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Red Bull stutzt Flügel

Rosa ist hier nur die Krone!

Rosa ist hier nur die Krone!

Zum Ende von „Servus TV“ ein Kommentar von Bernhard Torsch.

Die Prinzessinnen und ihr Hofstaat sind den Sorgen der gewöhnlichen Leute weitgehend enthoben. Man lebt im Schloss und der Katzenkratzbaum von Prinz Kasimir wird jeden Jänner aus New York importiert, wo er zuvor ein Christbaum gewesen ist. Ein kleines Dankeschön aus den alten Kolonien. Geld ist für Prinzessinnen nur ein Thema, wenn sie diebisch grinsend Negativzinsen beschließen, um die deutschen Sparer zu verhöhnen, oder es den feschen Griechen schenken.

Dennoch sind wir nicht frei von Mitgefühl. Wie uns zugetragen wurde, sperrt der Brausefabrikant Dietrich Mateschitz seinen österreichischen Fernsehsender „Servus TV“ zu. Red Bull stutzt demnach 264 Mitarbeiterinnen die Flügel. Neben eher mauen Einschaltquoten soll den Koffein-Oligarchen vor allem eine E-Mail, in der die Gründung eines Betriebsrats angeregt wurde, zu diesem Schritt veranlasst haben. Da half es auch nicht, dass die Angestellten von Servus TV unter Tränen beteuerten, von diesem klassenkämpferischen Teufelszeug nichts wissen zu wollen.

Wie allzu viele Bürger, die zu allzu viel Geld gekommen sind, verhält sich Mateschitz so, wie es nur Prinzessinnen zusteht: Launisch, impulsiv und autoritär. Doch was bei Edelfräulein einen Teil ihres entzückenden Charismas ausmacht, wirkt bei Räuberbaronen um einiges weniger sexy. Freilich wollen wir Milliardären nicht ihr Recht auf Willkür im Umgang mit ihrem Privateigentum absprechen. Das wäre Aufgabe des lieben Volkes, das hierzu, wie die Geschichte zeigt, durchaus Möglichkeiten hätte. Da dieses Volk aber die unschöne Neigung hat, sehr reich gewordene Menschen über jedes gesunde Maß hinaus zu glorifizieren, vielleicht in der eher unrealistischen Hoffnung, selber irgendwann mal Milliardär zu werden, hält es die Idee, die ganz doll Reichen zu ein bisschen mehr sozialer Verantwortung zu zwingen, für eine viel schlechtere, als zum Beispiel Arbeitslose zu quälen oder Kriegsflüchtlingen Molotowcocktails in die Fenster zu schmeißen.

Unsere Nasen rümpfen wir misstrauisch ob des Zeitpunkts, den Mateschitz für das Zudrehen seines Fernsehsenders gewählt hat. Es ist in Österreich gerade ein Wahlkampf im Gange zwischen einem sehr rechten und einem bürgerlich liberalen Kandidaten. Mateschitz´ berühmtester Stallbursche Felix Baumgartner unterstützt den Rechten und wünscht sich für die Alpenrepublik eine „gemäßigte Diktatur“, also eine Staatsführung, die mit dem Land und seinen Bewohnerinnen in etwa so umspringt wie Mateschitz mit seinem Firmenimperium und seinen Lohnabhängigen. Kurz vor dieser Abstimmung, auf die die Zuschreibung „Richtungswahl“ wirklich zutrifft, über 250 Menschen arbeitslos zu machen und so zur immer schlimmer werdenden Angststörung im Lande beizutragen, ist wohl weniger unpolitisch, als manche wirtschaftsliberale Untertanen meinen.

Den bald arbeitslosen Kolleginnen von Servus TV aber rufen wir zu: Verzagt nicht! Sobald wir die größten Medienzarinnen von Gottes Gnaden sein werden, werden wir uns Euer huldvoll erinnern.

Update: In einer Wendung, die atemberaubend zu nennen wir uns nicht schämen, hat Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz nun angekündigt, seinen österreichischen Fernsehsender Servus TV doch weiter bestehen zu lassen. Wie uns zugetragen wurde, hat ihn unser Tadel dermaßen beschämt, dass er die Kündigung von über 250 Mitarbeitern rückgängig machte. Angeblich spielten dabei auch die Beteuerungen von Beleg- und Gewerkschaft eine Rolle, in dem Unternehmen keinesfalls einen Betriebsrat installieren zu wollen, doch das wollen wir nicht glauben. Wir glauben lieber, dass dies alles allein unser Verdienst ist. Ein Verdienst unter vielen im royalen Kampf für den Qualitätsjournalismus. Wir werden uns selber einen Orden am Bande verleihen.

Dieser Eintrag wurde am 4. Mai 2016 veröffentlicht. 1 Kommentar

Der Holocaust – nichts als ein Lokalverbot?

13082034_10206288453312867_1888130268_n Aus aktuellem Anlass eine Nachhilfe von Ösi-Prinzessin Bernhard Torsch.

In Wien gibt es ein Café namens „Fett und Zucker“, das schon seines Namens wegen unsere royale Huld gewonnen hat. Die Besitzerin des Lokals stellte am Tag nach dem ersten Durchgang der österreichischen Präsidentschaftswahlen, bei dem 35 Prozent dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer ihre Stimme gegeben hatten, ein Schild vor die Tür mit der Aufschrift: „Wenn du bei diesen 35 % dabei bist, geh doch BITTE einfach weiter. Danke. #rightwingNOTwelcomehere“.

Wir halten fest: Die Café-Betreiberin hat FPÖ-Wähler darum gebeten, einfach weiter zu gehen. Sonst nichts.

