Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (2)

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trinkt Hosenanzüge und Rotwein: S.H.

diesmal ausgefüllt von Sarah Hinney

 

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und im Sommer lassen wir nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

 

 

Sarah Hinney arbeitet als Redakteurin bei den Weinheimer Nachrichten und ist vermutlich die kleinste Onlineredaktion Süddeutschlands. Sie arbeitet mit am Familienmagazin StadtLandKind, schreibt mit ihrer Kollegin Bettina Wolf einen Blog, das alles freilich nur halbtags. Würde sie nicht die Abende mit Rotweintrinken verplempern, hätte sie schon drei wahnsinnig anspruchsvolle Bücher geschrieben. Davon sicher einen Ratgeber und wäre deshalb mindestens reich, wenn nicht sogar berühmt.

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Zunächst möchte ich feststellen, dass es wirklich höchste Zeit wird, dass endlich wir hochqualifizierten, langjährig ausgebildeten Online-Journalisten mit unserem gewaltigen Erfahrungsschatz zu Wort kommen. Schließlich kommen wir viel zu wenig zu Wort. Dabei hätten wir so viel zu sagen Über alles. Leider hört uns niemand zu. Nur von uns wird immer verlangt, dass wir zuhören. Und wie wir zuhören. Bei jedem Mist hören wir zu. PEGIDA hören wir zu, Und der FDP auch. Und Heidi Klum. Und sogar Edmund Stoiber. Und dem Vorsitzenden der Abfallwirtschaft im Kreis Bergstraße. Und…ach…wie war jetzt nochmal die Frage?

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?

Mit der Schlagzeile ist es ähnlich, wie mit der Autorenzeile. Eigentlich gefällt einem guten Journalisten – und wir sind ja alle gut, wir Onlinejournalisten, weil wir alle so qualifiziert sind – – nur die eigene. Demensprechend sind auch mir meine eigenen Schlagzeilen die liebsten. Und am allerliebsten mag ich sie, wenn Wörter wie Arschloch, Dinkelnazi oder fette Oberschenkel drin vorkommen.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Das war, als mein Auto einen Hügel herunterrollte, über einen Findling hüpfte, und mit dem Unterboden darauf hängen blieb. Sehr unangenehm. Netterweise hat sich die Pressekonferenz dann aufgelöst, weil die Männer den Findling ausgruben, um mein Auto zu befreien. Aber natürlich mit diesem Frauen-können-nicht-Autofahren-und-auch-keine-Handbremse-bedienen-Blick. Dabei bin ich mir sicher, da hat jemand mein Auto geschubst. Und das nur, wegen meiner knallharten Fragen. Das war ein reines Ablenkungsmanöver der Betroffenen.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Indem wir qualitativ hochwertige Texte hinter der Paywall verstecken. Wir müssen endlich umdenken und für Katzencontent und hanebüchene Verschwörungstheorien Geld verlangen. Viel Geld. Nicht nur Centbeträge.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?

Gute Journalisten kommen nicht in den Himmel.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Franz Josef Wagner. Erst den Stift klauen, dann ungespitzt in die Stirn rammen, um den Hohlraum dahinter zu füllen.

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Friedhofsgärtnerin vielleicht. Oder Kaiserin. Oder Sekretärin im Gesundheitsamt. Eigentlich jeden. Nur nicht Onlinejournalistin.

8) Dein Wunschinterviewpartner? 

Die Prinzessinnen natürlich (schleim.)

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst?

Voll schön.  Auf jeden Fall mit Glitzer und immer voll mit niedlichen gähnenden Hundewelpen.

Und wie würde sie heißen?

Voll schön.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Medizini – das einzige Heft, in dem die Welt in Ordnung ist.

Namensdekret

Von Prinzessin Marit Hofmann mit 1 (in Worten: einem!!!) F

w51. Heute lernen wir, wie wir Namen richtig schreiben. Journalisten, Verleger, Lesungsveranstalter und sonstige in der Buchstabenbranche Tätige schreiben jetzt hundertmal diesen Satz: Wenn ich einen Eigennamen schreibe, vergewissere ich mich, dass ich ihn richtig geschrieben habe.

