Standardantwort-Schreiben an Flüchtlinge-Hasser

Unsere heutige Gastprinzessin Krsto Lazarevic bekommt viel Post von Leuten, die Flüchtlinge hassen. Und hat sich nun ein Standard-Antwortschreiben überlegt*:

Manche Menschen opfern ihre Zeit um mir seitenlange E-Mails zu schreiben, in denen sie begründen, warum Österreich keine Flüchtlinge aufnehmen darf.
Ich habe jetzt mal ein Standardschreiben verfasst und werde das als Antwort zurückschicken:

Lieber Herr xy, (Ja, es sind alles Männer)

Bla Bla Bla… böse EU, böse Flüchtlinge, Bla Bla Bla Unser Österreich, linke Gutmenschen Bla Bla Bla unsere Steuergelder Bla Bla. Böse Einwanderer aus muslimischen Ländern Bla Bla.
Das ist echt langweilig. Fällt Ihnen nichts Besseres ein?

Gruß,
ein ehemaliger Kriegsflüchtling

* Dieses Schreiben eignet sich auch hervorragend zum Versand an deutsche Idioten.

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (13)

 Ausgefüllt von Michael Sailer

 

Brachte die britische Sängerin P. J. Harvey zum Abbruch einer Pressekonferenz: Michael Sailer

Brachte die britische Sängerin P. J. Harvey zum Abbruch einer Pressekonferenz: Michael Sailer

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und im Sommer lassen wir nun mal auch gern andere für uns arbeiten. 
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

Weil er es in der Schule nun einmal gelernt hatte, fing Michael Sailer irgendwann an zu schreiben, und weil er aber sonst kaum etwas gelernt hat, hat er bis heute nicht damit aufgehört. Seine Texte sind in allen möglichen Zeitschriften, Zeitungen und Büchern erschienen und tun das auch weiterhin (siehe auch michaelsailer.de). Eine Auswahl seiner taz-wahrheits-Kolumne „Schwabinger Krawall“ ist gerade als Hörbuch bei Antje Kunstmann erschienen.

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autornamen gemerkt und warum?
Ich glaube, das war Josef Joffe, der Grund war Empörung.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
„Aufschwung kommt bei den Bürgern an“ (SZ)  und „Viele Deutsche dafür: Prügelstrafe für dumme CSU-Politiker“ (Schwabinger „Bild“-Fake, 1994)

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Ich war nur auf zwei. Bei der ersten fragte ich Polly Jean Harvey nach dem Unterschied zwischen Wahrheit und Schönheit, woraufhin sie die PK abbrach. (In der Biographie von James Blandford wird die Frage, die sie „deftly avoided“ habe, „a French journalist“ zugeschrieben.) Bei der zweiten fiel niemandem etwas ein, was sie/er David Bowie fragen könnte.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Ökonomisch.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Wahrscheinlich doch Karl Kraus.

6) Und wem auf Erden würden Sie/würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Einigen. Damit sie (schriftlich) schweigen.
7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Ich habe keinen Beruf, aber vorstellen kann ich mir alles mögliche.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Alles erledigt.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?
Das wäre mir zuviel Arbeit.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Ich wäre mehr am Teufel interessiert. Die Zeitung wäre mir dann egal.

 

 

Dieser Eintrag wurde am 19. August 2015 veröffentlicht. 5 Kommentare

Team Wendland – Heiße Wahlkampf-Phase

Wolfgang_StandExklusiv bei Prinzessinnenreporter: Wolfgang Wendland, Sänger der Punk-Band Die Kassierer, will Oberbürgermeister von Bochum werden. Stefan Laurin, einer seiner Wahlkampfmanager sowie Vorsitzender und einziges Mitglied der Initiative „Bürger für Wolfgang Wendland“ öffnet für uns sein geheimes Tagebuch und lässt Prinzessinnen und Untertanencrowd in den nächsten Wochen an Erfolgsstrategien und Gedanken des großen Kandidaten teilhaben. Heute: Der Wahlkampf geht in die heiße Phase.

