Je deutlicher wird, dass die Erde eine begrenzte Ressource ist, die sich mit der Funktionsweise: Wachstum oder Krise nicht verträgt, erfasst der Wahnsinn des Untergangs Aktionäre, KapitalistInnen, PolitikerInnen und die Massen.
Alle suchen nach Auswegen, ihr Leben, ihr Vermögen, ihre Ideen zu retten, ohne alte Gewohnheiten aufzugeben. Aber. Das wird nicht funktionieren. Weder ist die Bereitschaft der erschöpften Massen vorhanden, den Irrsinn des Wachstums, die Entkoppelung von Gewinn und realem Gegenwert weiterzutragen.
Noch kann selbst der dumpfste Shareholder verleugnen, dass der eingeschlagene Weg in Katastrophen enden wird. Und zwar bald.
Wie war Theodor W. Adorno eigentlich als Prüfer? Unser Gastprinz, der Soziologe Dieter Bott, erinnert sich an sein Vordiplom in Soziologie bei TWA Mitte der sechziger Jahre in Frankfurt am Main.
Foto: Marit Hofmann
Es hatte sich bei uns Prüflingen herumgesprochen, dass höchstwahrscheinlich und wenigstens eine Klausur sich mit einem Thema aus der „Industrie- und Betriebssoziologie“ beschäftigen müsse, und so bimsten wir Industrie- und Betriebssoziologie. Haste gedacht – falsch spekuliert: Zur „Soziologie der Schule“ – die uns Doktor Manfred Teschner beigebracht hatte, der später auch seinen jüngeren Bruder unseren SDS-Genossen Eckhart Teschner als Professor an die TU nach Darmstadt holte – schrieb ich die Klausur, und ich meine, ich bekam nur eine knickerige und mickerige Drei plus.
„Immer nennen mich alle Antisemit, bloß weil ich was gegen Juden hab!“ empörte sich vor einigen Jahren mal ein Leser bei mir. Was erstmal lustig klingt, ist eigentlich tragisch. Denn dieser Leser fühlte sich tatsächlich völlig zu Unrecht als Antisemit gebrandmarkt. Er war emotional tief betroffen.
Antisemit will keiner genannt werden. Das Wort hat ein unfassbar schlechtes Image. Es riecht nach dem Typen mit dem österreichischen Schnauzbart und mit dem will man möglichst nix zu tun haben. Außer vielleicht man ist altmodischer Nazi. Aber wenn man ein altmodischer Nazi ist, rennt man durch die Straßen und schreit: „Wer Deutschland liebt, ist Antisemit“… und ist dabei offenbar weder mit Jambus, Trachäus oder Daktylus vertraut, möchte man anmerken, aber man verkneift es sich. Wenns inhaltlich passt, dann reimt es sich auch irgendwie. Für arische Ohren jedenfalls.-
Aber ich schweife ab. Zurück zu den Antisemiten. Die gibt es hierzulande nicht. Bzw. Antisemiten sind immer nur die anderen. Die Linken deuten auf die Rechten und schreien Judenfeinde! Und die Konservativen deuten auf die Migranten und schreien Judenfeinde! Und dazwischen schlägt Otto Normalbürger die Hände überm Kopf zusammen, seufzt jovial und sagt sowas wie „Ach, die Juden… es gibt immer Ärger mit denen!“- aber das ist natürlich auch nicht antisemitisch gemeint! Gott behüte! Aber man wird doch mal sagen dürfen, dass das, was die mit den Palästinensern machen eine Riesensauerei ist! Und man wird doch noch sagen dürfen, dass Schächten grausam ist! Und dass diese Juden ihre Kinder verstümmeln! Wie barbarisch! –
Aber Antisemiten- sind wir nicht. Wir haben nix gegen Juden,- solange sie nicht so… so jüdisch sind.
Der Antisemitismus, dem man heute begegnet, hat immer ein moralisches Mäntelchen an und die Schuhe sind tadellos geputzt. Die Vertreter sind stets wohlmeinend. Die kritischen Keinesfalls-Antisemiten betonen stets, wie total egal ihnen Religion, Kultur und Herkunft eines Menschen ist- (solange der eben genau so lebt und denkt wie sie selbst.)