Bauernschlaue Dummköpfe haben daraus einen Shitstorm gegen Café und Inhaberin gebraut und auf Facebook sowie in Leserkommentaren ganz bitterlich über angebliche „Nazi-Methoden“ geweint. Stellvertretend für die Idiotenschar nehmen wir das Posting eines Sandro K.: „Hahaha sie beschimpfen den hofer als Nazi und jetzt machen sie das was die Nazis gemacht haben nämlich einfach Menschen ausschließen die nicht ihrer Meinung sind. Lächerlich“ (alles sic). Sogar Norbert Hofer persönlich schaltete sich ein und verlautbarte: „So was hatten wir schon einmal, das brauchen wir nicht“.

Die Geschichtsbücher müssen umgeschrieben werden, denn was war am Holocaust so schrecklich, wo, so legen es die Shitsturmtruppen nahe, die Nazis doch bloß Menschen, die sie nicht mochten höflich darum baten, ihren Kaffee woanders zu trinken? Der Holocaust – ein einziges langes Lokalverbot. Nein, nicht mal ein Lokalverbot, nur eine BITTE, den Kaffee doch einfach woanders zu konsumieren.

Wir sind ob dieser Nazi-Niedertracht recht unholdvoll, nein, mehr noch, wir sind stocksauer und grimmig. Und wir müssen unseren österreichischen Untertanen wohl Nachhilfe erteilen, was wir auch gerne machen, denn wir sind im Grunde unserer Herzen sehr liebevolle Monarchinnen, die auch für Dumme, Verschlagene und verschlagene Dummköpfe noch Hoffnung sehen.

Also: Ein Schild mit der Bitte, die Wähler einer bestimmten Partei mögen woanders einkehren, ist nicht mit Nazi-Methoden oder gar der Shoah vergleichbar. Nicht einmal ansatzweise.

Weil:
-Wer die FPÖ oder andere Rechtsaußenparteien wählt, fällt die bewusste und freiwillige Entscheidung, dies zu tun. Die Nazis diskriminierten, verfolgten und ermordeten Menschen aber aus dem einzigen Grund, weil diese existierten. Juden, Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kranke und andere Opfergruppen haben sich nicht ausgesucht, solche zu sein, sondern kamen als solche auf die Welt. Das reichte aus, um unter den Nazis zuerst diskriminiert und dann verfolgt und ermordet zu werden.

-Die Nazis ermordeten sechs Millionen Jüdinnen, Juden und jüdische Kinder; hunderttausende Sinti und Roma; hunderttausende Kranke und Behinderte; zehntausende Homosexuelle, sozial Unangepasste und politisch Andersdenkende. Und die Nazis begannen einen Vernichtungskrieg gegen den Rest der Welt, dem unter Einbeziehung aller Verbrechen und Kriegsfolgen bis zu 80 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Nazis haben ihre Opfer NICHT freundlich darum gebeten, doch bitte in ein anderes Lokal zu gehen.

Daher sei es allen Untertanten kundgemacht: Würden wir regieren (wie es von Gott ja eigentlich gewollt ist), würden sich sehr viele jener Leute, die eine freundliche Bitte auf einem Schild mit dem Holocaust gleichsetzen, wegen Verharmlosung und Relativierung der Verbrechen der Nationalsozialisten vor Gericht wiederfinden.

Aber ebenso wollen wir der Inhaberin des Cafe´ „Fett und Zucker“ unsere tief empfundene Solidarität bekunden und sie in den Stand einer Dame Commander erheben. Dies sei unser Wille.

Dieser Eintrag wurde am 28. April 2016 veröffentlicht. 3 Kommentare

Wir verbieten, Norbert Hofer zu wählen

PRgeb2Dekret zum Verbot der Wahl eines Chemtrail gläubigen Möchtegern-NS-Verbotsabschaffers zum österreichischen Bundespräsidenten. Von unserer Ösi-Gastprinzessin Bernhard Torsch.

An unsere Völker!

Wir sind betrübt. In Österreich hat der FPÖ-Politiker Norbert Hofer gute Chancen, am 22. Mai zum Bundespräsidenten gewählt zu werden und in die Hofburg einzuziehen. In die Hofburg!

Wir finden das nicht gut.

Norbert Hofer stellte im Parlament mehrere Anfragen, in denen er „Aufklärung“ über „Chemtrails“ verlangte. Zuletzt tat er dies am 6. September 2013. In der Anfrage heißt es: „Die in der Umgangssprache als ‚Chemtrails‘ bezeichneten künstlichen Schlieren am Himmel, die an Sprühtagen deutlich zu beobachten und von den normalen Kondensstreifen ganz klar zu unterscheiden sind, bestehen hauptsächlich aus einem Gemisch von Aluminiumpulver und dem wassersuchenden Bariumsalz. Zusammen bilden sie ein elektrisches Feld. Ein Polymer-Gemisch dient als Trägersubstanz und gewährleistet die Bindung des Bariums und Aluminiumpulvers in der Luft. (…) Nach den Sprühtagen sinkt in der Regel die Temperatur und der Himmel bleibt für einige Tage ungewöhnlich trübe. In dieser Zeit bleibt es meistens regenfrei.“

Nun gibt es keine Chemtrails und wenn es welche gäbe, dann keine, die in der Lage wären, aus Aluminiumpulver und Bariumsalz ein elektrisches Feld zu generieren. Wäre das möglich, hätten wir das Energieproblem gelöst und müssten beim Mullah, beim Imam und beim Putin kein Öl einkaufen.

Wer glaubt an Chemtrails? Nach Ansicht des Meteorologen Jörg Kachelmann „Neonazis und Verrückte“. Das heißt nicht, dass Hofer ein verrückter Neonazi wäre, aber er bewegt sich gedanklich in Gefilden, wo auch diese sich herumtreiben.

Was ist Hofer sonst noch wichtig? 2008 forderte er in einer Diskussion mit Jugendlichen eine Volksabstimmung über die Abschaffung des NS-Verbotsgesetzes. Royaler Info-Service: Das Verbotsgesetz verbietet in Österreich die Neugründung der NSDAP und ihrer Vorfeldorganisationen wie SS und SA. Im Jahr 2013 legte Hofer in einem Interview mit dem „Kurier“ nach und bezeichnete das Verbotsgesetz als „Widerspruch zu einer liberalen Gesinnung“.