Liebes Tagesbuch,

jetzt sind wir in der heißen Wahlkampfphase und ich muss Dir sagen: Das ist ganz schön anstrengend. Wir haben angefangen Plakate aufzuhängen und hatten am Samstag auch unseren ersten Stand in der Fußgängerzone. Eingeklemmt zwischen Koranverteilern und der Linkspartei haben wir Flugblätter verteilt und mit Wählern gesprochen.
Ganz ehrlich? Es war nicht einfach, denn die Übermacht der SPD war ungeheuer. Die hatten vier Stände in der Stadt und bei fast 30 Grad und gefühlt 90 Prozent Luftfeuchtigkeit einen Juso in einem Bärenkostüm. Du siehst, der Wahlkampf hier wird ohne Rücksicht auf Verluste geführt.
Eiskirch_Baer
Ansonsten haben wir nach wie vor viel Spaß. Der CDU-Kandidat Klaus Franz weiß nicht, wie viele Einwohner Bochum hat und SPD-Kandidat Thomas Eiskirch hat eine Unterstützerschar aus Immobilienbesitzern und Subventionsdingensen um sich versammelt, die uns mit dem Verbreiten von alten Wahlkampffotos viel Freude bereiten.
schoene_frauen
In ersten Umfragen liegt Wolfgang jetzt mit über sechs Prozent auf Platz vier. Wenn wir allen Kandidaten, die vor ihm liegen, nur zehn Prozentpunkte abnehmen, ist er vorne. Das ist wahrscheinlicher als dass Sigmar Gabriel Bundeskanzler wird.
Stefan Laurin, Ruhrbaron
Der Autor ist Vorsitzender und einziges Mitglied der Initiative Bürger für Wolfgang Wendland

Zwischen Zelten

Von Gastprinzessin Samael Falkner

Lageso (Berliner Camp) / sebaso via Flickr

Lageso (Berliner Camp) / sebaso via Flickr

Du wachst auf und liegst auf der selben ranzigen, dreckigen, schimmeligen Decke, auf der du eingeschlafen bist. Das ist ungefähr zwei Stunden her, die Nächte sind kurz, seit du dir das Zelt mit einer Großfamilie teilst. Es ist nicht deine Familie. Keiner hier spricht Deutsch. Polen, so viel konntest du herausfinden. Polen, die sich um ihre Kinder sorgen und mit dir nicht hier sein wollen, aber sie haben ja keine Wahl. Darum hältst du dir im Schlaf die Ohren zu und meist klappt das. Das hier ist jetzt dein Zuhause. Deine Geschichte?

Du lebtest mal in Berlin. Metropole, Kultstadt, Touristenmagnet. Hübsche kleine Wohnung in Mitte. Zu teuer, klar, aber dafür mit Stuck und kurzen Wegen. Die Stadt gibt es nicht mehr, zumindest nicht, wie du sie kennst. Dein Zelt steht nahe Pretoria, Südafrika. Eine schöne, moderne Universitätsstadt. Hast du dir sagen lassen von denen, die Internetzugang haben. Verlassen darfst du das Camp nicht. Als die ganze Scheiße mit dem Krieg in Deutschland anfing, hast du das alles nicht so ernst genommen. Du warst gerade Freunde besuchen in Köln, auf einer dieser Barcamp-Veranstaltungen. Hast du viel Geld für hingelegt. Dann die Nachricht, Berlin steht nicht mehr. Deine Regierung hat über deinen Kopf hinweg angefangen, Russland anzugreifen, Russland hat sich gewehrt. Aus Osten, über die Ukraine, sind die Truppen gekommen, die in wenigen Nächten die Großstadt, das “Herz Europas” in Schutt und Asche gelegt haben. Und du warst zum Glück gerade auf einem Barcamp. Deine Eltern nicht. Deine Schwester nicht. Die wurde mit dem Hörsaal weggebombt, dabei wäre sie in zwei Semestern fertig gewesen. Kein BA für deine Schwester. Keine Heimat für dich.

Die Flüchtlingsströme haben sich für den Süden Afrikas entschieden, da der Norden bereits durch Kriege erschüttert war und man sie aus der Mitte weiterschickte. Durch Wüsten, Steppen, zu Land und zu Wasser. Tausende Deutsche sind auf dem Weg umgekommen. Die Nussschale, mit der du hier ankamst, ist mehrfach auf dem Weg die Küste entlang fast gekentert und beschossen wurden. Von den siebenhundert Menschen an Bord haben es gut hundert geschafft. Das war vor vielen Monaten. Südafrika hatte wegen der dramatischen Lage, dass «halb Europa» nun zu ihnen wollte, Zeltstädte eingerichtet, deren medizinische und allgemeine Situation noch deutlich unter Slum-Niveau lag. Und hier lebst du nun.