2. Erst recht bei Namen eigener Autorinnen.

3. Noch erst rechter bei Namen von Prinzessinnen.

4. Nein, es genügt nicht, dass ihr den Namen mal gehört habt, denn ein Herr Meier kann ebensogut ein Herr Mayer sein und Schmidt Schmitt. Das müßt ihr nachschlagen (bitte nur seriöse Quellen benutzen!) bzw. es euch von Herrn Schmid persönlich buchstabieren lassen.

3. Eine weitverbreitete intellektuelle Leseschwäche habe ich mein Leben lang beobachten, um nicht zu sagen: erleiden müssen. Kultivierte Menschen, die das Wort Königshof in der Regel ohne Probleme (vor)lesen können, scheitern am Nachnamen Hofmann. Wenn insbesondere Norddeutsche Hofmann lesen oder hören, sagen oder schreiben sie Hoffmann. Nur weil in Norddeutschland der Name Hoffmann häufiger ist, phantasieren sie ein absolut überflüssiges und dazu noch unschön klingendes zweites F dazu. Sogar wenn man sich mit extra langem O am Telefon meldet, nennen sie einen Hoffmann, als wüssten sie den Namen besser. Ebenso ergeht es by the way auch in diversen TV- und Radiobeiträgen professioneller Sprecher Ulrike Meinhof, die durch die harte Endsilbenaussprache mit pejorativem Anklang fortwährend zu „der Meinhoff“ gemacht wird und damit in die gänzlich unangemessene Nähe einer Gräfin Dönhoff gerückt wird. Es ist hofnungslos.

4) Also hört zu!

5) Und sperrt die Augen auf! Wittich heißt nicht Wittig, Ambs heißt nicht Amps. Svenna heißt nicht Svenja. Und Marit nicht Margit. (Übrigens auch nicht Herr Marit Hoffmann. Im Fall meines Vornamens wurde es erst besser, als die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit die Gala-Bühne betrat und sich der Name auch in Deutschland verbreitete. Was wiederum ungute Folgen hatte, da ich es nicht gewohnt war, dass anderer Leute Kinder auch so heißen, und bei jedem Schrei, mit dem eine kleine Marit zur Ordnung gewiesen werden soll, zusammenzucke und mich gemeint fühle. Aber das ist ein anderes Thema.)

6) Wer den Namen einer Prinzessin falsch schreibt, wird ab sofort huldvoll ignoriert.

7) Wenn unser Zeremonienmeister Fritz Tietz (nein, nicht Teufel!) allerdings schlechte Laune hat, droht dem Buchstabenschänder Dienst in den Erdbeerminen nicht unter 6 Monaten.

Dieser Eintrag wurde am 24. Juli 2015 veröffentlicht. 4 Kommentare

Post von Prinzessin Ramona

aus aktuellem Anlass eine Ode an die schreibende Zunft:

Was ist nur aus den Journalisten geworden?

Wir alle wollen guten Journalismus. Leider wurden im letzten Jahr nur 682063 Artikel geschrieben. Doch diese  Publikationsrate kann über den Qualitätsmangel nicht hinwegtäuschen.

Wer ist schuld?

Schuld ist der Zeitgeist. Journalisten machen Karriere, Journalisten haben Hosenanzüge an (Petra Gerster), Journalisten geben ihre Texte unreflektiert in Redaktionen ab, wo keiner Zeit für sie hat.

Was ist aus unseren Journalisten geworden?

Sie sind Business-Journalisten, Sport- und Wirtschaftsjournalisten, sie schreiben frischgepresste Sätze in ihre Computer, sie sind Chefredakteure, sie sind Kolumnisten.

Sie sind wie Wetterfrösche.

Sie sind keine Journalisten mehr. Sie sind nicht in der Nacht dabei, wenn es wirklich etwas zu erzählen gibt. Sie berichten nur vom Gewitter. Sie berichten nicht von Blitz und Donner. Sie haben keine Schreibmelodie mehr.

Journalismus hat keine Ahnung von Gefühlen.

Es gibt nichts Schöneres als einen guten Text zu schreiben. Ihn zu küssen und dann zu publizieren.

Herzlichst,

Ihre Prinzessin Ramona

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (1)

Foto: Bertz + Fischer

Foto: Bertz + Fischer

Ausgefüllt von Georg Seeßlen 

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und im Sommer lassen wir nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge. 