Wir dekretieren daher: es ist unseren österreichischen Untertanen streng verboten, am 22. Mai 2016 Norbert Hofer zum Bundespräsidenten zu wählen. Bei Zuwiderhandlung entziehen wir Österreich unsere royale Huld, was mit einem Cremeschnittenembargo beginnt und über hartes Schmollen und Katzenfotoverbot bis zur offiziellen Kriegserklärung reichen kann.

Another Prick And His Wall

w1Von unserem Pop-Beauftragten Bernhard Torsch

Wenn man schon ein Abo bei einem Streaming-Dienst hat, will man das auch ausreizen, und so kam ich nun dazu, den Konzertfilm „Roger Waters: The Wall“ zu sehen. Der will mehr sein als nur halbwegs kompetentes Abfilmen von Waters‘ Tour zwischen 2010 und 2013, nämlich irgendwie auch Kunst, bisserl Biopic und natürlich politisches Statement. Ist ja von Roger Waters, dem größenwahnsinnigsten aller Musikanten, gegen dessen Megalomanie selbst die ägyptischen Pharaonen wie bescheidene Bauern wirken.

Hier ist alles so groß, dass der Küchenpsychologe in mir murmelt: „Der Waters hat sicher voll den kleinen Schwanz.“ Die Auftrittsorte: riesengroß. Die Bühne: irrwitzig groß. Die Pyrotechnik: gigantisch groß (hier wird an einem Abend mehr verfeuert als von allen Chinesen im ganzen Jahr). Die auf der Bühne gebaute Mauer: die größte aller jemals auf Bühnen gebauten Mauern. Ich sehe Roger Waters vor mir wie er mit seine Technikern über den Plänen hockt und immerzu drängt: „Größer! Das muss doch noch größer gehen!“

Ich gebe zu: Das ist alles sehr hübsch anzusehen. Wenn man Ästhetik mag, wie sie Riefenstahl und Eisenstein inszeniert hätten, hätte es die technischen Möglichkeiten damals schon gegeben. Da strahlen Scheinwerfer und Laser Lichtdome in den Himmel, da wird die knapp 100 Meter lange Bühnenmauer zu einer einzigen Leinwand voller flashiger Lichteffekte und Videospinnereien, da rasen nachgebaute Weltkriegsflugzeuge über das Publikum hinweg, da schwebt ein (natürlich riesengroßes) Schwein über den Zuseherinnen, da wird ’ne fucking Mauer aufgebaut und dann gesprengt, kurz: Da geht es showtechnisch so dermaßen heftig ab, dass selbst der abgebrühteste Acidhead nicht anders kann als leise „wow“ zu murmeln. Überwältigungsbudenzauber vom Feinsten. Die Absicht: Das Publikum und der DVD-Gucker soll sich ein bisschen so fühlen wie die Nazis in Nürnberg. Natürlich nicht beim Prozess, sondern beim Parteitag.

Waters tritt bei einigen Songs als Faschistenführer auf. Das ist sicher irgendwie kritisch gemeint, aber er fühlt sich ein bisserl sehr wohl in der Rolle, gibt den Ober-Fascho ein Spur zu überzeugend. Klar, er spielt das nur. Ist ja nur Showbusiness. Aber ihm scheint es zu gefallen. So wie dem Publikum, das brav den Faschistengruß mit den gekreuzten Armen nachmacht. Es gibt auch eine Art Rahmenhandlung zum Konzertfilm. Bei der geht es darum, wie Roger Waters im Rolls Royce durch Europa gurkt, um die Gräber seines Großvaters und seines Vaters zu besuchen. Kriegsgräber, denn beide hatten das Pech, als Soldaten jung zu sterben. Der Musikant tut auf den Soldatenfriedhöfen so, als würde er heulen. Er verpflichtet auch seine drei Söhne und seine Tochter dazu, betroffen an den Gräbern zu stehen. Alles sehr kalkuliert, wie man es von Waters kennt. Der Mann mag keine Spontanität.

Was hat der Kerl doch für Daddy-Issues! Seit 1979 singt er fast über nichts anderes mehr als über seinen Vater, den er nie gekannt hat. Vater im Krieg kaputt, also Krieg scheiße. Und zwar jeder Krieg. Kapitalismus ist irgendwie auch nicht gut, weil da ja doch wieder nur Krieg bei rauskommt. Eine überzeugende Weltanschauung – für Zwölfjährige. Wer die mit 70 vertritt, ist entweder doof oder ein zynischer Arsch. Waters ist nicht doof.

Männer verzehrende Vaginen und Davidsterne neben Hakenkreuzen
Und dann das Frauenbild! Du liebe Güte, dieses Frauenbild! Frauen sind in „The Wall“ entweder unterdrückende Mütter oder bösartige Schlangen, die den sensiblen Künstler vernichten wollen. Wie schon in Alan Parkers Verfilmung sehen wir auch hier wieder die ekelhaften Cartoons des Antisemiten Gerald Scarfe, der aus Frauen Monster macht, die nur aus Beinen, Augen und Vaginen bestehen. Männer verzehrende Vaginen. Die Darstellung passt aber zu der Rolle, die Frauen in Waters‘ Texten spielen. Treuelose, irgendwie angsteinflößende Wesen. Verlassen beispielsweise ihre armen Männer, nur weil die psychotische Schlägertypen sind. Verstehe einer das Weibsvolk.

Apropos Antisemitismus: Zwar konnte ich auf dem großen schwebenden Schwein keinen Davidstern ausmachen, wie es bei einigen Aufführungen der Fall gewesen sein soll, aber in einer Zeichentrick-Sequenz werfen Bomberstaffeln Dollarzeichen, Hakenkreuze, Hammer & Sichel, Konzernlogos und – Davidsterne ab. Der Zionismus in einer Reihe neben Nazismus und Stalinismus. Alles eine Soße und alles voll schlimm. Das ist massentauglich, da ist für jeden was dabei. Damit wird man reicher als viele von Waters so verachtete Kapitalisten und kann dann im Rolls über die Ungerechtigkeit der Welt sinnieren.