Du teilst dir das Zelt mit der polnischen Familie, da man annahm, ihr Europäer würdet euch am ehesten verstehen. Das Camp ist voller Tschechen, Polen, aber auch Franzosen und vielen Spaniern. Du hast in der Schule irgendwann mal ein paar Worte Englisch gelernt, die helfen dir hier kein Stück. Stattdessen gestikulierst du. Von Zeit zu Zeit kommen Hilfsteams. Sie bringen Wasser, Müsliriegel und Dosenessen. Die Lage ist angespannt, während sich einige tausend Menschen um einige hundert Dosen Gemüseeintopf streiten.

Du hattest dein Smartphone dabei, aber es ist unterwegs über Bord gegangen. Keine Ahnung, ob es deine Freunde in Berlin noch gibt. Irgendwer behauptet, dort regieren nun Nazitrupps, die sich zusammenschlossen, um das Heimatland gegen den Aggressor zu verteidigen. Ein Weilchen hast du noch versucht, Vegetarier zu bleiben. So bis zur Hälfte des Trips, als es nur noch um das Überleben ging. Jetzt ist dir völlig egal, was du isst. Deine Skinnyjeans sind zerrissen und du könntest die polnische Familie noch mit rein nehmen.

Du hast gehört, dass die südafrikanische Regierung gerade an einem Entwurf arbeitet, der vorsieht, dich möglichst schnell abzuschieben. Dich und all die anderen Deutschen. Deutschland gilt als sicheres Herkunftsland. Gut, vielleicht nicht für dich als schwulen Linken, aber im Großen und Ganzen. Und da du weder deine Sexualität, noch deine politische Ausrichtung, wirklich beweisen kannst, sieht es schlecht aus mit der Anerkennung. Wärst du Pole, sähe das anders aus. Dann dürftest du zwar immer noch nicht das Camp verlassen, oder arbeiten, aber hier sitzen bleiben. Auf dem Boden, auf der ranzigen Decke. Vor dem Zelt prügeln zwei Franzosen auf einen Österreicher ein. Du hilfst nicht, du hältst dich raus, die Szenen werden immer alltäglicher.

Du musstest lernen, dass Rassismus kein exklusiv deutsches Problem ist. Jeder hier im Camp hat Vorbehalte gegen jeden und die Südafrikaner kommen nicht in die Nähe des Zeltlagers. Das Gerücht geht um, alle hier seien kriminell und würde man dich auf die Straße lassen, würdest du die Südafrikaner überfallen. Trotz der Nähe zu Afrikaans klingt deine Sprache für die Einheimischen hart, abgehackt und aggressiv. Wenn du versuchst, dich durch den Zaun verständlich zu machen, Leuten zu erzählen, dass du Grafiker und Werber bist und damit seit Jahren erfolgreich, hören sie dir nicht zu. Dein Uniabschluss zählt hier nichts, die Südafrikaner kennen die Pisa-Statistik. «Deutsche Fachkräfte», soso.

Es ist egal, wie viel du in den letzten Jahren für Tierschutzvereine gespendet hast, ob du wie vorgenommen alle zwei Wochen deine Wohnung geputzt hast, ob du deinen Kaffee «fairtrade» für sechs Euro oder als Plörre für achtzig Cent getrunken hast. Keine Sau interessiert, wer du bist, wie du heißt, ob du in die Rentenkasse eingezahlt hast. Hier bist du nur Dreck und kannst froh sein, wenn du eine Flasche Wasser ergatterst in der Hitze.

Und irgendwie schaffst du es, wieder einzuschlafen, während der Gesetzesentwurf zur zügigen Rückführung über den Tisch geht.

 

Dieser Text erschien zuerst auf http://hypnoid.net/2015/08/09/zelte/, wir freuen uns, dass wir ihn übernehmen durften.
Anmerkung : Die fiktiven Beispiele Russland und Südafrika sind nach den Gesichtspunkten gewählt, welches afrikanische Land reich genug wäre, um im Ernstfall eine große Anzahl Europäer aufnehmen zu müssen und welches Land militärisch in der Lage, Deutschland zu Trümmern zu bomben. Sie stellen keinerlei politische oder gesellschaftliche Wertung dar.