Den Anfang macht Georg Seeßlen, freier Autor, Kultur- und Filmkritiker, letzte Buchveröffentlichungen: „Digitales Dating. Liebe und Sex in Zeiten des Internets“ (Bertz + Fischer), „Geld frisst Kunst – Kunst frisst Geld. Ein Pamphlet“ (mit Markus Metz; Suhrkamp).

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann haben Sie sich/hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Es war, glaube ich, die Unterschrift unter einem Bild; später sagt man „Signatur“. Signaturen haben mich immer fasziniert, auch wenn es sich um die Krawatten von Bankangestellten handelt. Jeder Name ist ein Roman. Jede Signatur eine Abenteuergeschichte. Ein Mensch sagt: Ich sage. Das ist allerhand. (Ich glaube, irgend jemand hat herausgefunden, dass es bei Affen einen speziellen Code für „Jetzt rede ich“ gibt.)
Ein Libretto für eine Oper schreiben, das nur aus den Namenschildern einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit oder für Futtermittelherstellungsrationalisierung besteht!
In der Literatur kann man schlechte und gute Namenerfinder unterscheiden.
Signaturen von journalistischer Arbeit sind mir wichtig, seit ich weiß, dass Journalismus auch ein Verbrechen sein kann.
Es ist erhebend sinnlos, Menschen dabei zuzusehen, wie sie vergeblich versuchen, sich einen Namen zu machen. Die Signatur zum Branding machen: Professionalisierung: Man verdient Geld mit seinem Namen, der eine mehr, die andere weniger.
Erst durch die Signatur wird aus den journalistischen Texten eine Erzählung.
Genau das ist die Frage: Das journalistische Subjekt. Dieser verdammte Name ist ein schlechter Ersatz für die Frage nach dem journalistischen Subjekt.
Und ganz davon abgesehen: Eitelkeit ist nicht mal die schlimmste Eigenschaft, die man Journalisten und Journalistinnen nachsagen kann.

2) Wie lautet Ihre/Deine Lieblingsschlagzeile?
Mel Brooks: „Es ist genau so, wie X. gesagt hat.“ (Nachdem drei Tage hintereinander die Verlautbarungen von X die Schlagzeilen bildeten.)

3) Ihr/Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Ich bin in meinem Leben nie auf einer Pressekonferenz gewesen. Alles, was ich davon via Fernsehen, Radio oder Erzählung gehört habe, ist schrecklich. Aber ich erinnere mich an Gespräche mit Regisseuren bei Filmfestivals, von denen ich die meisten glücklicherweise verschlafen oder in halbbetrunkenem Zustand erlebt habe. Und manchmal habe ich mich gefragt, ob Künstler und Künstlerinnen nicht so sehr für ihre Arbeit als dafür bezahlt werden sollten, dass sie die geballten Ladungen von Dummheit, Ignoranz und Arroganz überstehen und nett dabei bleiben sollen, oder wenigstens eine Rolle spielen, die eine gewisse Konsistenz verraten soll. 
Die Besucher einer Pressekonferenz werden an Furchtbarkeit nur durch jene übertroffen, die eine Pressekonferenz, äh, „geben“.
(„Journalistenschreck“ ist anstrengend und führt am Ende auch zu nichts.)

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Journalismus ist auch nur ein Wort. Wörter kann man nicht retten, wenn sie nichts mehr sagen.
Auf jeden Fall kann der Journalismus nicht von Journalisten gerettet werden. Von anderen schon gar nicht.
Der Journalismus muss unter das Dach der Kunst flüchten, und da ist er dann natürlich kein Journalismus mehr. Oder er muss unter das Dach der Wissenschaft flüchten, und da ist er natürlich keine Kunst mehr. Oder er zieht eben die Konsequenz und tut gar nicht mehr so, als sei er was anderes als Werbung und Propaganda.
Journalismus wird zerfallen. Mal sehen, was aus den Zerfallsprodukten wird. Von etwas auszugehen, was man als irgendein Ganzes „Journalismus“ nennt, könnte im jetzigen Stadium schon retromanisch scheinen (und ist an anderem Ort garantiert reaktionär).
Es gibt keinen Journalismus in der Postdemokratie.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würden Sie sich/würdest Du Dich freuen?
Karl Kraus und Susan Sontag. Aber waren das „Journalisten“? Oder Franca Magnani, die war, wie man so sagt, eine „Vollblutjournalistin“, und vor allem eine wunderbare Erklärerin. Sie war bei den Leuten während ihre Kollegen und Kolleginnen bei den Mächtigen waren; sie hat Situationen erfasst, während ihre Kollegen und Kolleginnen Verlautbarungen kommentierten oder Sandkastenspiele spielten. Sie kommt aus einer Zeit, da Journalismus noch geholfen haben hätte können. Seufz!

