur für die Auswertung unbedingt eine ESC-mäßige eigene Software programmieren lassen wollte, was viel Zeit, Geld und Nerven gekostet hat — und teilweise auch jetzt noch nicht richtig funktioniert.

Aber das zentrale Problem ist ein anderes: Uns trieb die Lust an, ein neues Geschäftsmodell auszuprobieren, nämlich: die Untertanencrowd für uns arbeiten zu lassen, aber wir hatten nicht unbedingt eine gemeinsame redaktionelle Idee. Ramona wollte Schuhgedichte, Elke norwegische, Marit getanzte Lyrik, Svenna naturwissenschaftliche, Leo Liebesschmalz – und mit meiner festen Überzeugung, dass einzig Katzengedichte auch die nötige Medienkritik enthalten, stand ich allein auf weiter Flur.

In den vergangenen Tagen hat sich dann stärker herausgestellt, was ein anderer Gedichtwettbewerbsansatz sein könnte: Weniger getragen von den unterschiedlichen (Spezial-)Interessen der einzelnen Jurymitglieder, mehr bestimmt durch Themenschwerpunkte, die ein Redaktionsleiter wie ich entwickelt und produziert.

Ich bin wild entschlossen, aus diesen Erfahrungen zu lernen und etwas eigenes auf die Beine zu stellen: einen Gedichtwettbewerb für Menschenkritik. Demnächst mehr!

Dieser Eintrag wurde am 17. Juni 2015 veröffentlicht. 1 Kommentar

Lyrische Ernte 2

Die Jury im Prinzessinnenreporter-Headquarter (kurz: PR♕HQ) debattiert noch immer sehr intensiv darüber, welches der vielen entzückenden, in unserem Gedichtwettbewerb eingegangenen Gedichte, nun gewinnen soll. Kasimir verteidigt seinen Favoriten mit Zähnen und Klauen, Marit tänzelt noch immer zwischen den Zeilen und Leo findet, es sei einfach noch zu wenig Liebe dabei… Heute präsentieren wir unseren Untertanen dennoch ein weiteres Gedicht. Dieses kommt  von Peter Meurer:

Der blinkende Maschinensog
macht alle zu dummen Brüdern,
sabbernd im Kollektivmonolog,
einem Netz, geflochten aus Ködern.

Die Meinung ist nun Vorurteil,
Fertigware für das Selbstgespräch.
Verteilte Rollen sind wohlfeil,
Sich-Verweigern ungeheuerlich.

Kaum ist’s einmal eingeschaltet
bestimmt das Gerät die Nutzung.
Eh‘ sich Moral drüber entfaltet,
verfällt der Anspruch auf Haftung.

Schaut man Hämmer, Nägel, Pflüge
erkennt man deren Zweck.
Erliegt man formschöner Lüge
verschlingt einen der Otradek.

Internet ist ein Open-Air-Gefängnis,
das droht, uns ins Schlaraffenland zu setzen.
Versteht man Raum und Zeit als Hindernis
kann man wie Sascha Lobo hetzen.

Verband man „Werbung“ einst mit Liebe,
schafft sie jetzt unstillbaren Mangel
zum Sterben geborener Getriebe
im ungeschichtlichen Gerangel.

Menschenfresser bezeugen ihr Beileid,
Gefunkt schmeckt das Fleisch nicht bitter.
Unterhaltung ist Tendenzkunst der Zeit.
News, Porno, Krimi, davor zum Wetter.

Objekthirte ist ein toller Job,
in der Bukolik von heute
ist jeder Schäfer ein reicher Snob
und zugleich die verdiente Beute.

Dieb und Opfer haben keinen Gegenstand,
Überwachung schafft keine Lücke,
nur Daten im virtuellen Land,
Alter, Weltbild, Fingerabdrücke.

Ein Verbrechen nimmt kein Mensch mehr wahr,
kann man doch des Opfers Alibi bemüh’n:
Es besteht keine Gesundheitsgefahr
und nicht mal Geld muss man entzieh’n.

Psychologen geben Leben endlich Sinn.
Gut, dass das jemand übernimmt.
Glück ist ein wertvoller Gewinn –
so Merkel will, sei’s marktbestimmt.

Indes empfind‘ ich keinen Stolz,
wenn’s noch nicht soweit ist.
Know-How besteht nicht aus Holz,
das sich so leicht verbrennen lässt.

Ein Gespräch erfordert Unterschied:
Einer weiß Bescheid, der and’re nicht.
Wenn jeder dasselbe hört und sieht,
verliert die Freiheit an Gewicht.

Der Souverän ist so wie wir,
denn er raucht die gleiche Marke.
Konformismus bis zum Klopapier,
die Welt gehirnlos dank Reklame.



Woche der Entscheidung

Gute Nachrichten aus dem Prinzessinnenreporter-Headquarter (kurz: PR♕HQ):
Unsere Woche der Entscheidung endete mit einem triumphalen Erfolg – 127 Prozent der von uns angeschriebenen Untertanencrowdqualitätsleser bestätigten, dass sie Prinzessinnenreporter weiter lesen werden (und uns bis zum Beginn des Crowdfundings gern mit Geschenken unterstützen werden).
Der Kampf gegen die Horden der Finsternis geht weiter!