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (12)

Ausgefüllt von Juliane Wiedemeier

"Das ist das Internet hier": Juliane Wiedemeier -  Abb.: Universal / via live-living-color.tumblr.com

„Das ist das Internet hier“: Juliane Wiedemeier – Abb.: Universal / via live-living-color.tumblr.com

 

Juliane Wiedemeier ist freie Journalistin, unter anderem für die Medienkolumne Altpapier;  www.juliane-wiedemeier.de

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Das ist eine sehr gute Frage. Herzlichen Glückwunsch!

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?

Die Daily Mail hat online so großartige Exemplare im Angebot. Muss ich mich da wirklich für eine entscheiden? Ansonsten hat mir „Internationally acclaimed barrister Amal Alamuddin marries an actor“ gut gefallen.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Der Moment, wenn die Kollegen entdecken, dass es kein Buffet gibt. Im Lokaljournalisten-Berlin (nicht zu verwechseln mit dem Hauptstadtjournalisten-Berlin) ist das leider meistens der Fall. Man muss sogar Papier und Stift selbst mitbringen. Dafür haben wir aber bald einen sehr schönen Flughafen.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Indem man sich darauf verlässt, dass die Gesprächspartner die Texte selber schreiben.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?

Um Gottes Willen! Ein Himmel nur mit Journalisten wäre die Hölle.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Aus irgendwelchen Gründen habe ich zunächst „Skilift“ gelesen. Darf ich diese Frage beantworten?

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Affen-Dompteur ist immer eine Option.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?

Desto länger ich diesen Fragebogen lesen, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass die richtige Antwort „Gott“ lautet.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst? Und wie würde sie heißen?

Wenn Sie es nicht weiterverraten, kann ich es ja sagen: Das ist das Internet hier. Ich kann mir so viele Zeitungen aufmachen, wie ich will. Aktuell bin ich bei zwei. Sie heißen Prenzlauer Berg Nachrichten und Zentrale Orte (aber auch nur, weil ludger.de und irene.de nicht mehr frei waren).

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Vermutlich doch wieder nur irgendwas mit Fußball.

 

Zoff-Update

Prinzessin Ramonas royale Schuhkomposition

Prinzessin Ramonas royale Schuhkomposition

Heute gab’s mal wieder Stress im Prinzessinnenreporter-Headquarter (kurz: PR♕HQ). Erst bekamen sich Prinzessin Leo und Prinzessin Svenna in die Haare über die Frage, wer denn nun den Journalismus bisher intensiver gerettet habe … Dann drappierte Prinzessin Ramona sämtliche neuen Sommerschuhe, die sie am gestrigen Tag besorgt hatte, rund um ihren Lieblingsschaukelplatz auf der königlichen Dachterrasse. Leider hat sie dafür einfach Elkes Lieblingsteppich aus der Küche geklaut, dann den vom Zeremonienmeister frisch gepflanzten Efeu ausgerissen und rund um die Stange (eigentlich Marits Ballettübeplatz) gewickelt „wegen der Optik!“ wie sie sagt … – man war nicht begeistert. Als schließlich auch noch Kasimir wieder am königlichen Kühlschrank erwischt wurde, wie er die letzten Tortenvorräte verputzte, war die Stimmung endgültig im Eimer.

Nur bei Ramona nicht. Die war mit ihrer Schuhinszenierung sehr zufrieden …

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (11)