6) Und wem auf Erden würden Sie/würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Ohne Schmarrn: Mir selber. Weil: Schreiben ist nicht nur ein Broterwerb (und das immer weniger), sondern auch eine Droge. Es ist eine Form zu existieren, und nicht die gesündeste.

7) Welchen anderen Beruf hätten Sie sich/hättest Du Dir noch vorstellen können?
Was ist ein Beruf? Das 19. Jahrhundert ist vorbei. Man nennt das jetzt Geschäftsmodell.
Mit halbwegs gutem Gewissen immer woanders zu sein, unterwegs, dazu braucht man eben eine Ausrede. Und eine politische Ökonomie.
Ich bin was ich bin und das ist alles was ich bin – was bin ich denn? (Popeye der Seemann)

8) Ihr/e Wunschinterviewpartner/in?
Ich hatte sie alle. Ich kriege sie alle. Nein, Quatsch. Aber „Journalismus“ war für mich unter anderem immer die Möglichkeit, Menschen und Räume kennenzulernen, zu denen ich ansonsten keinen Zutritt gehabt hätte.
Ich mache aber keine Interviews. Ich rede mit Leuten.
Klugen Menschen ihre Klugheit abverlangen (wie ein gewisser Zöllner); dumme Leute ihre Dummheiten sagen lassen.
Jetzt fällt es mir ein: Detektiv hätte man auch werden können. Aber erstens wird man da auch sehr leicht erschossen, und zweitens, also ich bitte Euch!

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Sie/Du ganz alleinige/r Chefredakteurkönig/in wären/wärst? Und wie würde sie heißen?
SMS (Stop Making Sense) Und sie würde jeden Morgen an einem anderen Ort der Stadt von einer immer anderen Band vorgetragen und wäre dann weg.
Alle anderen Zeitungen müssten natürlich schon verschwunden sein, ist ja nur eine Frage der Zeit. Boa, das wäre ein Auflauf, jeden Morgen. Wäre auch gut für den Verkehr, oder gegen ihn, wie man es nimmt.
Ich weiß aber nicht, ob die Zombies sich für so eine Zeitung interessieren werden. Oder Cyborgs. Cyborgs, die plötzlich keinen Sinn mehr machen dürfen. Das gibt’s doch gar nicht.
Aber mit der SMS würden wir alle so furchtbar reich, dass wir auf eine Sonntagsausgabe verzichten könnten. Und das wäre doch schon was, oder?

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Für SMS natürlich. Aber weil es Gott nicht gibt oder sie zumindest was Besseres zu tun hat, als sich um uns zu kümmern, sehe ich auch für die SMS nicht besonders unschwarz.

Das Ausfallhonorar-Dekret

aus aktuellem Anlass einerseits und grundsätzlichen Erwägungen zur Journalismusrettung andererseits haben wir Prinzessinnenreporter ein Dekret erlassen, das die zukünftige Vorgehensweise bei Ausfallhonoraren regeln soll.

1. Geschichten für den Mülleimer zu produzieren ist demütigend. Also: Plant gefälligst sorgfältig.

2. Wenn Ihr nicht planen könnt, habt Ihr offenbar noch genügend Moneten.

3. Dann könnt Ihr diese auch in anständige Ausfallhonorare investieren, zuzüglich Ausfallschmerzensgeld, Ausfalltröstgroschen und einer Tafel Schokolade für den zu vertröstenden Journalisten.

4. Oder besser zwei. Zwei Tafeln Schokolade.

5. Dann fällt auch das Planen leichter.

6. Und wenn Ihr schon einen Artikel ausfallen lässt, stellt sicher, dass der Reindränglertext besser ist und nicht einfach nur von der besten Freundin des Feuilleton-Chefredakteurs.