Der Über-Gassenhauer von „The Wall“ ist natürlich „Another Brick In The Wall, Part II“. Entsprechend geht das Publikum voll ab zu den regressiven Zeilen, die davon handeln, dass man keine Bildung nicht brauche. Zum pseudoantiautoritären Schlager lässt Roger Waters bestens abgerichtete Kinderlein streng choreografierte Tänze aufführen. Ist das eine Metaebene? Kunst? Ich weiß es nicht, ich hab keine Ahnung von Kunst. Ein bisschen Ahnung hab ich von Sachen wie Narzissmus, und Waters ist sich nicht zu blöd, den schwer zu erreichenden Narzissmus-Weltrekord aufzustellen, indem er ein Duett mit sich selber singt. Er lässt ein Video von einem alten Konzert einspielen und beklagt sich zusammen mit seinem jüngeren Ich über seine Mutter. Freudian shit ahoi.

Schüsse ins Publikum
Was Waters von denen hält, die ihn reich gemacht haben, zeigt eine Sequenz, in der er mit einem Sturmgewehr ins Publikum ballert. Klar, das Ding ist nur mit Platzpatronen geladen, aber es wirkt dennoch wie eine bedenkliche Eskalation jener Tournee von 1977, als Waters die Fans von der Bühne aus anspuckte. Fantasien hat der Mann!

In der das Konzert einrahmenden „Doku“ gibt es eine Szene, in der ein jüdischer Freund Waters davon erzählt, wie die Nazis und ihre Kollaborateure in Budapest wüteten. Der Rockstar stiert betroffen in seinen Drink. Denkt er nach? Oder überlegt er sich bloß, wie er das in sein selbstmitleidiges Sonnensystem mit dem Zentralgestirn Roger Waters einbauen kann?

Immerhin: Musikalisch ist das alles ganz erträglich. Waters kann inzwischen halbwegs akzeptabel Bass spielen, singt sogar weniger scheiße als in den 70ern, und die Begleitmusiker sind ohnehin die besten, die man für Geld engagieren kann. Und Waters hat einige wirklich gute Songs geschrieben. „Comfortably Numb“ zum Beispiel. Nein, Moment, das stammt von David Gilmour. Aber „Us And Them“ ist super. Ach Mist, das hat der Rick Wright geschrieben. Jetzt hab ich´s: „Astronomy Domine“! Nein, wieder nix, das schrieb Syd Barrett. Nun ja, sagen wir es so: Roger Waters kann gut mit Worten umgehen, ist sehr geschäftstüchtig und hat ein großes Selbstvertrauen. Ein netter Mensch und großartiger Songwriter ist er nicht.

Dieser Eintrag wurde am 14. April 2016 veröffentlicht. 1 Kommentar

Ruf! Mich! Aus!

Design by Boris Mayer

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Fortsetzung unseres Satzzeichen-Lehrgangs. Heute: Das Ausrufezeichen

Von Gastprinzessin Bernhard Torsch

Das Ausrufezeichen heißt in Österreich Rufzeichen, in der Schweiz Ausrufzeichen oder Ausrufungszeichen, sieht ein bisschen so aus wie ein Zauberstab und hat tatsächlich eine sprachmagische Wirkung. „Signum exclamationis“, ruft Harry Potter, und schon wirkt sein an die Wände von Hogwarts gesprayter Satz „Voldemort ist ein Schwein!“ viel lauter als ohne dieses Satzzeichen.

Das Ausrufezeichen ist der aufgedrehte Lautstärkeregler der Sprache. Oder wie Onkel Duden sagt: Es „verleiht dem Vorangehenden einen besonderen Nachdruck“. Es hat auch einen Hauch von Drill Sergeant. „Private Paula, sie weinerlicher Schwabbel, legen sie das Gewehr weg!“, waren seine letzten Worte. Rumbrüllen und Befehle erteilen liegt dem signum exclamationis im Blut, daher begegnet es uns gerne auf Verbotsschildern („Kein Rassismus nach 22 Uhr!“) und in Erpresserbriefen („Kaine Bolizei!“).

So wie die meisten Menschen ist das Ausrufezeichen aber nicht zu 100 Prozent ein autoritäres Arschloch, sondern hat auch eine freundliche Seite. Wer anderen zu Silvester einen „Guten Rutsch!“ wünscht, möchte diese Person meistens nicht schriftlich anbrüllen oder ihr etwas befehlen, sondern nur verdeutlichen, wie sehr er ihr einen angenehmen Übergang ins neue Jahr gönnt. Ältere Untertanen verwenden das Zeichen auch nach Anreden, zum Beispiel in Briefen. „Mein lieber Sohn! Wie mir zugetragen wurde, willst Du die Apotheke nun doch nicht übernehmen und Dich lieber als Aktionskünstler versuchen. Ich wünsche Dir viel Glück!“

Seit sich die Menschen immer öfter virtuell begegnen, statt zusammen ein Bier trinken zu gehen, bekommt das Ausrufezeichen zunehmend eine Funktion als Gestik- und Mimikersatz. In den Sozialen Netzwerken ist es vor allem ein Emoticon unter anderen und wird auch entsprechend inflationär und achtlos benutzt. Was das signum exclamationis für Twitterer und Facebooker so attraktiv macht, ist seine ökonomische Funktionalität, die Titelseitengestalter seit Jahrzehnten zu schätzen wissen. „…!“ ist platzsparender als eine Erläuterung, warum das eben Geschriebene wichtig sei. Das Ausrufezeichen weist auch den weniger Informierten darauf hin, gerade etwas von Bedeutung gelesen zu haben. Schreit eine Zeitungsüberschrift „Krieg!“, so könnte sich selbst der völlig apolitische Mensch fragen, ob das nicht vielleicht doch eine ernste Sache sei. Freilich korrespondieren Inhalt und Rufzeichen im Zeitalter der Massenkommunikation immer seltener, weswegen auch völlig belanglose Gegebenheiten damit beschrien werden, deren Relevanz sich allenfalls den Eingeweihten erschließt. Liest man „Sonja geht Schuhe kaufen!“, so ist das unterstreichende Ausrufezeichen nur jenen verständlich, die wissen, dass die gemeinte Sonja ein Problem mit Schuhkauf-Sucht hat und vermutlich gerade ihre Kreditkarte ausbrennen lässt. Wer diese spezielle Sonja nicht kennt, wird das Rufzeichen in diesem Fall so sehen, wie Adorno es 1956 in der deutschsprachigen Lyrik wahrnahm, nämlich als „Gebärde der Autorität, mit der der Schriftsteller von außen her einen Nachdruck zu setzen versucht, den die Sprache nicht selbst ausübt“.