Ausgefüllt von „Titanic“- Chefredakteur Tim Wolff

Mit dem Berufswunsch Hausfrau und Mutter hat es  nicht geklappt: Tim Wolff

Mit dem Berufswunsch Hausfrau und Mutter hat es nicht geklappt: Tim Wolff

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und im Sommer lassen wir nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Das war in meiner Grundschulzeit. Es war der Name des „Kicker“-Reporters, der für meinen Lieblingsverein zuständig war und an dessen falscher, ja inkompetenter Notengebung ich mich störte. Auch kannte ich recht früh die Namen der „FAZ“-Herausgeber. Ich war ein ziemlich idiotisches Kind.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
An so etwas müßte man sich spontan erinnern können, nicht? Also habe ich wohl keine Lieblingsschlagzeile. Ich amüsiere mich aber immer mal beim Blick auf Welt.de. Eine Mischung aus dem marktgerechten Wunsch, das rechtsradikale Stammpublikum zu bedienen, und dem niedlichen Anspruch, als seriöse Qualitätszeitung zu gelten, bei gleichzeitiger Unfähigkeit, klare Sätze zu formulieren, produziert dort stets heitere Sprachunfälle.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Auf einer gewesen zu sein. Das sind doch immer peinliche Veranstaltungen, die mit dem, was journalistische Arbeit sein könnte, soviel zu tun haben wie Volkswirtschaftslehre mit Wissenschaft.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Mit Paywalls. Aber andererseits: Wieso sollte man den deutschen Journalismus überhaupt retten wollen?

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Auf die, die mich in die Himmel mit den interessanten, sympathischen und lustigen Leuten schleusen können.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Benutzt noch jemand Stifte? Egal. Jedenfalls würde eine Liste derer, denen mindestens die Schreibhand gebrochen gehört, sehr lang. Ein guter Anfang wäre dabei sicherlich die „Neon“-Redaktion.

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Hausfrau und Mutter. Und Prinzessin selbstverständlich.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Thomas Hintner, weil er Sätze sagt wie „Ist das der größte Monitor der Welt?“, „Ihr seid dumm wie die Idioten“ oder „Wenn ich sterbe, stelle ich meinen Körper Nekrophilen zur Verfügung. An die denkt nie jemand“. Überhaupt wäre die Presselandschaft eine sehenswürdigere, wenn alle immer nur Thomas Hintner interviewen würden.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?
Wie TITANIC. Und: TITANIC.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Gemessen an ihren historischen Verdiensten vermutlich für „Brigitte Woman“. Oder den „Landser“.

Paul Sahner lügt

Eine Investigativrecherche von Prinz Kasimir

 

Enthüllungsreporter Prinz Kasmir bei der Arbeit Foto: Prinzessin Marit

Enthüllungsreporter Prinz Kasmir bei der Arbeit
Foto: Prinzessin Marit

Die Paul-Sahner-Biographie „Ich hatte sie fast alle! Die Geheimnisse eines Promireporters“ soll angeblich, so wird es im Buch selbst kolportiert, Sahners Katze Socki geschrieben haben, die ihn zu seinem Leben ausgefragt habe. Hierzu stelle ich fest: Das ist falsch.
Ich bin vielmehr der festen Überzeugung, dass Paul Sahner selbst oder ein menschlicher Ghostwriter resp. Lakai es war, der dieses Printprodukt zu verantworten hat. Wie komme ich zu dieser Annahme?
Nun, zunächst stelle ich mir als Investigativreporter stets die Frage: Cui bono? Für eine Katze sind Anekdoten über Sportwagen, Stewardessen, das Ranwanzen an Promis und das Badengehen mit Bundespräsidenten nun mal ungefähr so aufregend wie ein toter Hund. Wahrscheinlicher scheint mir, dass der „Gottvater der Intimbeichte“ (taz) und „grandiose Menschenöffner“ (SZ) für Socki allenfalls als Dosenöffner und Sahneservierer interessant gewesen ist. Warum sollte sie ihn also über sein Langweilerdasein ohne eine einzige nervenzefetzende Rotkehlchenjagd ausfragen? Höchstens als Einschlafhilfe könnten Sahners „Intimbeichten“ dienen, aber seit wann brauchen Katzen eine Einschlafhilfe?
Ferner würde nur ein Klatschreporter mit Klatsche darauf kommen, eine Frage zu stellen wie: „War wieder einmal meine Sexsicherung durchgebrannt?“ Nein, eine ganz andere Sicherung ist hier durchgebrannt, denn so etwas würde eine Katze niemals über die Lippen ihrer Feder bringen.
Und schon gar nicht würde eine Katze, zumal eine italienische Wildkatze, um die es sich hier handeln soll, ein Kapitel zu Sahners innigem Verhältnis zu Gerhard Schröder mit den Worten beenden: „Mit allerliebsten Katzengrüßen, Ihre Socki Sahner“.
Socki Sahner! Erstens: Eine Katze nimmt grundsätzlich NIEMALS den Nachnamen ihres Bediensteten an. Und dann, Herr Sahner, ich tadele ungern einen Toten, aber dass Socki unmöglich diese Biographie geschrieben haben kann, liegt allein schon daran, dass sie ein Leben lang beleidigt sein muss, weil Sie ihr einen so würdelosen Namen verpasst haben: Socki, ich bitte Sie! Und schließlich würde nicht mal eine Socki zu einem Menschen sagen: „Schluss mit dem Schreiben, mach mal Pause, Paule. Wer den Menschen hinter den Geschichten sucht, die du zu erzählen hast, der findet dich schon“ (Seite 377 ebendort).
Aber ich gehe in meiner Beweisführung noch weiter: Bereits 2012 will der „Stern“ einen Leserbrief von Socki abgedruckt haben. Auch dieser Brief kann, ganz unabhängig von seinem Inhalt, nicht echt sein. Warum? Katzen würden den „Stern“ nicht mal mit dem Arsch angucken – sprich: ihn als Unterlage fürs Katzenklo auch nur in Erwägung ziehen (da bevorzuge ich, wie ich schon öfter erwähnte – und ich spreche hier für die Gattung der Katze insgesamt – Qualitätszeitungen aus schönem Raschelpapier).
Ich verbleibe mit solidarischen Grüßen an die schmählich verleumdete Socki – möge auch nach dem Tod des Sahners der Sahnenachschub niemals versiegen! Selbst hier im Prinzessinnenreporter-Headquarter gibt es da doch tatsächlich manchmal Engpässe (Wink mit dem Zaunpfahl an den Zeremonienmeister).
Gez. Prinz Kasimir