Wer so edel ist, der kann gar kein Antisemit sein. Der ist sogar eigentlich das wahre Opfer vom Antisemitismus. Weil er dessen bezichtigt wird, obwohl er es doch nur gut meint. Und deswegen ist mir nachträglich der Leserbriefschreiber noch beinah sympathisch. Er war nämlich weiter als die meisten anderen, mit denen ich mich auseinander setzen muss. Er hat wenigstens offen gesagt, das er was gegen Juden hat. Damit kann man was anfangen. Mit den Verleugnern nicht.
Bevor es alle anderen tun: unser royaler Popbeauftragter Bernhard Torsch gratuliert Bob Dylan.
Jetzt wird Bob Dylan auch schon 80 und in den kommenden Tagen werden Zeitschriften und TV-Sendungen Elogen auf den am 24. Mai 1941 als Robert Zimmerman geborenen Mann veröffentlichen. Viele dieser Texte, oft verfasst von sogenannten Edelfedern, liegen ja schon als Nachrufe bereit und müssen nur ein bisschen an die Tatsache angepasst werden, dass Dylan nicht gestorben ist, sondern einen hohen runden Geburtstag feiert. Über Dylan wurden mehr Bücher geschrieben, als Wikipedia weiß, und in den Universitätsbibliotheken dieser Welt finden sich hunderte wissenschaftliche Abhandlungen, die sich mit dem Wirken des bedeutendsten Songwriters der vergangenen 50 Jahre auseinandersetzen. Obwohl über den Mann so viel geschrieben wurde wie über wenig andere Männer, sei auch mir gestattet, Herrn Zimmerman zum Geburtstag zu gratulieren und sein Schaffen zu würdigen.
Angel Merkel war sauer, wütend ging sie in ihrem Büro im Bundeskanzleramt auf und ab. „Verdammt, was haben wir da nur beschlossen?“.
Die Physikerin war von Anfang an damit unzufrieden gewesen, was da spät nachts verabschiedet wurde. Aber sie war müde, hatte einfach keinen Bock mehr.
Niemand hörte ihr mehr zu, Markus wusste alles besser, Manuela warf dauernd „Urlaub im Inland“ ein, und Armin, ach Armin, würde der doch einfach mal erwachsen werden.
Aber nein. Sie stand alleine da. Mit dem Rücken an die Wand. Fühlte sich wie eine Kassandra, hatte einfach keine Lust mehr, sich ein weiteres Mal den Mund fusselig zu reden – und dann wieder in den Tagen danach zu erleben, wie all diese Landesfürstinnen und Landesfürsten eh wieder machten, was sie machten.
Das hatte doch alles so keinen Sinn. Und nein, der Beschluss für die Ostertage war nicht richtig. Er war wirklich richtig kacke. Was sollte das denn bringen? Aber mehr hatte sie nachts um 3 Uhr einfach nicht mehr aushandeln können.
Die Zornesröte stieg der Kanzlerin wieder ins Gesicht, und sie entschied sich: jetzt langte es einfach. Kurzfristig beraumte sie eine Fernsehansprache an. Vielleicht die wichtigste, vielleicht die letzte ihrer bisherigen Amtszeit. Denn sie wusste, das Ganze würde für ein Beben sorgen. Und unter Zittern ihrer Hand, das sie kaum unterdrücken konnte, richtete sie ihre Augen auf den Teleprompter, und versendete ihr Worte in die Wohnzimmer der Bürgerinnen und Bürger:
„Corona beschäftigt uns nun seit einem Jahr. Wir alle haben versagt. Auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Niemand wollte auf die Wissenschaft hören, aber auch Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, haben nicht geliefert. Sie haben nach Schlupflöchern in Verordnungen gesucht, und Bund und Länder haben ihnen diese Schlupflöcher geliefert. Das war falsch. Wir haben uns nicht hinreichend um Impfstoff gekümmert, das Testen funktioniert nicht, und die Maßnahmen, die wir ‚Lockdown‘ nannten, waren oft das Papier nicht wert, auf dem sie standen.Wir sind mitten in einer Dritten Welle, und ehrlich gesagt, wir haben keine Ahnung, wie es da weiter gehen soll. Ich, als Bundeskanzlerin habe die Richtlinienkompetenz für die Bundesregierung. Aber auch da hatte ich Menschen wie Jens Spahn, die nicht mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit, der erforderlichen Kreativität an die Sache gingen. Und auch Peter Altmaier hat nicht das geliefert, was wir immer und immer wieder versprochen haben.Ich bin an einen Punkt gelangt, an dem ich noch nie in meiner politischen Laufbahn war: ich sehe nicht, wie ich politisch so gestalten kann, dass wirklich das, was ich mir vorstelle, umgesetzt werden wird, weder auf Bundes- und erst Recht nicht auf Landesebene.Und deswegen habe ich mich, schweren Herzens, aber mit einem Funken Hoffnung zu dem folgenden Schritt entschieden: ich werde in den Bundestag ein Paket mit Maßnahmen einbringen, die wirklich den Namen „Harter Lockdown“ verdienen.