Davon ableitend und den Gehalt der meisten Kommunikation in Sozialen Medien kennend könnte man sogar sagen, dass ein Ausrufezeichen ein Warnhinweis für die Nichtigkeit dessen ist, was es betonen soll. Ganz sicher trifft das zu, wenn ein Satz nicht mit einem, sondern gleich mit mehreren dieser Zeichen endet. „Odin ist endlich stubenrein!!!“ mag zwar ein verständlicher Ausdruck der Erleichterung eines Nazis darüber sein, dass er seinem Köter nach einem Jahr endlich beigebracht hat, nicht ins Wohnzimmer zu scheißen. Schön oder grammatikalisch korrekt ist das aber nicht. Die deutsche Sprache ist geduldiger, als viele befürchten, aber Satzzeichen-Kumulationen mag sie nicht. Kombinationen hingegen können durchaus sinnvoll sein. Mit einem Fragezeichen lässt sich das Ausrufezeichen beispielsweise gut verbinden, um einer Frage eine betonte Verwunderung beizumengen. So hätte Josef von Nazaret, wäre er deutschsprachig gewesen und hätte es schon die technischen Mittel dazu gegeben, telegrafieren können: „Maria ist schwanger?!“

Eine weitere erlaubte Kombi ist die von Ausrufezeichen und Klammer. Diese drückt aus, dass ein Sachverhalt besonders bemerkenswert, überraschend oder kritikwürdig ist. „Nachdem er 35 (!) Tequila-Shots getrunken hatte, zitierte er fehlerfrei (!) aus Adornos Noten zur Literatur“. Von allzu intensiver Nutzung rät die royale Sprachpolizei jedoch ab, da dergleichen das Schriftbild nicht zwingend schöner macht.

Tltr: Das Ausrufezeichen hat einen berechtigten Platz in der deutschen Sprache, aber von dessen inflationärem Gebrauch ist dringend abzuraten. Merkt euch das endlich!!

Dieser Eintrag wurde am 6. April 2016 veröffentlicht. 2 Kommentare

Das Semikolon – einige notwendige Anmerkungen.

Design by Boris Mayer

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Das Semikolon, von manchen wilden Bergstämmen auch „Strichpunkt“ genannnt, ist die Hummerzange im Besteckkasten der Satzzeichen. Nur wenige haben eine, und von diesen wenigen wissen nur wenige, wie man sie korrekt benutzt. Wie die Hummerzange ist das Semikolon ein Luxusprodukt; man könnte Hummer auch mit gewöhnlicherem Werkzeug verputzen.
Von Gastprinzessin Bernhard Torsch

Sympathisch: Der Strichpunkt ist eine sehr liberale Interpunktion in dem Sinne, als die deutsche Sprache die Verwendung meist nicht vorschreibt, sondern nur nahelegt, oftmals sogar ganz dem Geschmack der Schreiberin überlässt. In fast allen Fällen ist das Semikolon mehr Stilmittel als Notwendigkeit, was aber nicht bedeutet, dass man ganz darauf verzichten sollte.

Will man dem Leser eine Pause zwischen zwei Hauptsätzen nahelegen, aber keine so lange, wie sie ein Punkt darstellen würde, kann das Semikolon diesen Job elegant erledigen. „Sie sank ermattet auf die Chaiselongue; das Opium begann zu wirken“.

Besteht eine inhaltliche Verbindung zwischen den Sätzen, ist das Semikolon sinnvoller als dort, wo diese Verbindung nicht besteht. Sinnvoll: „Er hielt es keinen Tag ohne Eiscreme aus; der Arzt diagnostizierte eine schwere Zuckersucht“. Nicht sinnvoll: „Sie hasste Katzenbabys und Hundwelpen; ihr Flug ging in einer Stunde“.

Zwingender ist der Strichpunkt bei der Aneinanderreihung von Wortgruppen gleicher Wertigkeit, die bereits in sich Kommata haben. „Sie liebte Zigaretten; Schokolade, Torten und Valium; verregnete Frühlingstage, Katzenschnurren und Barschecks“. Sind die Begriffsgruppen beistrichslos, schaltet das Semikolon aber sofort wieder in den antiautoritären Kann-man-muss-man-aber-nicht-unbedingt-Modus. „Seine Hobbys waren: Antiquarische Bücher und Japanologie; Astronomie und Kochen; Dentalhygiene und Softsexfilme“.

Verboten und wenigstens in katholischen Schulen auch körperlich bestraft wird der Gebrauch des Semikolons in Konjunktionen. „Ich würde ihr gerne die Hand küssen; aber das erschiene ihr wohl allzu affig“. Da schüttelt es Prinzen und Prinzessinnen.

Dieser Eintrag wurde am 29. März 2016 veröffentlicht. 2 Kommentare

Die Prinzessinnen, die Trolle und die Drachen

Rosa ist hier nur die Krone!

Rosa ist hier nur die Krone!