Dieser Eintrag wurde am 16. Juni 2015 veröffentlicht. 1 Kommentar

Lyrische Ernte

Während die Jury im Prinzessinnen-Headquarter noch gesittet debattiert, um nicht zu sagen: sich unzivilisiert darüber in den Haaren liegt, welches der vielen entzückenden in unserem Gedichtwettbewerb eingegangenen Gedichte nun gewinnen soll, veröffentlichen wir schon mal die eingesandten Beiträge – wir können sie der Untertanencrwod allesamt unmöglich vorenthalten. Den Anfang macht ein uns höchstpersönlich gewidmetes Gedicht von Uwe Diehl:

 

Prinzessinnenreporter

Von hohem Adel – Herrn und Damen –
Lassen zur Rettung sich herab,
Des Onlinejournalismus, welcher
Als Kleinkind schon hob aus sein Grab

Lasst Stürme, Neider, Trolle toben
Der Jauche Schwall, er schwappt zurück.
Gesalbt seid Ihr – mit Tropfenmyrrhe –
Um Euch zu wissen – unser Glück

Das Schloss steht fest –
Doch wenn‘s auch fiele,
In Wahrheit wär’s uns nicht geraubt –
Es bleiben Euch die hohen Ziele
Der Sinn des Schreibens,
Den Ihr glaubt.

Uwe Diehl

mossadstolemyshoe

Zu den Gerüchten, dass Prinzessin Ramona möglicherweise hinter den Schuhdiebstählen des Mossad steckt, möchten wir folgendes sagen:

STIMMT NICHT.

Prinzessin Ramona würde niemalsnicht antizionistische Schuhe auch nur anfassen. Nie im Leben.

Zumal solche Treter schon rein optisch eine Qual sind.

DESHALB GILT: Wer fürderhin solch unfreundliche Gerüchte streut, wird mit Erdbeerentzug von mindestens zwei Jahren bestraft.

#mossadstolemyshoe

Das Ruhrgebiet ruft

Prinzessin Marit trainiert, hier mit Primaballerina Ina, schon fleißig fürs Wasserballett im Ruhrgebiet Foto: René Martens

Prinzessin Marit trainiert, hier mit Primaballerina Ina, schon fleißig fürs Wasserballett im Ruhrgebiet
Foto: René Martens

Heute haben wir eine verlockende Einladung aus einem befreundeten Adelshaus erhalten, die wir huldvoll prüfen werden (wobei: Prinzessin Svenna hätte außerdem gern noch Karten für das St.-Pauli-Spiel in Duisburg, würde notfalls auch Heimkarten nehmen):

Erhabenste Durchlauchten,

erlaubt mir, Euch einen Teil Eures Reiches ans Herz zu legen, den man vom Himmel nicht sieht, weil immer düstere Wolken ihn verdecken und in dem der Trübsal regiert, auch weil ihr noch nie hier wart und das Land von einer bösen Zauberin und ihren grünen Zwergen streng regiert wird, so dass Spaß ein Wort geworden ist, dessen Bedeutung längst in Vergessenheit geriet. Das Ruhrgebiet fleht Euch an, es zu besuchen. Die Begeisterung der Menschen ist Euch gewiss. Viele Eurer Untertanen haben den ganz Tag nichts zu tun und langweilen sich ganz fürchterlich. Sie wären glücklich, den vorbeireisenden Hoheiten zuzujubeln zu dürfen. Für ein huldvolles Winken wird das Volk brav und treu stundenlang ausharren, um einen kurzen Blick auf die Prinzessinnen werfen zu können.

Wenn die Prinzessinnen dann den Schrecken des Hungers und des Durstes ausgeliefert sind, ist Hilfe rasch eingeleitet: Als das Gerücht umging, die Prinzessinnen würden das Ruhrgebiet besuchen, änderten zahlreiche Hoflieferanten vor lauter Begeisterung ihre Namen: Aus Krombacher wurde König-Pils, aus Rügenwalder Wurst König und aus Absolut Vodka der Ritter von Eickel. Zum Nachtisch wird es natürlich Erdbeeren von westfälischen Feldern geben, die extra für den anstehenden Besuch geplündert wurden. Auch ein Ort, wo die Herrschaft des Nachts ihre Häupter niederlegen können, steht bereit: Schloss Berge in Gelsenkirchen Buer liegt nicht nur einen Reichsapfelwurf vom Stadion der Königsblauen entfernt, sondern verfügt sogar über ein Ketten tragendes, bärtiges Schlossgespenst.

In Gladbeck wurde für Prinzessin Ramona extra eine Fußgängerzone angelegt, in der es nur Schuhgeschäfte gibt – und ein paar Bäckereien, um Brot für die Enten im Schlossteich zu kaufen. Für Prinzessin Marit wurden die Pumpen in den stillgelegten Zechen abgestellt. In wenigen Tagen werden Gelsenkirchen, Herne und Essen in den aufsteigenden Fluten verschwunden sein, so dass sie einen wahrhaft fürstlichen See für ihr geliebtes Wasserballett finden wird. Auch an Kasimir wurde gedacht: Begeisterte Untertanen von Euch sind damit beschäftigt, die Delfine aus dem Duisburger Zoo zu herzhaftem Katzenfutter zu verabeiten.

Ihr seht – alles wartet auf Euer Kommen!

Stefan Laurin
Ruhrbaron

Dieser Eintrag wurde am 12. Juni 2015 veröffentlicht. 1 Kommentar