7. Redakteure, die mit miesen Tricks arbeiten (wie zm Bsp anrufen und „Na, wie gehts?“ fragen und die unweigerlich erfolgende Antwort „Och, gut“ zum Anlass nehmen, das Ausfallhonorar zu drücken, weil „Läuft doch bei Dir, sagste ja selber“) sind ab sofort von der Journalismusrettung durch die Prinzessinnenreporter ausgeschlossen und damit den Horden der Finsternis schutzlos ausgeliefert

8. Ausfall-Texte, die eigentlich aktuell sind und deren Deadline dem Schreiberling eine lange Nachtschicht kosten, bekommen noch eine Ausfallschlafzulage.

9. Angeforderte Texte ungebührlich lange auf Halde liegen zu lassen, in der Hoffnung, der Autor vergisst sie, wird mit dauerhaftem Erdbeerentzug bestraft.

10. Sollte fürderhin nochmal ein Journalist seinem Ausfallhonorar nachlaufen müssen, hat er die royale Erlaubnis, ausfällig zu werden.

 

Neues aus dem ♕PR♕-HQ: Meeting Journalismusrettung

Heute war ein sehr aufregender Tag im Prinzessinnenreporter-Headquarter (kurz ♕PR♕), denn Prinzessin Leo hatte zum Standup-Meeting geladen, um vorab die Ergebnisse seines Untersuchungsberichts zum Thema „Prinzessinnenreporter und die Rettung des Journalismus – eine erste Bilanz“ vorzustellen.

Im geschmackvoll eingerichteten kleinen Konferenzsaal des ♕PR♕ war die Spannung fast zu greifen, als Leo mehrere sehr wundervoll mit dem hochwertigen Teppich und den exquisiten Tapeten des Raums harmonierende handgefertigte Aktenordner auf den runden Birnbaumtisch legte, an dem sich die Prinzessinnen nun schon seit vielen Monaten versammeln, wenn es darum geht, wichtige Entschlüsse zu fassen.

„Ich will es nicht unnötig spannend machen“, begann der Ethik- und Gedöns-Experte des hippsten Online-Projekts seit Erfindung des Internets, „wir haben schließlich alle zu tun, denn die Horden der Finsternis schlafen nicht.“

Zusammengefasst könne er sagen:

1. Die Rettung des Journalismus ist nah wie nie.

2. Er kann allerdings in der Tat nur durch die Prinzessinnenreporter gerettet werden, wie zahlreiche namhafte Experten aus dem In- und Ausland bestätigten.

3. Das ist gut für uns und den Journalismus, aber schlecht für all die selbst ernannten Journalismusretter da draußen, die ja aber vielleicht einfach was anderes retten könnten, zum Beispiel niedliche Tierbabies.

4. Weiter so!

5. Erdbeerkuchen.

6. Moscow Mule, mit ohne Gurken.

Wider den tl;dr-Unfug

Warum Onlinemedien ans Ende von Artikeln mittlerweile vermehrt tl;dr (too long; didn’t read) oder „für eilige Leser“ genannte kurze Inhalts-Zusammenfassungen stellen, man ahnt es nicht. Denn im Grunde handelt es sich dabei um die Kapitulation vor der dusseligsten Leser-Art von allen, nämlich den „keine Ahnung und schon gar keine Lust haben, sich über ein Thema zu informieren, aber dringend mitreden wollen“-Knalltüten.

von Artikel unter 100 Zeilen fang ich erst gar nicht an zu lesen-Prinzessin Elke Wittich

1. Um einen Artikel zu verfassen, hat sich jemand normalerweise richtig Mühe gegeben, und zwar recherchiert, Leute interviewt, die Fakten gewichtet und anschließend alles Wichtige und Interessante nicht nur aufgeschrieben, sondern sich auch sehr große Arbeit bei der Formulierung des Textes gemacht.

2. Diese ganze Arbeit dadurch zu entwerten, dass der Inhalt des Artikels am Ende grob in höchstens zwei noch dazu nicht immer schön aufgeschriebenen Kurzsätzchen zusammengefasst wird, gehört sich nicht. Weil es, unter anderem, respektlos gegenüber den Autoren ist.

3. Kein Fernseh- oder Rundfunk-Sender käme auf die Idee, einen Film, eine Doku, ein Feature zusätzlich auch noch in einer einmütigen Version „für Eilige“ anzubieten. Weil man zu Recht arrogant ist und findet, dass Leute, die sich für den Film, die Doku, das Feature interessieren, sich halt alles gefälligst angucken oder anhören sollen. Und wer das nicht will und trotzdem wissen möchte, wie der Film ausgeht, was die wichtigsten Erkenntnisse der Doku sind oder grob der Inhalt des Features ist, schon selber aktiv werden und sich Angucker oder Anhörer suchen und fragen muss.