Ein Journalismusrettungs-Märchen von Gastprinzessin Bernhard Torsch

Es war nicht einmal, sondern ziemlich genau vor einem Jahr, da beschlossen drei Prinzessinnen und ein Prinz, den Journalismus zu retten. Dem ging es nämlich gar schlecht in jenen Tagen. Sein Stöhnen und Röcheln drang bis in die Gemächer des Schlosses und den jungen Edelleuten wurde ganz elend zumute als sie sehen mussten, wie dumme und grobe Menschen das journalistische Gewerbe im Königreich zugrunde richteten.
Dagegen musste etwas getan werden, und weil jene wackeren Ritter, die einst mit dem Schutze des Journalismus beauftragt worden waren, schon seit vielen Jahren ihre ganze Kraft im Kampfe gegen das Bildnis einer einzige Windmühle aufbrauchten und der greise König sich im Hamburger Elfenbeinturm eingeschlossen hatte, wo er bei spiritistischen Sitzungen und mit vielen Spirituosen die Geister von Karl Kraus und Kurt Tucholsky zu beschwören versuchte, waren die Thronfolgerinnen auf sich allein gestellt.

Zunächst beratschlagten sich die fürnehmen Herrschaften mit den Gelehrten des Landes und erforschten ihre Herzen.
Wollten sie den Journalismus wirklich retten, so mussten sie herausfinden, was ihm denn fehlte und welche Mittel und Zaubersprüche angemessen wären, ihn zu heilen. Als die Prinzessinnen und der Prinz gerade am runden Tisch im großen Saale zu Rate saßen, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen.
Dann pochte es an der Pforte. Die Prinzessinnen ließen öffnen und sahen: Es war der Chefredakteur einer großen alten Zeitung, die den Manufakturbesitzern des Landes gehörte. Das kleine Männlein war in edlen dunklen Zwirn gekleidet und hatte ranzige Butter in sein Haar geschmiert.
Nach einer Verbeugung sagte der durch die Blätter einer erst vor kurzem ins Land gebrachten Pflanze aus fernen Landen aufgeputschte Gnom, er wüsste, weshalb der Journalismus krank sei. Es liege daran, dass die Zunftordnung nur mehr sehr lasch angewendet würde und somit jeder Bauernsohn und jede Magd Journalismus betreiben dürfe statt, wie einst im güldenen Zeitalter, nur die Söhne und Töchter der Adelshäuser. Da mussten die Prinzessinnen laut lachen ob der törichten Dünkel des Zeitungsmannes und sie schickten ihn wieder fort, nicht ohne ihn zuvor streng zu tadeln. Die Edeldamen wussten nämlich ganz genau, dass eine noble Abstammung ebenso wenig aus einem Narren einen guten Journalisten machte wie eine Ausbildung an der Jacob-Grimm-Journalistenschule. Allzu oft hatten die Prinzessinnen auf Bällen mit Fürstensöhnen getanzt, deren geistiger Horizont trotz Journalismusdiplom nicht weiter reichte als ihr Gemächt und die weniger im Kopfe hatten als so mancher Hofnarr. Und fast ebenso oft waren sie bei ihren Streifzügen durch die Zeitungen und Blogs des Königreichs auf einfache Schneiderlein und Ziegenhirtinnen gestoßen, die Texte von erlesener Schönheit stricken konnten und die Dinge klarer sahen als selbst die höflichen Berater.

Die Beratungen der Prinzessinnen dauerten viele Tage lang an, denn auch wenn die Königstöchter und der Königssohn das Reich stets in großer Einheit regierten, so waren sie doch nicht immer einer Meinung.
Einmal sagte eine Prinzessin, das Internet sei schuld am Siechtum des Journalismus, dann meinte eine andere, es liege wohl eher an der Gier nach dem Golde und dem daraus entstehenden kurzsichtigen Geiz der Herausgebergilde. Die dritte Prinzessin wiederum machte den Zaren der Reußen verantwortlich, der mit viel Gold fahrende Ausrufer bezahlte, auf dass diese die Untertanen der Prinzessinnen mit falscher Nachricht verwirren sollten. Als nach langen Debatten die völlige Ermattung drohte und selbst Erdbeertörtchen aus der königlichen Bäckerei die Prinzessinnen nicht mehr aufmuntern konnten, erzählte Prinz Leo eine seiner berühmten Schnurren über den Aberglauben des Volkes an Chemtrails und sorgte auf diese Art wieder für fröhliches Gelächter im Schlosse. Und mit einem Male wussten alle, was getan werden musste.

So zimmerten dann die Prinzessinnen mit der Hilfe besonders treuer Untertanen ihre eigene Verkündigungsplattform, auf der nicht nur die royalen Dekrete verlesen wurden, sondern auch ausgesuchte Barden schöne Gesänge vortragen durften. Im Laufe der Monate vernahmen immer mehr Menschen die wahren und hübschen Erzählungen und weil sich viele Journalisten schämten, desgleichen nicht selber zusammengebracht zu haben, bemühten sie sich fürderhin, bessere Schreiber und Menschen zu werden.
Der Journalismus erholte sich langsam und es würde nur mehr eine Frage der Zeit sein, bis er unter dem huldvollen Lächeln der Prinzessinnen nicht bloß zu alter Stärke zurückfände, sondern gar besser würde als je zuvor.
Das war allen ein Wohlgefallen, nur die Drachen und Trolle, die sich im Lande breit gemacht hatten als der Journalismus im Siechenhaus gelegen war, fürchteten sich, denn sie ahnten, dass ihre Zeit bald ablaufen würde.

Geburtstagsglückwünsche, die wir leider nicht annehmen konnten

www.flickr.com/photos/eldriva/

www.flickr.com/photos/eldriva/

Heute feiern wir uns einjähriges Jubiläum! Die Redaktion ist rosast dekoriert, der Erdbeersekt gekühlt und die Törtchen gezuckert!
Unter den zahlreichen Geburtstagsglückwünschen, die die Prinzessinnenreporter heute zu ihrem Einjährigen erreichten, waren auch einige, die wir leider nicht annehmen konnten:


Bundespräsident Gauck wollte Prinz Leo zum Geburtstag umarmen und knuffen. Der Zeremonienmeister musste einschreiten und den Buprä in ein unsicheres Herkunftsland (DDR) abschieben.