Zudem wird dieses Paket den Passus beinhalten, dass ab kommenden Montag die Impfungen durch die Hausärzte in diesem Land durchgeführt werden. Ich werde dieses Paket mit der Vertrauensfrage verknüpfen. Eben diese, meine persönliche politische Zukunft, werde ich auch mit der Frage verknüpfen, ob die Landesregierungen willens sind, ab kommenden Montag die Schulen und Geschäfte in ihrer Zuständigkeit so lange zu schließen, bis das Infektionsgeschehen beherrbar ist, mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von unter 35.
Außerem entlasse ich Gesundheitsminister Jens Spahn.
Ich übernehme die persönliche, politische Verantwortung für das Geschehen der letzten 12 Monate. Und ich bitte Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, aus tiefstem Herzen um Entschuldigung, für mein, aber auch für das Handeln der Regierungschefinnen und Regierungschefs, von denen ich nicht erwarte, dass diese sich bei Ihnen ebenso entschuldigen werden.“
Eine Fantasie zur Begrüßung des neuen Jahres. Von unserer Gastprinzessin Ilse Bindseil
Gegen die Wohnungsnot in der prosperierenden Hauptstadt schlug eine Freundin von mir einmal vor, jegliches Gewerbe, meist Praxen und Kanzleien, die sich in den Altbauten über dem Erdgeschoss eingenistet hatten, kurzerhand ins Parterre zurückzuverlegen. Denn da gehören sie hin, sagte sie, und ich staunte wie so oft über die für sie charakteristische Mischung aus Pragmatismus und Rechthaberei. Was man auf diese Weise an Wohnraum gewinne, ergänzte sie, das wäre eine ordentliche Menge.
Video-Nachruf auf einen ganz großen deutschen Sangeskulturpfleger. Von Edler von Schwermuth
Unser Observatör Edler von Schwermuth hielt seinerzeit in Zeiten von Dunkelheit – am Vorabend von Karfreitag 1994 – das Wirken der Lichtgestalt Gerhard Albert Gotthilf Fischer in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs in Bild und schlechtem Ton fest, um Trost und Zuversicht für Gegenwart und Zukunft zu finden – getreu dessen Befund „Die deutsche Seele ist sehr verwundbar“.
seit 25 Jahren bietest du Bildungsbürgern die Stichworte zur Distinktion sowie seichte Systemkritik zur moralischen Profilierung. Das habe ich vor einigen Jahren noch dankbar bezogen. Zwischenzeitlich ist mein Fernseher kaputt gegangen, weshalb ich kulturzeit-abstinent wurde. Als ich am 12. November 2020 dann durch einen Schub Langeweile motiviert die aktuelle Sendung aus der Mediathek von 3sat aufrief, ahnte ich nichts Schlimmes. Doch bereits der erste Beitrag machte mich sehnsüchtig nach RTL2. Zum Jubiläum der Bundeswehr darf Sönke Neitzel sein neues Buch bewerben, der sich über Afghanistan freute, weil die Bundeswehr „endlich mal kämpfen musste“. Das Buch „Deutsche Krieger“ posiert unterdessen im Laub auf einer Wiese (ein echter Soldatenfriedhof!).
Eine Handreichung von unserer Qualitätsjournalistin Ilse Bindseil
Thema: Das investigative Interview (Journalismus im Masterstudium, Aufbaukurs, externes Angebot: gebührenpflichtig (siehe Formblatt). Zur angebotenen Leistung gehört die Kontrolle der Hausaufgaben dazu (Hausaufgaben siehe unten).
Es geht darum, einige Grundregeln zu vermitteln, die nicht durch allzu große Ausführlichkeit der Lehrenden verwässert, vielmehr durch tägliche Wiederholung auf Seiten der Probanden, mindestens aber vor jedem anstehenden Interview geübt und angeeignet werden sollen. Je mehr jemand mit diesen Regeln vertraut ist, desto kursorischer darf die Wiederholung sein, so dass es nach einer Weile wie beim autogenen Training in der Kurzform heißt: Investigation ist investigativ. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.
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