Dieser Eintrag wurde am 13. August 2015 veröffentlicht. 3 Kommentare

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (10)

Ausgefüllt von Dorin Popa

Fürchtet, dass Gott eine ganz schreckliche Populistin ist: Dorin Popa

Fürchtet, dass Gott eine ganz schreckliche Populistin ist: Dorin Popa

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Ponkie und Graeter in der Abendzeitung, Peter Schult im Blatt, Gremliza in Konkret, Raddatz in der ZEIT, alle so in den Siebzigern. Ich habe schon als Teenager begeistert gern Zeitungen und Magazine gelesen und gemerkt, daß es unter den Autoren große Unterschiede gab.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?

„Musik-Box zu laut – 5 Männer gemessert“ und „Mann brannte im Bett – Ehefrau ging Eis essen“. Beides BILD Berlin 1990.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Auf Pressekonferenzen habe ich mich immer nur fremdgeschämt, aber unmittelbar danach meinte mal die Schauspielerin Catherine Flemming zu mir, ich sollte mal wieder vögeln, um nicht ständig an Filmen herumzumäkeln. War jetzt auch weniger mir, als den Leuten um uns herum peinlich.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Indem man darüber diskutiert, wie er zu retten wäre.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?

Fritz J. Raddatz. Er wäre aber ob meiner lässigen Garderobe und Manieren eher unangenehm berührt.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Martenstein. Auch wenn er das natürlich nur zu einer weiteren unseligen Kolumne aufblasen würde.

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Als Kind wollte ich Berufssoldat in der australischen Armee werden. Ansonsten war Journalismus immer das einzige. Nie was anderes gelernt, ja nicht einmal das. Und nie was anderes gewollt. In alle anderen Tätigkeiten, wie Türsteher, bin ich eher zufällig reingerutscht. Heute träume ich manchmal davon, einer dieser „und Begleiter“ zu sein, wie sie in den Bildunterschriften von BUNTE, InStyle und BILD auftauchen.

8) Deine Wunschinterviewpartner/in?

Kristen Stewart oder Miley Cyrus. Vielleicht wird das ja noch was mit dem Begleiten. Obwohl, wenn ich wirklich freie Wahl hätte, dann natürlich Kate Bush.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?

Sehr verspielt und frech. „Jedermann sein eigener Fußball“ wäre ein Vorbild, das „Spy Magazine“ oder der frühe „Tatler“. Wahrscheinlich so verspielt, daß jede Ausgabe einen neuen Namen hätte.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

BILD – ich fürchte, Gott ist eine ganz schreckliche Populistin.