Prinzessin Elke hat mit einer sehr huldvollen Geste Wolf-Dieter Poschmann den angebotenen Moscow Mule mit Gurkenmatsch über den Kopf gekippt.


„Keinen Fußbreit den Poschisten!“, schmetterte Prinzessin Ramona, dem mit mehreren Schuhkartons anwanzenden Ulf Poschardt entgegen.


Jan Fleischhauer wollte auf der Prinzessinnenhomepage einen schleimigen Glückwunsch hinterlassen, scheiterte aber an einer einfachen Rechenaufgabe, die der Royal Tech Chief Boris Mayer als Nichtqualitätsleserhürde eingebaut hatte.


Helmut Markwort forderte Prinzessin Marit zum Tanz beim Bundespresseball auf. Wegen eines mehrtägigen Lachanfalls mußte sich Prinzessin Marit vom Zeremonienmeister entschuldigen lassen.


Hamburgs Bürgermeister und Brechmitteleinsatzleiter Olaf Scholz wollte Prinzessin Svenna ihren Herzenswunsch erfüllen und den Fernsehturm für sie persönlich freigeben, nahm aber leider das Wort „Tele-Michel“ in den Mund. Was dann passierte, möchten Sie gar nicht wissen.


Kai Diekmann bot uns an, eine taz -Ausgabe zu gestalten. Abgelehnt. Aus Verzweiflung über die Ablehnung bettelt Diekmann nun, daß wir seine Fresse gestalten (Fressefreiheit). Angenommen, da Prinz Kasimir seine frisch geschärften Krallen ausprobieren möchte.


Alphamännchen Harald Martenstein schickt uns seine getragenen rosa Schlüpfer. Return to sender, weil sie unserem Zeremonienmeister Fritz von Tietz nicht passen (mehrere Nummern zu klein).


Herr Matussek fragte an, ob er nicht wenigstens bei uns im Weinkeller tätig werden dürfe, aber wir haben diesbezüglich keinerlei Bedarf, da dieser Bereich unseren Dauergastautoren Bernhard Torsch, Benjamin Weissinger und S
amael Falkner vorbehalten ist. Die müssen es ja irgendwie mit uns aushalten …


Stefan und Dieter von Holtzbrinck wollten mit uns über eine Printausgabe der Prinzessinnenreporter verhandeln, aber sie hatten leider nicht ausreichend finanzielle Mittel uns unseren täglichen Erdbeerbedarf zu finanzieren.


Nichtsdestotrotz machen wir heute natürlich Party. Und morgen auch noch. Und übermorgen. Also noch die ganze nächste Woche und den gesamten Monat, der extra wegen unserer Feierlichkeiten noch einen Tag dran gehängt hat.

Dieser Eintrag wurde am 3. Februar 2016 veröffentlicht. 1 Kommentar

Gegen Katerstimmung – eine Jahresvorschau, die Hoffnung macht

Die Zukunft wird rosa!

Die Zukunft wird rosa!

Wir wären keine Prinzessinnen, wenn wir nur eine Jahresvorschau hätten.

Heute verrät Gastprinzessin Bernhard Torsch, wie 2016 wird:

In die Zukunft zu sehen, ist nur wenigen vergönnt. Mir zum Beispiel.

Jänner: Paul McCartney und Ringo Starr sterben durch einen Meteoriteneinschlag, als sie gerade das Mastering eines verschollen geglaubten Beatles-Albums überwachen. Der Jet, mit dem Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts zum Begräbnis der Kollegen fliegen, stürzt ab und erschlägt David Bowie in dessen Villa, wo Madonna zum Tee weilt. Als Van Morrison während eines Konzerts mit David Gilmour davon erfährt, erleidet er eine tödliche Herzattacke und plumpst Gilmour auf die Füße. Der stolpert und bricht sich an Ginger Bakers Schlagzeug das Genick, woraufhin Baker vom Hocker fällt und von den eigenen Drumsticks aufgespießt wird. Beim Lemmy-Tribute-Konzert im Hyde Park schlägt der Blitz genau dann ein, als Black Sabbath zusammen mit Alice Cooper, AC/DC und Iron Maiden „Ace Of Spades“ spielen. Roger Waters kommt ums Leben, als jugendliche Palästinenser seinen Rolls Royce unter Steinen begraben.

Auch im Jänner: Wenige Minuten nach den oben geschilderten Vorfällen brechen die Facebook-Server unter einer Flut von „RIP“-Postings zusammen. Als es wieder läuft, herrscht unter den Usern Chaos, weil alle ihre Titelbilder geändert haben und keiner mehr weiß, wer wer ist. Die Zyniker der traditionellen Medien profitieren kurzfristig, da sie für alle gestorbenen Stars bereits fertige Nachrufe in den Schubladen haben.

Februar: Islamistische Terroristen zünden in London eine Atombombe. Jakob Augstein schreibt dazu einen Kommentar über die harte Kindheit der Terroristen und freut sich, dass nun ein „Gleichgewicht des Schreckens“ herrsche.

März: Justus Wertmüller exkommuniziert Ivo Bozic. Letzterer gibt in einer Presseaussendung bekannt, dass er Wertmüller nie als Papst anerkannt habe.

April: Der „Focus“ gründet ein voll junges, radikales Internetmagazin und nennt es „voll radikal jung“. Für 15 Euro pro Beitrag schreiben Menschen unter 25 über Sachen, die den zuständigen Redakteuren über 40 durch die Köpfe gehen, also vor allem über junge Menschen beim Sex.

Mai: Die israelische Regierung kündigt an, das Tragen von Socken verbieten zu wollen. Deutsche Antideutsche fallen jeden wütend an, der das doof findet.