4. Menschen, die tl;dr erwarten, sind in aller Regel keine Personen, die durch wichtige Tätigkeiten wie die Rettung der Welt keine Zeit zu lesen haben, sondern bloß zu faul, sich vor dem Verfassen von Leserkommentaren oder ähnlichen Abscheulichkeiten wenigstens ansatzweise mit dem Thema zu beschäftigen. Oder sie haben Angst, auf Fakten zu stoßen, die sie bim Meinungshaben stören.

5. Daraus folgt: Wer nicht lesen möchte, soll es halt lassen. Und hat dann allerdings keinen Anspruch auf Extra-Service.

6. Schon gar nicht, wenn man sich mal überlegt, wieviele tl;dr monatlich auf der Welt verfasst werden und wieviele interessante Artikel in der dafür aufgewendeten Zeit geschrieben werden könnten.

7. Sollen sie halt Blogs lesen.

tl;dr bzw. für eilige Leser der Prinzessinnenreporter:
Geht weg

Dieser Eintrag wurde am 20. Juli 2015 veröffentlicht. 6 Kommentare

Wendland-Wahlkampf: Musik für ein besseres Bochum. Für alle.

Exklusiv bei Prinzessinnreporter: Während die Republik urlaubt, ist der OB-Kandidat der Herzen unermüdlich und beharrlich im Einsatz. Für ein besseres Bochum.

Der Kandidat der Herzen im Interview mit Spiegel-TV

Der Kandidat der Herzen im Interview mit Spiegel-TV


Liebes Tagebuch,

heute hatte Wolfgang seine erste Wahlkampfveranstaltung. Es ging um das drängendste Problem in Bochum: Die Gebühren für Straßenmusiker. Wir haben uns hier im Ruhrgebiet ja an alles gewöhnt: Arbeit gibt es nicht, Geld haben wir nicht, SPD und Grüne verbieten jeden Tag irgendeinen Spaß. Aber dass nun auch noch armen Straßenmusikern von der Stadt das Geld aus dem Hut geklaut wird, ist nun wirklich zu viel. Das Thema ist so brisant, dass extra ein Team von Spiegel-TV vorbei kam, um über die Kundgebung zu berichten. Wolfgang hielt eine flotte Rede und machte dann mit seinem Bruder Volker Musik.
Wir waren alle sehr zufrieden: Über 60 Menschen waren da. So viele kommen sonst nur zur traditionellen Weihnachtsmarktschlägerei am großen Glühweinstand in die Innenstadt.
Wenn dass so weitergeht, wird es ziemlich einfach, die Wahl zu gewinnen. Ich fang mal an mir Gedanken zu machen, was ich am Wahlabend anziehe.

Der Autor ist Vorsitzender und einzige Mitglied der Initiative „Bürger für Wolfgang Wendland

Prodemokratisch! Propalästinensisch! ProPoolparty!

von unserem Demokratiebeauftragten Benjamin Weissinger

Ich mache mir Sorgen. Sorgen um unsere Demokratie. Sorgen um unsere Gesellschaft. Die Stimmung ist schlecht, die Menschen haben kein Vertrauen mehr ineinander und sind besorgt und wütend. Und dabei geht es nicht nur um das liebe Geld. Und auch nicht um den lieben Gott. Es geht um mehr. Es geht um das große Ganze.

Ein Beispiel: Meine Freunde vom Zentrum für politische Schönheit haben mir heute morgen eine SMS geschickt, um mir mitzuteilen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel habe ein Palästinensermädchen geschlagen, woraufhin es geweint habe. Ich kann das nicht fassen. In diesen angespannten Zeiten so ein Fauxpas vor laufenden Kameras. Und dann auch noch ein Palästinenserkind. Als hätten die nicht genug gelitten drüben unter den Israelis, und nein, damit meine ich nicht die Juden. Aber wer – wie ich – seine Informationen direkt von Menschenrechtsorganisationen bezieht und nicht von RTL oder der Bild-Zeitung, der weiß, dass auch amnesty international ein weinendes Palästinenserkind gezeigt hat. Das ist also kein Einzelfall. Das Zentrum wird nun handeln. Gesucht werden etwa zwanzig palästinensische oder zur Not palästinensisch aussehende Kinder, die traurig sind oder „auf Anhieb“ weinen können, dann wollen sie vor dem Reichstag ein Becken ausheben, es mit Wasser füllen und die weinenden Mädchen dort eins nach dem anderen hineinschubsen. Die Aktion wird „Meer der Tränen“ heißen. Später gibts dann noch eine kleine „Pool-Party“ für alle, die mitgeholfen haben.