Juni: Die Regierung Merkel verschärft erneut die Fremdengesetze. Asyl bekommt nur noch, wer mit einem amtlichen Dokument eines Verfolgerstaates beweisen kann, dass er verfolgt wird. Alle anderen, die es bis Deutschland schaffen, werden bis zur Abschiebung in Arbeitslager gesteckt. Nationale wie internationale Medien loben Merkel für ihre mutige Großherzigkeit. Die CSU droht wegen dieser „naiven Gutmenschelei“ mit der Abspaltung Bayerns. Die Irrenanstalten füllen sich mit Menschen, die die Kluft zwischen medialer Darstellung und Realität der Merkel-Administration nicht mehr ertragen und durchdrehen.

Juli: In Griechenland, Spanien und Portugal putschen faschistische Militärs. Die EU schickt einen empörten Brief. Der IWF fordert die neuen Regenten auf, die Gelegenheit zu nützen, um die Kinderarbeit einzuführen. Papst Franziskus mahnt zur Ruhe. Deutschland schweigt zu den Vorfällen, da alle die gewonnene Fußball-EM feiern. Wer darauf hinweist, dass dies angesichts der ausgefallenen spanischen, griechischen und portugiesischen Mannschaften so schwer nicht war, wird als Miesmacher beschimpft.

August: Seit Wochen leidet Europa unter einer noch nie dagewesenen Hitzewelle. In Berlin hat es tagsüber bis zu 48 Grad im Schatten. Bei einem Pegida-Aufmarsch bricht ein Wutgreis unter seinem „Klimalüge“-Schild zusammen. „Bild“ titelt: „Ächz, stöhn, schwitz“. Zuwanderer aus Südeuropa, Afrika und dem Nahen Osten fangen zaghaft an, kurze Ärmel zu tragen. In Hamburg wird ein Mann, der auf Twitter „endlich mal richtig Sommer“ geschrieben hat, von einem wütenden Mob erschlagen.

September: „Kalif“ Abu Bakr al-Baghdadi kommt bei einem Luftangriff ums Leben. Sofort entbrennt ein 15-Fronten-IS-Binnenbürgerkrieg um seine Nachfolge. Jakob Augstein kritisiert in einem Kommentar den „Mord“ und fragt, warum man al-Baghdadi nicht verhaftet und vor Gericht gestellt habe.

Oktober: Die Grippeerkrankung eines chinesischen Immobilien-Tycoons lässt weltweit die Aktienmärkte zusammenbrechen.

November: Donald Trump ist der neue Präsident der USA. Seine erste Amtshandlung ist das Verbot aller Toupet-Witze. Anschließend erklärt er dem Mars den Krieg, denn dieser sei „ein roter Planet“.

Dezember: Die Prinzessinnenreporterinnen haben den Journalismus gerettet. Dankbare Medienzaren spendieren den Heldinnen königliche Apanagen auf Lebenszeit. In einer weltweit live übertragenen Pressekonferenz winken Elke Wittich, Ramona Ambs, Marit Hofmann, Svenna Triebler, Leo Fischer und Prinz Kasimir huldvoll.

Dieser Eintrag wurde am 1. Januar 2016 veröffentlicht. 2 Kommentare

2015 – ein Resümee in Rosa

w5Das Jahr geht zu Ende – Zeit für eine weiteren royalen Rückblick! Schließlich haben die Prinzessinnenreporter – was die journalistische Zeitrechnung betrifft, bereits jetzt, nach wenigen Monaten – Epoche geschrieben. Nicht nur, dass wir die Journalismusrettung vorantreiben – nein, wir haben inzwischen ein rosarotes Imperium erschaffen, das sogar Adorno goutiert hätte. Die ersten Medienberichte über uns fanden sich in der FAZ, es folgten ein Interview mit den Ruhrbaronen, Berichte bei Meedia  und Turi2, Empfehlungen von Heise und Bildblog.

Man hat sofort gemerkt: Hier geht etwas Großes vor sich! Wir waren nicht nur unersetzlich als humoristische Sterbebegleitung für die Krautreporter, sondern auch sehr wichtig für die mentale  und optische Ausbildung einer Qualitätsleserschaft, die würdige Texte in einem rosa Rahmen zu schätzen weiß. Außerdem haben wir das Genre der getanzten Reportage nicht nur begründet (Dank, Prinzessin Marit!), sondern zur Höchstleistung vollendet (nochmals danke an Prinzessin Marit und Hofzeremonienmeister Fitz Tietz) und nebenbei Olympia in Hamburg verhindert. Wir haben Journalisten portraitiert und ihnen ein Gesicht gegeben, wir haben Dekrete erlassen zu wichtigen und aktuellen gesellschaftlichen Debatten und zum Umgang mit Erdbeercroissants und zum korrekten Mixen von Moscow Mules  (special thanks to Princess Elke)! Wir haben Nebensätze gekürt, Lob und Tadel ausgegossen, vor grüßenden Nachbarn gewarnt  (Merci und Grüße an Prinz Leo), Medienvertretern beigebracht, wie man die AFD ignoriert (danke, Prinzessin Svenna!), Übergriffe auf die Lügenpresse dokumentiert (Tapferkeitsmedaille für Prinzessin Elke!) und die Schuhproduktion angekurbelt (merci beauschuh, Prinzessin Ramona!). Außerdem sind wir die einzige Redaktion mit einem Kater als ständiges Redaktionsmitglied, was als wichtiger Beitrag zum Weltfrieden und zum Imagewandel der im Internet völlig vernachlässigten Gattung der Katze anerkannt werden sollte.

Wir danken unserem Hofzeremonienmeister Fritz Tietz, unserem Royal Tech Chief Boris Mayer, unserem Demokratiebeauftragten Benjamin Weissinger, der Kronendesignerin Michaela Lorei sowie unseren Gastautoren Bernhard Torsch, Stefan Laurin, Samael Falkner und allen Qualitätsuntertanen.

Auf ein royales 2016, Platz da für die Prinzessinnenreporter!