Solche Aktionen sind wichtig, um die Menschen aufzurütteln. Doch als Demokratiebeauftragter der Prinzessinnenreporter muss ich mehr sein als nur ein Teil der politischer Schönheit und es muss um mehr gehen als nur einen Einzelfall. Ich muss alle mit ins Boot holen. Auch die, die nicht verstehen, worum es bei Demokratie geht. Nicht von oben herab! Ich schreibe hier ja nicht von oben herab. Auch ich war nicht immer ganz sattelfest in Sachen Demokratie. Da ich aus gutem Hause stamme, bin ich mit gewissen Vorbehalten gegenüber der Herrschaft des Volkes aufgewachsen. Aber diese Bedenken sind heute, wo ich hier als Demokratiebeauftragter schreibe, und das bin ich nicht von ungefähr, wie weggeblasen. Ich möchte einfach weitergeben, was ich gelernt habe. Ich habe viel bekommen. Jetzt möchte ich viel geben.

Nun….wie soll ich beginnen. Bei Demokratie geht es darum, das Richtige zu tun. Und was das ist, bestimmt das Volk. Grundsätzlich macht man da nichts falsch, wenn man das macht, was das Volk will. Nun gibt es natürlich manchmal das Problem, dass nicht alle einer Meinung sind und die objektiv richtigen Entscheidungen manchmal auch viele nicht treffen wollen. Und das geht halt nicht. Menschen, die da den Überblick haben, unter vielen klugen Köpfen zB auch ich, können sich da ja den Mund fusselig reden, Aktionen machen, Videoclips drehen, Interviews geben, auch mal was auf Facebook posten, wenn dann aber andere immernoch anderer Meinung sind, dann erzeugt das genau die Atmosphäre des Misstrauens und des berechtigten Ärgers, die ich eingangs beschrieben habe. Deshalb geht es bei einer Demokratie darum, dass Leute mit der falschen Meinung die richtige akzeptieren. Anders geht es eben nicht. Sonst wird irgendwann nurnoch rumgebrüllt und keiner akzeptiert den anderen mehr. Vielleicht fällt es den Andersdenkenden leichter, sich nicht so zu haben, wenn man sich klarmacht, dass die Demokratie das Kostbarste ist, was es gibt. Es geht um Würde, Freiheit, auch international, Freiheit in Gleichheit. Es muss dabei aber auch allen gut gehen. Und das geht nur, wenn alle das Richtige tun. Die Würde des Volkes ist es, das Richtige zu tun, Herrgott nochmal, das kann doch nicht so schwer sein. Schon bald wird das Licht erstrahlen, das Licht auch der sozialen Gerechtigkeit, es wird keine Armut mehr geben, es wird kein Leiden mehr geben, wenn wir alle zusammenstehen, und die reife Frucht der Freiheit werden wir dann gemeinsam vom Baum der Gleichheit pflücken, oh, wenn ihr es sehen könntet, dieses Land der Demokratie, wenn einmal dieses Kleingeistige überwunden ist, dieses Zaudern, die Angst vor dem Morgen, dieses Verzetteln, das Nörgeln, dann wird morgen schon übermorgen sein und die Zeit der allgemeinen Großartigkeit wird am Horizont heraufziehen und wie ein Gewitter die erhitzten Gemüter abkühlen und alle werden dann das Richtige getan haben.

Ich höre schon die ewigen Kritiker, das sei doch bloß eine Schwadronade. Ist es aber nicht. Ich weiß, wovon ich spreche. Martin Luther King hat auch so geredet. Man muss sich halt auch mal die Zeit nehmen und darüber nachdenken.

Vielleicht gibt es einige, die den hervorragenden Film „Lincoln“ noch nicht gesehen haben, mit dem Daniel-Day Lewis als Präsident der Vereinigten Staaten damals während des Krieges. Übrigens ein ausgezeichneter Schauspieler, der den Lincoln so spielt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Dabei war er schon in „Der letzte Mohikaner“ sehr gut. Solche Schauspieler gibt es ja kaum noch, vielleicht der, hier, wie heißt er…na komm – Freeman, der Morgan Freeman, der Pitt vielleicht noch, ansonsten kannst Du solche Rollen ja garnicht mehr besetzen. Heston und Tracey und wie sie alle hießen, die konnten alles spielen. Denen konntest Du ein Drehbuch geben, dann haben sie sich in einem Hotelzimmer eingeschlossen, sich tagelang besoffen , dann kamen sie raus und haben zwei Monate lang nurnoch geschauspielert, und zwar wie die Weltmeister. Die konnten den Text instinktiv auswendig. Die konnten auch mehrere Filme gleichzeitig drehen. Und eine Leinwandpräsenz hatten die. Wenn du im Kino saßt und dann kam eine Naheinstellung von Hestons Visage, da blieb dir ja die Luft weg. Wenn Du heute ins Kino gehst, sind das oft gar keine Menschen mehr. Das ist ja alles animiert heute. Das ist auch sowas, was mich mit Sorge erfüllt. Das ist auch schlecht für die Demokratie. Früher war das Kino ja auch ein Ort, wo Gesellschaftliches wie durch ein Brennglas auf der Leinwand oszillierte und nachher hast Du das dann in kleinen Gruppen durrchdiskutiert. Heute hast Du da irgendwelche bohnenartige Phantasiewesen, die ohne Ende sinnlos herumbengeln. Da kommt man aus dem Kino und möchte am liebsten heulen. Ich toleriere das, und wenn die Mehrheit das ok findet, dann kann ich mich damit vielleicht abfinden, aber deshalb müssen andere bei den wirklich wichtigen Fragen dann auch auf jemanden wie mich hören, der da den Überblick hat.

Aber was ich noch sagen wollte, der Lincoln wird am Ende ja erschossen, weil er lieber ins Theater gegangen ist, als mit den Bürgern in einen Dialog zu treten. Deshalb war es schon richtig, dass die Merkel das Gespräch mit den Palästinensern sucht. Aber so nicht. Demokratie ist zu wichtig, um sie dem Zufall zu überlassen. Gemeinsam werden wir das aber schaffen.

 

Das Madame Tussaud-Dekret

Wachsfiguren Prominenter führen in Redaktionen regelmäßig zu albernen Überschriften und neckischen Fotos. Und das nun schon seit Jahrzehnten. So kann das nicht weitergehen, deswegen ergeht nun folgendes Dekret
von Nichtswachsfigurenprinzessin Elke Wittich

1. Madame Tussaud stellt Wachsfiguren von Prominenten her (beziehungsweise, um genau zu sein: Viele Madame Tussaud-Filialen auf der ganzen Welt bilden mehr oder weniger oder zumindest bei ihnen vor Ort berühmte Personen in Wachs nach und stellen diese dann aus).

2. Und das geht schon so seit 1802, als Madame Tussaud zum ersten Mal ihre Sammlung von den Wachsköpfen während der französischen Revolution Guillotinierter in London ausstellte.

3. In Journalistenkreisen hätte man eigentlich also genug Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen, dass Promi und Puppe sich relativ ähnlich sehen.

4. Niemand käme auf die Idee, hymische Artikel darüber zu verfassen, dass sich im örtlichen Zoo Tiere befinden, die dazu auch noch genau so aussehen, wie wie sie auszusehen haben. Entsprechend ist es auch nicht nötig, Texte über Madame Tussaud zu verfassen, in denen das Evidente gefeiert wird, nämlich dass dort Wachsfiguren Prominenter anzuschauen sind, die wie diese Promis aussehen.

5. Neckische Überschriften, in denen es sinngemäß heißt: Wer ist denn nun die/der echte XX und wer die Puppe? sind grundsätzlich fehl am Platz, vor allem dann, wenn ein Bild darunter einen lustige Verrenkungen machenden Promi und seine deutlich als solche zu erkennende, statisch dastehende Wachspuppe zeigt.

6. Weil: Leser, zumindestens Qualitätsleser, sind nicht doof und können Original und Nachbildung auf einen Blick unterscheiden.

7. Mit solchem Unfug wird uns die Rettung des Journalismus nur unnötig erschwert. Wir bitten davon in Zukunft abzusehen, danke.